Ballonfahrerin muss den Wind verstehen, um anzukommen

Ballonfahrerin im Korb ihres Heißluftballons.
Lena Mittermair ist Ballonfahrerin. Von der Ballontaufe bis zur Flugschule – wie aus einer Kindheitsfaszination eine Berufung wurde und ein Hobby, von dem sie gerne erzählt.

An ihre erste Fahrt mit einem Heißluftballon kann sich Lena Mittermair kaum erinnern. Deutlich klarer hat die 27-Jährige ihre anschließende Ballontaufe vor Augen. Zurück auf festem Boden, wurden die Haarspitzen der Ballonfahrt-Debütantin mit einem Feuerzeug leicht angekokelt und mit Sekt gelöscht.

„Mit dem Feuer, das uns getragen hat und dem Wasser, das wir lieben“, rezitiert Mittermair die offiziellen Worte des Rituals. Die Praxis soll an die erste von zwei Adeligen durchgeführte Ballonfahrt erinnern.

Du bist so abhängig von den Winden. Das ist wie ein Abenteuer, jedes Mal.

von Lena Mittermair

Heißluftballon-Pilotin

Aus diesem Grund erhalten die frisch Getauften ebenfalls einen passenden Titel. „Ich bin Prinzessin Lena, die tapfere Stierwascherin von Rosengarten zu Lengau“, stellt sich Mittermair scherzend vor.

Abenteuerliches Hobby

Ihren adeligen Namen muss sich die Heißluftballon-Pilotin schon lange merken – bereits mit fünf Jahren stand sie erstmals im Korb. „Ich bin damit aufgewachsen“, so Mittermair. Ihr Vater habe in ihr die Begeisterung für den Nischensport geweckt und mit ihr von klein auf regelmäßig Ballontreffen besucht. „Man kennt dann doch irgendwie jeden, weil es nicht so viele gibt“, sagt Mittermair.

Zwei Personen im Korb eines Heißluftballons auf einem Feld.

Erzählt die 27-Jährige außerhalb der Heißluftballon-Gemeinschaft von ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung, blickt sie häufig in erstaunte Gesichter. Fragen wie: „Was, das kann man selber machen?“, sind laut Mittermair keine Seltenheit. Denn viele hätten zwar schon einmal einen Ballon gesehen, einige seien auch schon einmal mitgefahren, Hobby-Luftfahrerinnen und Hobby-Luftfahrer kennen jedoch die wenigsten. Die gebürtige Steirerin freut sich in solchen Momenten, von ihrer Passion zu berichten: „Es sind alle sehr interessiert und das ist auch schön. Darüber reden zu können.“

Mittermair hat ihre Ausbildung an der Flugschule des Union Sportfliegerklubs Krems absolviert. Auf die Praxis wird mit rund 20 Schulungsfahrten großer Wert gelegt. Die Theorie sei nicht minder wichtig. „Du musst den Wind verstehen“, sagt Mittermair. „Das Ballonfahren ist unheimlich wetterabhängig.“

Bis heute ist die Wahl-Wienerin beim USFC Krems Mitglied und nutzt die Luftfahrzeuge ihres Vereins. Einen eigenen Ballon besitzt die 27-Jährige nicht. „Das wäre sehr aufwendig. Du brauchst immer Korb, Gasflasche, Hülle, einen Anhänger und ein Auto, das den Anhänger ziehen kann“, zählt sie auf. Der Ballon müsse zudem jährlich überprüft werden.

Bevor Mittermaier in den Korb steigt, hat die 27-Jährige bereits die ungefähre Route vor Augen, weiß, wie sich die Winde in den jeweiligen Höhenlagen verhalten und wo sie in etwa landen möchte. Um ein Ziel zu erreichen, sei es notwendig, wirklich zu verstehen, wie sich die Luft bewegt. „Natürlich, wenn du öfter fährst, bist du es mehr gewohnt“, räumt Mittermair ein. „Aber es ist jede Fahrt so unterschiedlich und so ein Abenteuer, die verschiedenen Winde zu finden. Und das ist echt spannend.“

Viele bunte Heißluftballons steigen in den blauen Himmel auf.

Der Heißluftballon unterscheide sich deutlich von anderen Fortbewegungsmitteln in luftigen Höhen wie etwa Paragleitern, Gleitschirmfliegern oder Hubschraubern. „Weil du stehst quasi da oben“, beschreibt Mittermair. Es sei wie eine Art Balkon. „Dadurch, dass wir mit dem Wind fahren, ist es immer windstill und du merkst die Geschwindigkeit nicht“, so die 27-Jährige. „Und dann stehst du da, nichts um dich, alles leise, nur das Brennergeräusch ohne Motor. Das ist einfach so faszinierend und echt schön.“

Fahren im Luftmeer

Bis heute sei die Ballonfahrt stark von der Natur und einem seit Jahrhunderten überlieferten Wissen abhängig. Das habe den Luftsport traditionell bleiben lassen. „Der Heißluftballon war das erste Flugobjekt 1783“, erklärt Mittermair. Von der Seefahrt habe man sich viel abgeschaut. Die Matrosen seien im Lesen der Sterne und für den richtigen Einsatz des Windes geschult gewesen. „Darum ist viel übernommen worden“, so Mittermair. Unter anderem auch Teile der Sprache. „Wir sagen immer: Fahren im Luftmeer“, sagt die Pilotin.

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