Erklärungsversuche bei der ÖVP: "Protest hat die Bilanz geschlagen"
Schlussendlich gab es dann doch noch Applaus für ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Als sie am späten Sonntagabend das City-Hotel in St. Pölten betrat, wurde sie von ihren Funktionären sehr freundlich empfangen.
Auch ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer und weitere schwarze Regierungskollegen waren mit von der Partie, als bei Wein und Bier der Wahlabend analysiert wurde.
Stunden zuvor herrschte in den Klubräumen der ÖVP noch eine düstere Stimmung. Als der schwarze Balken auf dem TV-Schirm vor Klubobmann Klaus Schneeberger und Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner bei 39,9 Prozent stoppte, blieben das Team der Volkspartei stumm.
Mikl-Leitner im Interview
Zu hören waren im Anschluss nur die vielen Erklärungsversuche, warum die Volkspartei eine historische Niederlage einstecken musste. „Der Protest hat unsere Bilanz geschlagen“, sagte Schneeberger, der auch Bürgermeister von Wiener Neustadt ist. Themen wie Teuerung und Asyl wären den Freiheitlichen zugutegekommen, erläuterte Schneeberger.
Niederösterreich hat gewählt: Der Wahltag in drei Minuten
Er verwies gleichzeitig darauf, dass der Abstand zu FPÖ und SPÖ nach wie vor groß sei. Schneeberger ist bei diesem Urnengang übrigens nicht mehr angetreten, deshalb muss sich die ÖVP nun auch auf die Suche nach einem Nachfolger machen.
„Unzufriedenheit“
Dieser Nachfolger könnte Bernhard Ebner heißen, der den Wahlkampf für die Volkspartei organisiert hat. Er war es auch, der klarstellen musste, dass Johanna Mikl-Leitner Landeshauptfrau von Niederösterreich bleiben werde. „Sie hat wie eine Löwin gekämpft“, sagte Ebner.
Aber auch hier Erklärungsversuche: Eine Protestbewegung habe zu einer aufgeheizten Stimmung geführt, so der Parteimanager. Die Welle sei ausgelöst worden durch weltweite Krisen und Unzufriedenheit sowie „Bundesthemen, die die Diskussion auch im Land bestimmt haben“.
Gleichzeitig betonte er: „Gut ist, dass wir Blau-Rot verhindern konnten.“ Ab Montag gehe es darum, das „Miteinander in den Mittelpunkt zu stellen“, sagte der sichtlich betroffene Politiker.
Fest steht, dass sich der schwarze Landtagsklub deutlich verkleinern wird. Geht es nach der letzten Hochrechnung bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe, sind sechs Mandate weg. Bislang hatte die ÖVP im Landesparlament 29 Sitze inne und lag damit deutlich vor der SPÖ (13), FPÖ (8), Grüne (3) und den Neos (3). Diese Machtverhältnisse habe sich seit Sonntag verschoben, die Freiheitlichen haben sechs Mandate dazugewonnen.
Die Suche nach einem Koalitionspartner hat für die ÖVP bereits begonnen. Vielleicht sogar schon bei dem Fest im City-Hotel, das diesmal ganz leise ausfiel.
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