Eine sichere Leitung für den Heimweg

Via Handy-App kann man die Hotline auch erreichen
Wiener Neustadt schließt sich Grazer Modell an und bietet in der Nacht Unterstützung mit einer Hotline

Der typische Anrufer ist weiblich, zwischen 20 und 25 Jahre alt und auf dem nächtlichen Nachhauseweg von Freunden oder einer Party in einer beklemmenden Situation. Zwei Jahre ist es her, dass die Stadt Graz als Service für verängstigte Bürger eine telefonische Service-Hotline – das „Heimwegtelefon“ – eingerichtet hat ( 0316/872/2277). Ordnungshüter der Stadt begleiten am Telefon verunsicherte Frauen, bis diese daheim angekommen sind. Mit Wiener Neustadt (NÖ) schließt sich nun die nächste Stadt an die Telefonhotline der Grazer an (zu erreichen unter 02622/373/333).

Die Schul- und Fachhochschulstadt Wiener Neustadt ist für ihre Lokal- und Nachtszene bekannt. An den Wochenenden tummeln sich junge Menschen rund um die Lokalmeile und Discos in der Stadt.

Vergewaltigung

Eine sichere Leitung für den Heimweg

Wiener Neustadt startet am 31. Oktober

Zuletzt gab es in diesem Zusammenhang einen Zwischenfall. In der Nacht auf den 2. Oktober soll nach einer Lokaltour ein erst 17-jähriges Mädchen mitten im Zentrum – auf dem Domplatz – von einem Unbekannten vergewaltigt worden sein, der das Mädchen zuvor verfolgt haben soll.

„Gerade das Thema Sicherheit beim nächtlichen Heimweg ist vor allem für Frauen immens wichtig. Mit dem Heimwegtelefon können wir hier einem Unsicherheitsgefühl entgegenwirken und die Frauen in der Stadt unterstützen“, erklären Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) und Sicherheitsstadtrat Philipp Gerstenmayer (FPÖ). Ein Blick nach Graz hat den Stadtverantwortlichen gezeigt, dass man dafür das Rad nicht neu erfinden muss. In der steirischen Landeshauptstadt gibt es seit November 2016 ein erprobtes Service, mit dem man sich „besonders zufrieden“ zeigt.

Mitarbeiter des Grazer Ordnungsdienstes, die vom Kriseninterventionsteam Steiermark eigens geschult wurden, besetzen dort freitags, samstags und an den Abenden vor einem Feiertag von 22 bis 3 Uhr Früh die Heimweg-Hotline. „Sie geben den Anrufern in unangenehmen Situationen auf dem Heimweg das Gefühl, nicht alleine zu sein“, erklärt der Sicherheitsmanager der Stadt Graz, Wolfgang Hübel. Durchschnittlich gab es bisher zwischen zwei und fünf Anrufe pro Nacht. Diese dauern laut Hübel zwischen zwei und 40 Minuten. „An Abenden, wo große Veranstaltungen sind, ist natürlich mehr los als an verregneten Nächten, wo kaum jemand auf der Straße unterwegs ist“, erklärt der Chef der Abteilung Sicherheitsmanagement und Bevölkerungsschutz.

Obwohl die Ordnungshüter am Telefon schon mitgehört haben, wie einer Frau am Nachhauseweg durch den Park von einem Dealer Drogen angeboten wurden, hat keiner der Anrufe bisher zu einem Polizeieinsatz geführt. Dabei verfolgen die geschulten Ordnungshüter die Wege der Anruferinnen auf einem Online-Stadtplan und rufen sofort die Polizei, wenn es brenzlig werden sollte. Über die Heimweg-App kann man die Hotline mit nur einem Tastendruck direkt anwählen.

Auch die Anrufe aus dem niederösterreichischen Wiener Neustadt treffen mit Start der Aktion ab dem 31. Oktober in Graz ein. Eigene Stadtpläne und Ansprechpartner der hiesigen Polizei liegen dafür im Grazer Büro bereit. Das Service kostet der Stadt Wiener Neustadt 4000 Euro pro Jahr.

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