Die Bullen kommen: Ein Dorf liegt im Fußballfieber

Statt Training errichten Spieler und Funktionäre im Stadion eine Minitribüne für den Zuschaueransturm
Zur Hitze kommt das Fußballfieber. Weil am Sonntagvormittag Österreichs Top-Kicker und Champions-League-Starter Red Bull Salzburg gegen die Ortsmannschaft zum Cup-Spiel aufläuft, herrscht im kleinen Ardagger im niederösterreichischen Mostviertel der Ausnahmezustand. „Alle sind sie fußballnarrisch“, heißt es hier seit Wochen.
Und die „Fußballnarrischen“ in der 3.000-Einwohnergemeinde kommen wirklich auf ihre Kosten. Hat doch der kleine, aber sorgsam geführte FCU Ardagger/Viehdorf eine unerwartet traumhafte Saison hinter sich. Erstmals in der Vereinsgeschichte landete die Meisterschale der 1. NÖ Landesliga in Ardagger. Damit war der Aufstieg in die Regionalliga Ost, Österreichs dritthöchste Kicker-Liga, fix.

Top-Rasenqualität soll die Champions League-Starter am Sonntag überraschen
Jahrhundertspiel
Die Euphorie bei den Fans und im Klub war kaum verstummt, „da hat uns das Hammerlos in der ersten Runde des ÖFB-Cups gegen die Bullen getroffen“, schildert FCU-Obmann Markus Hagler. Ein Jahrhundertspiel für den Verein. „Das muss unbedingt im eigenen Stadion stattfinden, darüber gab’s keine Diskussion“, so Hagler. Sofort sei aber auch klar gewesen, dass die eigene Spielstätte für den Ansturm der Fans zu klein ist und die Tickets für das Cup-Spektakel gegen die Bullen so umkämpft wie nie sein werden. „Die Karten waren dann in kürzester Zeit weg, bei mir klingelte das Handy fast durchgehend. Ich wusste nicht, dass ich so viele Freunde habe“, sagt der Vereinschef lachend.

Freude über Meistertitel war riesig: Obmann Markus Hagler (r.)
Weil man ohnehin vorhatte, die Tribüne zu erneuern, wurde das Projekt in Windeseile vorgezogen und das Stadion mit viel Fleiß und Raffinesse interimistisch für 2.500 Zuschauer adaptiert – um 1.000 mehr als in der Landesligazeit. Die Zuschauermasse sei erfreulich, aber auch eine Herausforderung. „Sicherheitskonzept, Behördengenehmigung, Gästefansektor oder Verpflegung sind andere Kategorien“, schildert Hagler. Unglaublich viel Arbeit, aber nicht umsonst ist das Vereinsmaskottchen ein Saurier.
Arbeit statt Training
Dutzende Freiwillige sind in den vergangenen Wochen fast täglich im Stadion zu finden. Die Feuerwehr rückte zu Reinigungsarbeiten an, und in den letzten Tagen waren bei Gluthitze die Kaderspieler und Funktionäre ständig am Platz anzutreffen. Nein, Erfolgstrainer Michael Unterberger hatte die Amateurtruppe nicht zum Extratraining vergattert. Gemeinsam schlichtete man 700 Paletten, um Stehplatzgästen kleine Minitribünen bieten zu können. „So ein Spiel werden wir so schnell nicht mehr erleben“, wissen die Spieler Ferdinand Unterbuchschachner und Martin Grubhofer.

Saurier als SCU-Maskottchen fiebert den Bullen entgegen
Die Salzburger kommen mit 350 Fans. Überraschen wollen die Mostviertler die Salzburger Stiere mit viel Begeisterung, taktischen Kniffen, aber vor allem mit der Qualität des Spielfeldrasens. „So einen Rasen gibt’s in ganz Österreich nicht“, ist Ardaggers Bürgermeister Johannes Pressl stolz auf die Spielstätte. Der natürlich am Sonntag mitfiebert – wie das gesamte fußballnarrische Ardagger.
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