Edelsteine statt kühlem Nass im Mandlgupf

Die Gemeinde wird das Grundstück künftig verpachten.
Von Anna Mayr
In vielen niederösterreichischen Gemeinden sind Freibäder in die Jahre gekommen – besonders zeigen sich die Spuren der Zeit am Freibad Pöggstall (Bezirk Melk). Die Fassade der Gebäude bröckelt, seit 2020 wurde das große Becken nicht mehr eingelassen, auf der Liegeflächen finden sich keine sonnenden Badegäste mehr – die Türen sind verschlossen.
Zuerst wollte man das "Mandlgupf“ sanieren – doch die Kostenschätzung von einer Million Euro waren für die Gemeinde nicht stemmbar. Statt das Gelände dem Verfall zu überlassen, will die Gemeinde nun eine völlig neue Attraktion errichten: einen Edelsteinpark. Das Konzept ist nicht neu, bereits in Niedernsill (Salzburg) wird ein solcher Park betrieben, auch im Pielachtal (Bezirk St. Pölten) konnte man Edelsteine schürfen und Gold waschen. Bis im Herbst das Hochwasser die Anlage zerstörte und ein Aufbau nicht mehr möglich war.
Ganzjährige Attraktion
Vizebürgermeister Martin Ballwein (ÖVP) erklärt: "Wir wollten dem Ort eine neue Attraktion bieten, die mehr als nur im Sommer funktioniert – ganzjährig nutzbar, für Familien und Touristen.“ Ab Herbst 2025 sollen die Umbauarbeiten starten, im Sommer 2026 soll die Attraktion fertiggestellt sein.
Die Gebäude aus den 50er- und 60er-Jahren werden renoviert, ebenso kann das Edelstahlbecken für den Edelsteinpark genutzt werden. Kosten entstehen für die Gemeinde dadurch keine, sie verpachtet das Gelände nur.
Der Betrieb von Freibädern ist vielerorts zur finanziellen Belastung geworden. Zuletzt schlugen auch Mödling und Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) Alarm: Der laufende Betrieb führe dort zu jährlichen Verlusten in Millionenhöhe, gleichzeitig seien beide Anlagen sanierungsbedürftig. In Hainburg bleibt das Bergbad heuer sogar geschlossen – wegen Personalproblemen und einer defekten Chlor-Anlage.
Forderung nach Badförderung
Finanzierungsprobleme der Gemeinden kritisiert auch die SPÖ Niederösterreich. Gemeinden würden mit den steigenden Kosten zunehmend allein gelassen. Die SPÖ fordert deshalb ein neues Landesfördermodell für Frei- und Sommerbäder.
Doch ÖVP und FPÖ lehnten die Initiative im Landtag ab. "Freibäder sind freiwillige Einrichtungen und fallen in die Gemeindeautonomie. Das Land muss sich auf systemrelevante Bereiche wie Gesundheit, Pflege oder Bildung konzentrieren“, heißt es dazu seitens der ÖVP. Von der FPÖ gibt es dazu keine Stellungnahme.
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