"Dieser Winter war ein Stresstest für die Lifte"

Sonnenschein, frisch verschneite Bäume sowie eine g’führige und dicke Schneedecke – auf das Hochkar in 1.808 Metern Höhe in den Voralpen können sich die Ski-Fans in Ostösterreich auch anfang April verlassen.
Noch bis Ostermontag drehen sich am Ski-Berg bei Göstling die Lifte. Alle anderen Bergbahnen in Niederösterreich haben den Winterbetrieb bereits eingestellt. Eine von Wetterkapriolen geplagte Saison geht zu Ende. Nicht die erste.
Nicht unzufrieden
Aber, obwohl sich die Besucherzahlen mit etwas über einer halben Million Liftgästen nur auf dem Niveau der beiden stark von Corona gedämpften Vorjahre einpendeln, sind die Bergbahnbetreiber nicht unzufrieden. Denn es ist in einem von Klimaveränderungen geprägten Winter mit großen Anstrengung doch gelungen, sich zu behaupten.

Tourismusforscher Robert Steiger von der Uni Innsbruck
„Der April ist noch offen, aber wir dürften einen der wärmsten, wenn nicht überhaupt den wärmsten Winter der letzten Jahre erlebt haben. Wer sich heuer behaupten konnte, ist auch für die nächsten Winter ganz gut gerüstet“, meint dazu Tourismusforscher Robert Steiger von der Uni Innsbruck. Er spricht von einem Stresstest, dem sich die Wintersport-Dorados heuer nicht nur in NÖ, sondern in ganz Österreich zu unterziehen hatten. „Wintermonate, wie diese werden die Regel. Es wird nur noch Ausreißer mit schlechteren, aber auch welche mit besseren Bedingungen geben“, beschreibt der Professor die Folgen des Klimawandels.
In ihrer Bilanz stößt den nö. Bergbahnbetreibern die ungewöhnliche Wärmeperiode im Dezember 2022 auf. „Wir haben rund 15 Prozent weniger Betriebstage aufzuweisen, als dies normalerweise der Fall ist“, macht NÖ-Seilbahnenvertreter Michael Reichl vom Skigebiet Jauerling die Wärme zum Saisonstart und rund um Weihnachten dafür verantwortlich.
Rettung
Die Saison gerettet hätten dann die guten Bedingungen und der überdurchschnittliche Gästebesuch im Februar und in den Semesterferien. Als Branche habe man aber auch bewiesen, dass man Durchhaltevermögen besitze und den Erholungssuchenden aus den Städten sehr wohl das nahe Ski-Erlebnis bieten könne, ist Reichl stolz.

Geschäftsführer Markus Redl: ecoplus Alpine
Das bestätigt auch Markus Redl, Chef der landeseigenen ecoplus Alpin GmbH. mit den Skigebieten Hochkar, Lackenhof, Annaberg und Mönichkirchen.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leiner, in der neuen nö. Regierung für den Tourismus verantwortlich, verweist in ihrem Resümee auf die 40 Millionen Euro Wertschöpfung, die die Lifte den Regionen bescherten und auch auf den gesundheitlichen Wert von Familienerlebnissen und Bewegung in der Natur.
Flexibilität
Die Skigebiete hätten im Winter „höchste Flexibilität bewiesen“, lobt Mikl-Leitner und verweist darauf, dass in den Ski-Dörfern in den Weihnachtsferien mangels Schnee kurzerhand die Werbetrommeln für Sommerattraktionen, wie die Sommerrodelbahn oder das Wandern gerührt wurden.
„Diese offensive Art, im Winter spontan Sommerangebote zu bewerben wie in Niederösterreich, hat es sonst noch nirgends gegeben“, beurteilt Uni-Professor Steiger. Der Trend, für die Wintergäste beim Wegfall der Pistengaudi Alternativprogramme parat haben zu müssen, sei aber nicht mehr zu stoppen, ist er überzeugt.
Vorreiterrolle
Markus Redl von ecoplus Alpin sieht NÖ da sogar in einer Vorreiterrolle. „Strategische Weichenstellungen und teilweise schwierige Entscheidungen wurden bei uns vielfach schon gemacht“, verweist er auf das drastisch verkleinerte, aber in der Infrastruktur verbesserte Skigebiet Annaberg oder auf die Schaffung der Wexl-Arena in St. Corona.

In der Wexl-Arena in St. Corona nehmen die Biker bereits volle Fahrt auf
Übrigens ein Beispiel für Flexibilität: Auf den Mountainbike-Trails und der Rodelbahn startet am Osterwochenende die Sommersaison.
Wobei die Biker eigentlich schon seit einer Woche aktiv sein dürften, aber vom Wintereinbruch noch einmal gebremst wurden.
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