Der Schmähbruder schießt gerade den Vogel ab

Der Schmähbruder schießt gerade  den Vogel ab
Kabarettstar Alex Kristan darf sich über ausverkaufte Häuser freuen. Wie ein Seismograf sammelt er Schrulliges aus dem Alltag für die Bühne auf.

Drei bis vier Auftritte in der Woche bestreitet Kabarettist Alex Kristan in den nächsten Monaten quer durch Österreich. Doch wer den Comedian live erleben möchte, braucht trotzdem Geduld. Restkarten für die erste nicht ausverkaufte Vorstellung sind derzeit erst am 30. Juni im Wolkenturm in Grafenegg zu finden.

Um den Komiker, Parodisten und Wortakrobaten herrscht derzeit ein wahrer Hype. Mit der Verleihung der Spaßvogel-Trophäe 2023 beim Kabarettfestival Ybbsiade in Ybbs/Donau wurde Kristan nun ein Ehrenplatz zuteil, den er nun mit den Großen seines Genres teilt. „Eine längst verdiente Auszeichnung. Er ist einer der Angesagtesten in der Branche“, versicherte Ybbsiade-Managerin Eva Zemanek nach der Verleihung. Das Publikum in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Ybbser Stadthalle stimmte jubelnd zu.

Der Schmähbruder schießt gerade  den Vogel ab

Spaßvogelverleihung: Bgm. Ulrike Schachner, Alex Kristan, Ybbsiade-Organisatorin Eva Zemanek, Kulturstadtrat Peter Blessky

Kristan freute sich über seinen ersten Kabarettpreis sichtlich. „Das ist für mich eine wertvolle Trophäe. Die Ybbsiade ist eine Institution in der Kleinkunstszene. Es ist eine Ehre, mit Namen wie Otto Schenk oder Lukas Resetarits genannt zu werden“, verwies er auf die Ybbsiade-Ehrentafel mit dem „Who’s who“ der Kabarettszene.

Am Schluss seines dreistündigen Gag-Feuerwerks aus seinem Programm „50 Shades of Schmäh“ trat Kristan noch auf die Gaudi-Bremse. Ernsthaft dankte er den Fans fürs Kommen. Es sei in schwierigen Zeiten und mit allseits steigenden Kosten keine Selbstverständlichkeit, dass er vor ausverkauften Hallen spielen dürfe, dankte er.

Der Schmähbruder schießt gerade  den Vogel ab

Alex Kristan mit dem Spaßvogel

Er versuche es in Form eines ordentlichen dreistündigen Preis-Leistungsverhältnisses zu vergelten. Unmittelbar nach Vorstellungsende stand Alex Kristan dann auch schon am Fan-Tisch im Foyer für Selfies zur Verfügung.

„Ich rufe mir das Privileg immer wieder ins Bewusstsein, mit dem, was ich gerne tue, mein Geld verdienen zu dürfen“, sagt er im KURIER-Gespräch. Momentan sei es gar nicht möglich, die Anfragen nach Auftritten zu erfüllen. Gemeinsam mit seinem Management nehme er auch Bedacht darauf, nicht auszubrennen. „Man ist ja auch nicht mehr der Jüngste“, so der 50-Jährige in Anspielung auf sein aktuelles Programm. Dass er laufend vor vollen Hallen spielen dürfe „freut mich natürlich. Es ist eine Bestätigung, „dass sich mein Verständnis von Humor offenbar mit dem meines Publikums deckt“.

In „50 Shades of Schmäh“ wolle er die vielen Schattierungen des Schmähs austesten, sagt Kristan und zündet ein durchgängiges Gag-Feuerwerk. Als 50-Jähriger schöpft der nunmehr offizielle Spaßvogel aus einem vollen Potpourri und attackiert mit grandios interpretierten Alltagssituationen und Altersklischees die Lachmuskeln. Dabei verschont er in seinen Figuren weder sich selbst noch Nachbarn und Freude.

Natürlich lässt der begnadete Parodist auch wieder Hans Krankl oder Toni Polster antanzen. Niki Lauda durfte als Apotheker, Toni Polster als männliche Hebamme erscheinen.

Familie

Und auch seine Frau, die er liebevoll „Gebenedeite“ tituliert, und seine Tochter rücken, nicht immer ganz vorteilhaft, ins Rampenlicht. Ob das innerfamiliär auch immer alles gut ankommt? Kristan lacht. „Meiner Tochter lasse ich die Texte lesen und sie lacht darüber und will, dass ich das unbedingt bringe. Meine Frau hat schon vor der Hochzeit gewusst, dass sie einen Comedian heiratet, also die hält das gut aus“, so der in Mödling lebende Kristan amüsiert.

Der Schmähbruder schießt gerade  den Vogel ab

Nach der Vorstellung ist Kristan gerne für sein Publikum da

Was in seinen Programmen nun realer oder erfundener Stoff ist, bleibe sein Geheimnis und der Fantasie des Publikums überlassen. Bühnentaugliche Situationen oder lustige Erlebnisse im Privaten oder im Alltag speichere er als Erinnerungen per Handy und versuche später, daraus eine Szene zu basteln, verrät der Bühnenstar eine seiner Arbeitsmethoden. „Ich bin, wie ein Seismograf, immer auf Aufnahme“, sagt er.

Für Szenen aus der Fußballwelt ist der Sportnarr Kristan besonders anfällig. Schlägereien in der Bayernkabine oder Nationalteameinsätze lässt er dann mit der Stimme von Hans Krankl über das Internet hinterfragen: „Wus sull dus?“ Gratis-Kabarett für alle. Kristan: „Ein Relikt aus der Corona-Zeit, in der es Kabarett auf der Bühne nicht gab und ich die Menschen unentgeltlich auch ohne geöffnete Theater mit Humor ablenken wollte“.

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