Der Gesundheitsplan und sein Dilemma

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Die große Gesundheitsreform in Niederösterreich stößt auf Widerstand, weil die Menschen zu wenig informiert sind, was kommt.
Wolfgang Atzenhofer

Wolfgang Atzenhofer

Uninformiertheit, wenig Transparenz und Diskussionsfreudigkeit, dazu Gerüchte und Ängste: Es ist ein trüber Cocktail aus diesen Ingredienzien, der die in Niederösterreich gestartete notwendige Reform in der medizinischen Versorgung belastet und die Politiker noch fordern wird.

Die im Gesundheitsplan 2040+ angekündigten massiven Veränderungen in der Spitalsstruktur durch Neubauten, Fusionierungen und Auflassungen wird in den betroffenen Regionen heftig diskutiert und auch bekämpft. Gleiches gilt für die Reduktion der in den Landesteilen etablierten 32 Notarztstützpunkte, die auf 21 gekürzt werden sollen.

Mangel

Eine profunde 50-köpfige Expertenschar hat der Politik den Maßnahmenkatalog sicher nach bestem Wissen aufbereitet. Bei den meisten der nun umstrittenen Vorhaben – egal ob im Wald- und Weinviertel, im Ybbstal oder im Nibelungengau – orte ich den alten politischen Kommunikationsfehler, der mich seit Jahrzehnten begleitet: Zu wenig Information beschert Ärger!

Wenn etwa in Gmünd besorgte Bürger erst rund fünf Monate nach dem Mehrheitsbeschluss des Gesundheitsplans im Landtag bei einem Infoabend nähere Details zum geplanten Gesundheitszentrum, das statt dem Spital kommen soll, erfahren, ist das zu spät. 

Notarzt

Auch beim Blick ins Ybbstal, wo in Waidhofen/Ybbs der NEF-Standort und damit eine Schar an Notärzten zum Stützpunkt in Amstetten abgezogen werden sollen, türmen sich die offenen Fragen. Ein Notarztwagen benötigt mindestens eine Stunde Fahrtzeit von Amstetten aus, wenn eine Rettungsaktion in Hollenstein ansteht und kein Hubschrauber zur Verfügung steht. Von 800 Notarzteinsätzen der Waidhofner im Vorjahr betrafen über 160 Notfälle in Grenzregionen in Oberösterreich und der Steiermark. Was passiert künftig mit solchen Notfalleinsätzen?

Kurz und gut: So professionell der Gesundheitsplan auch aufgestellt sein mag, der Plan für eine offene Bürgereinbindung ist es noch nicht.

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