Thomas Mayerhofer und seine Frau Oksana bieten im Shop in Ebergassing viele Sammlerstücke an. Das geplante Museum soll noch mehr Fans locken.
Thomas Mayerhofer eröffnete einen Shop für neues und gebrauchtes Lego. Sein Traum ist ein Museum – im Keller sollen ganze Welten aus Tausenden Sets entstehen.
Es gibt zwei Lager im Kinderzimmer. Lego oder Playmobil. Thomas Mayerhofer spielte als Kind mit Letzterem.
Und trotzdem steht er an diesem Vormittag im Februar zwischen quietschbunten Schatzinseln, Häuschen, Figuren und Verpackungen der bunten dänischen Klemmbausteine anstatt zwischen Figuren und Fahrzeugen der deutschen Spielzeug-Konkurrenz. „Lego ist auch Investment“, sagt der 53-Jährige.
Dass er nun im niederösterreichischen Ebergassing in einer ehemaligen Bankfiliale ausgerechnet ein Museum samt angeschlossenem Shop für die bunten Klemmbausteine eröffnet, hat aber keine finanziellen Hintergründe. Dafür hat Mayerhofer schon zu viel in sein Herzensprojekt investiert. Geld, aber vor allem Zeit. Auf 660 m² will er ganze Universen entstehen lassen.
Welten entstehen
Viele der Sets, die dabei aufgebaut werden, sind schon lange vergriffen oder werden um Tausende Euro angeboten. „Der Sinn ist, dass man viele Themenwelten komplett macht“, erklärt Mayerhofer. In mehreren Ausstellungsräumen sollen Fans also in die Lego-Welten von Jurassic Park, Lone Ranger, Trolls oder Fluch der Karibik eintauchen können. Auch die sogenannten Bricklink-Sets, also jene, die von Lego-Fans entworfen und dann limitiert auf den Markt gebracht wurden, sollen bei Mayerhofer ein Zuhause finden.
Und natürlich Star Wars. Dem Epos wird in „Tom’s Legomuseum“ ein eigener Raum gewidmet, 500 Sets – die ersten stammen aus dem Jahr 1999 – warten dort auf einen Aufbau. Der soll übrigens mit Hilfe von sogenannten „Brick-to-Brick“-Tagen passieren. Fans sollen beim Aufbau helfen.
1949 brachte das dänische Unternehmen erste Klemmbausteine auf den Markt, die den heutigen stark ähneln. Zuvor hatte der Brite Hillary Paige in den 1930er-Jahren ein solches System herausgebracht. Heute gehört Lego zu den größten Spielwarenherstellern der Welt
1,1 Billionen Legosteine sind bisher hergestellt worden. Jährlich sind es rund 36 Milliarden. Laut Lego gibt es rund 78.000 verschiedene Bauteile (inkl. Variationen) in 96 Farben
Neben zwei Lego-Stores in Wien gibt es viele Fachhändler, die sich auf den Verkauf von Lego spezialisiert haben. Zudem gibt es zahlreiche Sammler, Lego-Fanklubs und Homepages.
Denn ebenso wichtig wie die Bauwerke ist Mayerhofer – der im Brotberuf im Außendienst arbeitet – die Gemeinschaft. Groß sind die Pläne: Mit dem Museum soll auch ein Verein gegründet werden, „für Unterstützer“, erklärt der 53-Jährige. „Und um sich mit Gleichgesinnten zu treffen. Deshalb soll es auch eine Cafeteria samt kleinem Gastgarten geben. Zum Plaudern, Austauschen und Legobauen.
Spätberufener
Mit 15 Jahren hatte Mayerhofer eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann begonnen, dann war er Straßenbahnfahrer und seit 2003 ist er selbstständig. Zum Lego ist der zweifache Vater und zweifache Opa erst vor gut zwei Jahren gekommen. Bei einem Ausflug nach Bratislava fiel ihm ein Set mit Klemmbausteinen einer anderen Marke in die Hand. Als er alle „Game of Thrones“-Bauten aufgebaut hatte, wechselte er zu Star Wars. „Das war ein großer Fehler“, erzählt der Sammler lachend. Als er mehrere Hundert Sets daheim aufgebaut in den Kästen stehen hatte, fing der Haussegen an, schief zu hängen. „Meine Frau hat schon geschimpft“, erinnert er sich mit einem Augenzwinkern. Als ein Freund dann noch meinte, dass es bei ihm wie in einem Museum ausschaue, reifte der Entschluss, eines zu eröffnen. Im Frühsommer soll es so weit sein.
Viele der Stücke, die Mayerhofer hinter eigens designten Glasvitrinen ausstellen will, liegen ihm am Herzen. Etwa Figuren aus den 1970er-Jahren oder ein altes Ringelspiel-Set. „Das stammt von einer Familie, da hatte die Frau einen Schlaganfall und durch das Lego-Bauen hat sie wieder ihre Motorik zurückgewonnen.“
Wertvoller Karton
Wenn Mayerhofer erzählt, ist die Leidenschaft zu spüren. Regelmäßig veröffentlicht er auch kurze Videos, in denen er besondere Lego-Sets präsentiert oder über den Fortschritt seiner Museumspläne berichtet.
In den 1970er-Jahren sahen die Lego-Figuren noch anders aus.
Auch sein Shop erhält neben aktuellen Verkaufsschlagern zu zwei Dritteln liebevoll kuratierte „alte“ Sets. Etwa die „Cloud City“ von Star Wars. Acht Jahre ist der Bausatz alt, damals kostete er 199 Euro. Mittlerweile sind gebrauchte Sets wie das in seinem Geschäft um 3.800 Euro zu haben. Neu verlangen Sammler überhaupt 10.000 Euro.
Stichwort „Investment“. „Es gibt Sets, da ist allein der Karton 600 Euro wert“, berichtet er. Lego-Käufern empfiehlt er, diesen sowie die Anleitung aufzuheben. Vor allem bei den Bauwerken aus der Animationsserie Ninjago und Star Wars gebe es große Preissteigerungen. Auch 3.000 Figuren warten auf Sammler oder Kinder, die ihre Welten erweitern wollen. In seinem Shop will er Fans auch bei der Suche nach Sammlerstücken oder ihren Lieblingssets unterstützen.
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