Buntes Leben trotzt der Blechkolonne

Wer in der Braustadt Wieselburg den Hauptplatz sucht, muss sich auf sein Navi verlassen. Der Platz wird nämlich seit jeher von einer Blechkolone durchschnitten, der sich auf der Erlauftal-Bundesstraße durch das Zentrum wälzt. Wer aber seine Fahrt stoppt und sich Zeit nimmt, um den Stadtkern zu erkunden, findet ein vielfältiges, junges Kleinstadtflair und wird mit so mancher unvermuteter Besonderheit belohnt.
"Geh, an den Verkehr sind wir gewöhnt. Man braucht nicht fort, hier in der Stadt hat man alles." Der Pensionist Karl Baier steht zu Wieselburg. Während des Gesprächs mustert er die öffentlichen Bücherkasten, die am Eingang zum Schlosspark zu finden sind. Die Grünoase direkt neben der Bundesstraße ist eine Ressource, der in Zukunft noch viel mehr Bedeutung zukommen könnte.
Bürgerprojekt

Die Betreiber der rund 50 Geschäfte, Kaffee- und Wirtshäuser am Hauptplatz und im zentralen Shoppingcenter CCA brauchen aber nicht zu fürchten, dass dann Kunden ausfallen. "Wir sind eine Einkaufsstadt mit großem Zielverkehr", sagt 2030-Koordinator Josef Leitner. Das sehen auch Christiane und Harald Reschinsky so. Ihr Café und Eissalon mit 24 selbst gerührten Sorten ist ein Magnet am Hauptplatz.
Ob Apotheke, Blumenhändler, Spielwarenladen oder die alteingesessene Bäckerei mit Kaffee-Salon im altehrwürdigen Schloss – der Branchenmix passt. Leere Geschäftslokale, wie man sie aus anderen Stadtzentren kennt, findet man hier selten.
Flankiert wird der Hauptplatz im Norden vom Citycenter CCA und im Süden vom Gelände der Wieselburger Messe. "Beides sind tolle Frequenzbringer", ist Christiane Reschinsky überzeugt.
Junge Szene

Auf der anderen Straßenseite erstrahlt seit einem Dreivierteljahr das Brauhaus in neuem Glanz. Das Unternehmerpaar Johannes und Gabi Heindel hat das stolze Haus gekauft und mit Elan und neuen Ideen umgebaut. Mit 350 Plätzen , der pfiffigen Bar "z‘Wiesel" und einem Gastgarten ist das Brauhaus der Leitbetrieb am Hauptplatz. Natürlich zapfen Heindel und seine 20-köpfige Crew hier das "Wieselburger".

Gut ins Bild fügt sich der im Schloss eingemietete Natur- und Regionalshop "gern & gut". Vier Jahre haben zwölf ehrenamtliche Mitarbeiter ein Geschäft für vegetarische, vegane und biologische Produkte aufgebaut. Verkäuferin Judith Wolf: "Immer mehr wollen fair Produziertes statt Massenware".
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