NÖ: Arzt aus der Ukraine als Hoffnung für die Stadt

Aleksandr Zolotarev ist mit Familie nach Scheibbs übersiedelt (M.), Bürgermeister Franz Aigner (l.) und Primar Karl Moyses (r.) freuen sich darüber
Händeringend wird in Scheibbs seit eineinhalb Jahren versucht, die offene zweite Hausarztkassenstelle nachzubesetzen. Nachdem man ein Wettwerben unter den Gemeinden um die Ordinationsübernahme durch eine junge Allgemeinmedizinerin verlor, gibt es nun wieder Hoffnung: Dank eines ukrainischen Arztes, der sich samt Familie bereits angesiedelt hat. Doch trotz 22-jähriger Berufsausübung in seiner Heimat muss der Internist Aleksandr Zolotarev noch eine langwierige Nostrifizierungsphase absolvieren, die wahrscheinlich bis 2025 dauern wird. Erst dann darf er die offene Hausarztpraxis führen.
„Die Botschaft lautet: Wir bekommen wieder einen zweiten Hausarzt.“ Mit sichtlicher Erleichterung stellte der Scheibbser Bürgermeister Franz Aigner (ÖVP) die Lösung des in Scheibbs heftig diskutierten Problems in Aussicht. Er präsentierte Zolotarev im Landesklinikum Scheibbs, wo dieser für seine in Österreich erforderliche Anerkennung arbeitet.
Geduld und das Engagement vieler Persönlichkeiten war nötig, um die Lösung der Arztmisere in Aussicht stellen zu können. Aigner musste heftige Vorwürfe in Kauf nehmen, dass er im Bewerb um die junge Ärztin zu wenig Engagement gezeigt und Eingeständnisse gemacht habe. Sein Kollege im nahen St. Leonhard am Forst (Bezirk Melk), wo eine Planstelle schon zwei Jahre unbesetzt war, machte schließlich das Rennen.
Konkurrenzkampf
Und so liefert Scheibbs das aktuellste Beispiel, wie prekär die Versorgung mit Allgemeinmedizinern am Land ist.

Konkurrenz unter den Gemeinden im Ringen um Ärzte ist bereits enorm
Zufällig entstand der Kontakt zum auswanderungswilligen Zolotarev über eine Handelsfirma – und zwar noch vor Kriegsausbruch in der Ukraine. Der Umzug nach Scheibbs stand schon im Raum, da wurde er in seiner Heimat in ein Militärspital eingezogen. „Durch die schon vorher erfolgte Inskribierung an der Uni Wien war es aber möglich, dass er nun da ist“, berichtete der Geschäftsmann Günther Mondl, über den die Übersiedlung lief.
Das Bemühen der Stadt um den Arzt ist nun groß. Der Familie wird zum Start eine Gemeindewohnung zur Verfügung gestellt, auch eine konkrete Unterstützung für die Errichtung der Ordination gibt es schon.
Bei der Vorstellung des künftigen Hausarztes wurde die Bürokratie auf dem Weg zur Anerkennung als Arzt kritisiert. Denn um Pflegekräfte und Ärzte werde Österreich auch in Zukunft im Ausland werben müssen, so der Landtagsabgeordnete Anton Erber (ÖVP). Karl Moyses, Primar der Internen im Landesklinikum, bescheinigte Zolotarev hohe Fachkenntnisse und menschliche Qualitäten. Man wolle versuchen, ihn auch am Klinikum zu halten, zeigte der Primar wenig Verständnis für bürokratische Hürden.
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