Armut und Ausgrenzung bedrohen in NÖ 68.000 Junge unter 24 Jahren

Jedes fünfte Kind oder Jugendlicher in Niederösterreich ist von Armut oder Ausgrenzung bedroht und damit von Benachteiligungen betroffen. Dass es auf diese statistisch belegten Daten so wenig politische Aktion gibt, empfindet Barbara Bühler die Obfrau des NÖ Armutsnetzwerks als „empörend“.
Am 20. November 1989 wurde die UN Kinderrechtskonvention verabschiedet. 1992 hat sie auch Österreich unterzeichnet und damit die Verpflichtung das Wohl, die soziale Sicherheit und die Kinderrechte zu garantieren, anerkannt, so Bühler. Dieser „Internationale Tag der Kinderrechte“ war nun Anlass, auf den „klaffenden Abgrund“ zwischen dem verankerten Recht und der Lebensrealität hinzuweisen.

„In einer Klasse mit 20 Kindern ist jedes fünfte Kind betroffen und in seinen Möglichkeiten benachteiligt. Armut stutzt die Flügel und nimmt Zukunftsperspektiven“, betont die Netzwerksprecherin. 68.000 Kinder und Jugendliche bis 24 Jahre sind in NÖ betroffen, „das sind mehr als St. Pölten Einwohner hat“.
Forderungen
Betrachtet man die schwächste Gruppe der Sozialhilfeempfänger, so sind es dort mit 35,2 Prozent wieder die Kinder, die am meisten von der Unterstützung abhängig sind. Eine Reform der abgewerteten Sozialhilfe mit neuen Mindestsätzen für tatsächliche Wohn- und Lebenskosten gehöre zu einem Bündel an Forderungen aus dem Armutsnetzwerk an die Politik, erklären Bühler und Mitstreiterin Michelle Hauer von der Katholischen Jungschar der Diözese Wien, eine von 32 Organisationen des Netzwerkes. Eine gesetzliche Kindergrundsicherung und verlässliche stabile Unterstützungsleistungen im Bereich Wohnen zählen ebenso dazu.
Das Leben in Armut und die Tatsache, aus finanziellen Gründen an Schulskikursen oder Ausflügen nicht teilnehmen zu können, schade Kindern psychisch und physisch, sehen sich die beiden Aktivistinnen mit Hannes Buxbaum, dem Chef für Gesundheits- und Soziale Dienste beim Roten Kreuz NÖ eins. Armutserhebungen zeigen auch, dass 16 Prozent der Kinder in überbelegten und elf in schimmeligen schlecht beheizten Wohnungen leben. „Dort zu lernen oder Freunde einzuladen, ist nicht möglich“, schildert Bühler.
Junior Tafel
Beim Roten Kreuz in NÖ konzentriert man sich bei der Armutsbekämpfung bei Kindern auf Lernförderung und gesunde Ernährung. Bei den in 35 Orten in NÖ betriebenen „Team Österreich Tafeln“ sind derzeit 35 Prozent aller Empfänger von Lebensmittel Kinder. Für diese 2.305 Bedürftigen und jene die noch dazu kommen, erarbeite man gerade die „Junior Tafel“ mit spezieller kindergerechter Ernährung, kündigt Buxbaum an. Intensiv gearbeitet wird in den Lernhäusern und Lerntreffs. In den vergangenen zehn Jahren wurden 10.100 Kinder mit über 93.000 Stunden von ehrenamtlichen und hauptberuflichen Rotkreuz-Mitarbeitern unterstützt.
www.noe-armutsnetzwerk.at
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