Wie sich Burgenlands Gastronomie neu erfindet

Wie sich Burgenlands Gastronomie neu erfindet
Neustart mit Ideen: Picknick im Weingarten oder Heuriger auf Haubenniveau.

Seit Mitte Mai dürfen Gastronomiebetriebe wieder bewirten. Doch das lukullische Angebot lockte bisher nicht so viele Gäste an, wie erwartet. „Im Durchschnitt liegen die Betriebe bei 30 Prozent ihrer üblichen Umsätze“, sagt Franz Perner von der Wirtschaftskammer.

An den Wochenenden seien die Betriebe besser besucht. „Dem klassischen Dorfwirtshaus fehlen aber Feiern wie Hochzeiten oder Erstkommunion“, erklärt Perner. Zumindest für den Leichenschmaus – das traditionelle Mahl nach einem Begräbnis – gebe es Ausnahmen, 30 Personen dürfen im Wirtshaus an einer Tafel Platz nehmen.

Aber die Verunsicherung bei manchen Gästen ist noch groß. Heiß begehrt sind vor allem Lokale mit Schanigärten oder Tischen im Freien, sagt Perner und fordert eine Verlängerung der Sperrstunde von 23 auf 1 Uhr. Einige Betriebe seien bereits in den Konkurs geschlittert, andere wiederum bemühen sich mit speziellen Angeboten um die Gäste.

Picknick im Weingarten

Ein solches haben sich auch die Geschwister Pia, Andy und Patrick Strehn aus Deutschkreutz einfallen lassen. Das Winzer-Trio hat seinen Heurigen, das „Schenk´Haus“ zu einem Picknick-Betrieb umfunktioniert. „Die ersten Wochen von Corona haben uns echt platt gemacht“, sagt Pia Strehn. An einen Heurigenbetrieb sei nicht zu denken gewesen. Doch dann habe man begonnen, nach kreativen Lösungen zu suchen. „Meine Bruder Andy ist die Idee gekommen, Picknicks anzubieten“, schildert sie.

 

Wie sich Burgenlands Gastronomie neu erfindet

Picknick im Weingarten – mit dieser Idee wollen die drei Geschwister Strehn der Corona-Krise ein Schnippchen schlagen

Die Gäste können sich bei der Reservierung die Befüllung ihrer Picknickkörbe aussuchen. Vor Ort bekommen sie dann einen Tisch im Weingarten oder im Garten des Weinguts. Zu nahe kommt man dabei seinen Nachbarn nicht, die Tische stehen weit genug auseinander. „Das Ganze ist ein Erlebnis-Faktor für unsere Gäste und es funktioniert.“

Scheiblhofer´s Heuriger

Ähnlich läuft es in Andau, auch wenn Winzer Erich Scheiblhofer nicht allzu stark von der Corona-Krise betroffen ist. Der Weinbauer hat in seiner Heimatgemeinde das Dorfgasthaus Scheck gekauft. Ein Teil des Gebäudes wird künftig den Mitarbeitern seines neuen Hotels zur Verfügung stehen, der andere Teil wird heuer unter dem Motto „ein letzter Sommer“ gastronomisch genutzt.

Wie sich Burgenlands Gastronomie neu erfindet

Am Freitag startet Scheiblhofers „The Quarter“ unter dem Motto „ein letzter Sommer“. Auch danach soll das Lokal genutzt werden

Scheiblhofer hat den Garten gleich einmal in einen Heurigen umgewandelt, „The Quarter“ eröffnet am Freitag. „100 Prozent Regionales“ komme auf den Tisch, sagt der Winzer, „vom Kümmelbraten bis zum Schmalzbrot“. Dafür hat sich Scheiblhofer „drei Köche auf Hauben-Niveau“ angelacht. Sie bespielen den Pop-up-Heurigen von Montag bis Sonntag von 16 bis 22 Uhr.

"Tranken Viertel statt Achterl"

Tiefkühlkost oder Fertigprodukte wird es nicht geben, verspricht er: „Das Fleisch kommt vom Pamhagner Fleischer Karlo, das Gemüse von der Familie Pölzer aus St. Andrä.“ Neben den hauseigenen Weinen werden belegte Brote, Schweinsbraten, Feuerfleck und Somlaur Nockerl auf der Karte stehen. Scheiblhofers Lieblingsgericht: „Der Kümmelbraten. Er muss knusprig sein, aber auch auf der Zunge zergehen. Wir wollen einfache Speisen perfekt zubereiten.“

Warum der Heurige „The Quarter“ heißt? „Eine Anspielung auf früher, weil wir in diesem Gasthaus keine Achterl Wein getrunken haben, sondern Viertel“, lacht der Winzer.

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