Warum Kinder nicht in die Schule gebracht werden sollten

Warum Kinder nicht in die Schule gebracht werden sollten
Viermal mehr Unfälle in der Freizeit als auf Schulwegen. Experte sieht Elterntaxis als Problem.

Im Burgenland passierten im Vorjahr 85 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Fußgängerbeteiligung in Ortsgebieten. 46 Fußgänger wurden dabei verletzt, drei so schwer, dass sie ums Leben kamen. Dies zeigt eine Analyse des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) auf Basis von Daten der Statistik Austria. Und die Zahlen belegen auch, dass Kinder auf ihrem täglichen Weg zur Schule weit sicherer unterwegs sind als in ihrer Freizeit.

VCÖ-Experte Michael Schwendinger weiß: „Rund 80 Prozent der Kinderunfälle im Burgenland passierten im Vorjahr nicht am Schulweg. Die Verkehrssicherheit ist dort höher. Schülerlotsen und Exekutive sichern Übergänge, Autofahrer sind aufmerksamer und vor vielen Schulen wurden in den vergangenen Jahren Verkehrssicherheitsmaßnahmen umgesetzt.“

Umso wichtiger sei es daher, dass Kinder in Gemeinden und in Städten diesen Schulweg zu Fuß zurücklegen. Denn der Experte stellt klar: „Elterntaxis verursachen vor der Schule Verkehrsprobleme und schaden den Kindern.“ Der Schulweg sei eine Chance, in einem gesicherten Umfeld das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu üben, sagt Schwendinger. „Werden Kinder mit dem Auto zur Schule chauffiert, wird ihnen diese Chance genommen.“

Bewusstseinsbildung

Vor der Corona-Pandemie kamen im Burgenland zwei Drittel der Kinder mit dem Bus, dem Fahrrad, oder zu Fuß zur Schule, jedes dritte Kind wurde mit dem Auto gebracht. Schulen und Elternvereinen empfiehlt der VCÖ sogenannte Pedi- und Fahrrad-Busse. Beim Pedibus treffen sich Kinder zu einer bestimmten Uhrzeit an einer festgelegten „Station“ und gehen dann in Begleitung eines Erwachsenen gemeinsam zur Schule. Ähnlich funktioniert der Fahrrad-Bus.

Um die Verkehrssicherheit in Gemeinden zu erhöhen, hat der VCÖ auf seiner Website einen sogenannten Problemstellen-Melder gestartet (www.problemstellen.vcoe.at). In der Online-Karte können unübersichtliche Kreuzungen, unsichere Gehwege oder fehlende Radwege eingetragen werden. Auch wer das Tempo des Kfz-Verkehrs als zu hoch empfindet, kann dies in der Karte markieren.

Für die Sicherheit von Kindern – aber auch von älteren Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind – seien Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet wichtig, betont Experte Schwendinger. „Tempo 30 statt 50 reduziert den Anhalteweg und damit das Unfallrisiko beziehungsweise im Fall eines Unfalls steigt bei geringem Tempo die Chance, dass er glimpflich endet.“

Insgesamt passierte 2019 die Hälfte aller Verkehrsunfälle im Burgenland im Ortsgebiet. Im Schnitt wurde dabei täglich ein Mensch verletzt. Fußgänger waren nur an 11 Prozent dieser Kollisionen beteiligt, aber der Anteil an den Todesopfern war dreimal so hoch. 453 Verletzte und 9 Todesopfer – das ist die traurige Gesamtbilanz. „Das deutlich niedrigere Tempo im Ortsgebiet reduziert die Unfallschwere. Das Ziel kann aber nur lauten, das Ortsgebiet so zu gestalten, das kein einziger tödlicher Verkehrsunfall passiert“, fordert Schwendinger.

Biker gefährdet

Eine bekanntermaßen stark gefährdete Gruppe im Straßenverkehr sind hingegen die Motorradfahrer. 48 Biker sind heuer bereits auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt. Georg Scheiblauer, ÖAMTC-Motorrad-Chefinstruktor, weiß: „Viele Biker sind beim Auftreten einer kritischen Situation überfordert, schätzen die Geschwindigkeit oder das eigene Können nicht realistisch ein.“

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