Die Buchungslage für die Hauptsaison im Juli und August schaue auch nicht gerade rosig aus, ist von Touristikern zu hören.
Didi Tunkel, Chef des Burgenland Tourismus, versucht sich an einer Erklärung: „Der Nächtigungsrückgang im Mai ist einerseits dem anhaltenden schlechten Wetter geschuldet. Die Zahlen zeigen aber auch, dass sich das massive ‚Neusiedler-See-Bashing‘ negativ auf die Nächtigungen in der Region ausgewirkt hat.“ Tunkel bezieht sich dabei unter anderem auf Hanno Setteles kontroverse Satire-Doku „Neusiedl ohne See“.
Über die ORF-„Mockumentary“ musste sich auch Michael Böhm maßlos ärgern. Seine Familie betreibt eine Pension mit zwölf Zimmern in Apetlon. „Die Leute haben angerufen und gefragt, ob der See wirklich ausgetrocknet ist. Bei uns hat es zehn Stornierungen gegeben, die Anrufe konnte ich gar nicht mehr zählen“, erzählt Böhm und spricht von einem Rückgang von 60 Prozent bei den Übernachtungen in seinen Betten im Vergleich zum Vorjahr. Er kenne keine Betriebe von vergleichbarer Größe in der Region, bei denen es besser laufe, sagt er.
„Die Saison ist gelaufen“
Auf die Frage, ob er noch Hoffnung auf Besserung in der gerade erst begonnenen Hauptsaison habe, winkt Böhm ab: „Die Saison ist gelaufen.“ Die Spontanurlauber könnten die fehlenden Buchungen nicht mehr ausgleichen, ist er überzeugt. Ein Geschäft sei der Betrieb für seine Familie nur noch, weil der angeschlossene Heurige gut laufe und man nur eine Angestellte habe.
Beim Burgenland Tourismus bemerkt man seit einiger Zeit Veränderungen bei den Gewohnheiten der Gäste. Es gebe einen Trend zu Kurzurlauben, wie Didi Tunkel ausführt: „In den 1990er-Jahren betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 4,5 Tage, vor zehn Jahren lag sie bei drei Tagen und heute sind es nur mehr 2,7 Tage.“
In der Statistik vom Mai fällt zudem auf, dass um fast sieben Prozent weniger Gäste aus dem Inland Urlaub im Burgenland gemacht haben als im Vorjahr. Viele Menschen würden nach den Corona-Jahren heuer Auslandsreisen nachholen, lautet die Vermutung beim Burgenland Tourismus. Dafür seien im gleichen Zeitraum die Übernachtungen von ausländischen Touristen um elf Prozent angestiegen.
Diese Beobachtung teilt der Apetloner Gastwirt übrigens nicht: Bis vor einigen Jahren seien bei ihm Gäste aus dem benachbarten (östlichen) Ausland die besten Kunden, nach Österreichern und Deutschen, gewesen. Heuer würden aber kaum Slowaken, Tschechen oder Ungarn kommen. „Die sind gar nicht mehr da. Das ist die Inflation“, ist Michael Böhm überzeugt.
Ofczarek soll’s richten
Didi Tunkel kündigt jedenfalls verstärkte Werbemaßnahmen an, um heuer doch noch einige Urlauber zu den Böhms nach Apetlon und den vielen anderen Betrieben im Seewinkel zu locken: „Aktuell läuft unsere Sommerkampagne auf Hochtouren, in der wir die Vielfalt, die das Burgenland im Sommer zu bieten hat, zeigen. Gleichzeitig arbeiten wir intensiv an der neuen Herbstkampagne, wieder mit Nicholas Ofczarek in der Hauptrolle.“
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