Südburgenland: Zwei Ärzte gegen eine Apotheke

Südburgenland: Zwei Ärzte gegen eine Apotheke
Weil in den kommenden 3 Jahren eine öffentliche Apotheke gebaut wird, zogen zwei Ärzte mit Hausapotheke vor Gericht.

Seit Jänner 2019 führt Susanne Janisch ihre Praxis für Allgemeinmedizin in Bernstein (Bezirk Oberwart). „Aus Leidenschaft und weil mir die medizinische Versorgung der Bevölkerung wichtig ist“, sagt die gebürtige Bernsteinerin. Eine eigene Praxis war schon immer ihr Wunsch.

Ihr Vorgänger hat ihr den Standort mit Patienten und Hausapotheke übergeben. Letztere könnte aber schon bald Geschichte sein.

Südburgenland: Zwei Ärzte gegen eine Apotheke

Susanne Janisch zog mit ihrem Kollegen Kraus vor Gericht

Denn in Bernstein wird in den kommenden 3 Jahren eine öffentliche Apotheke gebaut. Dann müsste Janisch ihre Hausapotheke innerhalb einer 3-jährigen Übergangsfrist schließen.

Das wäre mit finanziellen Einbußen und einer Verkleinerung des Mitarbeiterstandes verbunden. Deshalb ging sie mit ihrem Kollegen Andreas Kraus, der ebenfalls eine Praxis in Bernstein betreibt, vor Gericht, um die Apotheke zu verhindern – ohne Erfolg.

Neue Apotheke erlaubt?

Laut Apothekengesetz können neue Standorte in Gemeinden mit mehr als zwei Kassenärzten und einem Einzugsgebiet von mindestens 5.500 Personen errichtet werden. Bestehende Apotheken dürfen dadurch nicht betroffen sein.

Fälle wie in Bernstein gebe es im Burgenland nur selten, wie Dieter Schmid, Präsident der burgenländischen Apothekerkammer, sagt: „Ich verstehe den Ärger der Ärzte, aber im Verfahren werden nur öffentliche Apotheken berücksichtigt, keine Hausapotheken.“

Mehr als 100 Apotheken im Burgenland

Derzeit gibt es im Burgenland 44 öffentliche und 86 Hausapotheken von Ärzten. Letztere sind laut Schmid vor allem im Südburgenland wichtig für die Versorgungssicherheit. Allerdings hätten es öffentliche Apotheken im ländlichen Raum schwer zu überleben, wenn es in der Nähe auch Hausapotheken gibt.

Südburgenland: Zwei Ärzte gegen eine Apotheke

Für die Gemeinde ist der Fall eine Gratwanderung. „Die medizinische Versorgung der Bevölkerung hat Vorrang“, sagt Bürgermeisterin Renate Habetler (SPÖ). Am Standort des ehemaligen Gemeindeamtes wird derzeit eine Gemeinschaftspraxis errichtet – für Janisch und einen zweiten Mediziner als Ersatz für Kraus, dessen Ruhestand bereits in Sicht ist. Janisch bezweifelt, dass sich ohne die Möglichkeit einer Hausapotheke ein Nachfolger für die zweite Arztstelle von Kraus finden wird.

Die neue Apotheke soll in den kommenden 3 Jahren eröffnet werden, die Gemeinschaftspraxis im Juli. Besetzt mit 2 Medizinern, geht es nach der Gemeinde. Ob sich einer melden wird, ist offen.

Kommentare