Silvia Heinrich: „Wein ist meine Leidenschaft“
Wäre sie den Wünschen ihrer Eltern nachgekommen, hätte Silvia Heinrich einen ganz anderen Karriereweg eingeschlagen. „Meine Mutter wollte, dass ich Lehrerin werde.“ Von der Übernahme des Weinbaubetriebes in Deutschkreuz wurde ihr abgeraten. Doch Silvia Heinrich hatte ganz andere Vorstellungen vom Leben.
Die Arbeit bei einer Nachrichtenagentur samt etlicher Auslandserfahrungen hätten ihr den „Blick von außen“ ermöglicht. Bei Praktika wie etwa im Piemont und in Neuseeland sammelte sie Erfahrungen, lernte Menschen und Kulturen kennengelernt: „Das hat mir gutgetan.“
2002 ist Silvia Heinrich zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Denn die Leidenschaft für den Weinbau habe sie nie losgelassen. „Ich habe mir diesen Virus schon als Kind eingefangen“, scherzt die Winzerin.Als sie 2010 den Betrieb ihrer Eltern übernommen hatte, stand gleich eine mutige Entscheidung an.
„Ich habe alle Weißweinreben gerodet. Weniger ist mehr – so lautet mein Motto, daher habe ich komplett auf Rotwein umgestellt und setze auf autochthone Rebsorten.“
Auch wenn das Logo der Etiketten ein J.Heinrich zeigt – es steht für Vater Johann – hat Silvia im Betrieb das Sagen. Sowohl im In- als auch im Ausland hat sich die 45-Jährige mit ihren Weinen aus den erstklassigen Rotweinlagen wie Goldberg oder Siglos einen Namen gemacht. 2014 wurde sie vom österreichischen Wirtshausführer zur „Winzerin des Jahres“ gekürt. Die Höchstbewertung für ihren Blaufränkisch Alte Reben gab es jüngst von der britischen Weinkritikerin Jancis Robinson.
Weinbrand im Fass
Auf den Lorbeeren ausruhen will sich die Deutschkreutzerin nicht. Ständig wird Neues ausprobiert, wie der Tresterbrand terra o.. „Ich hatte die Idee, ihn im Fass zu lagern. Da ist zwar nur eine kleine Menge übrig geblieben, aber das Ergebnis war unglaublich.“
Ein weiteres Anliegen von Heinrich ist, „den Wein als Erlebnis zu präsentieren“. Neben der Vermietung von Zimmern am Weingut werden den Gästen Picknicks in den Weinbergen angeboten. Seit Kurzem steht auch ein Seminarraum samt Weinlounge zur Verfügung. Weinseminare oder Kurse, wie etwa Brotbacken, werden künftig angeboten. „Unsere Arbeit soll greifbar sein. Wir tüfteln an neuen Ideen.“
In die Ferne zieht es die Winzerin berufsbedingt weiterhin. Erst dieser Tage ist sie mit ihrer neunjährigen Tochter Anna von einer Asien-Reise zurückgekehrt. Im chinesischen Wenzhou hat die zweifache Mutter Ende 2018 ihren zweiten Shop eröffnet, der Export wird immer wichtiger. „Ich freue mich jeden Tag auf meinen Job, weil er so vielfältig ist.“
Ein Beruf, der die Tore in die ganze Welt öffnet
Silvia Heinrich bewirtschaftet im mittelburgenländischen Deutschkreutz Weingärten auf einer Fläche von 38 Hektar. Den Grundstock dafür haben ihre Großeltern in den 1950er Jahren gelegt.
Kurier: Was macht das Landleben für Sie attraktiv?
Silvia Heinrich: Als Mutter von zwei Kindern ist das Leben auf dem Land sehr idyllisch, die Kinder können zu Fuß in die Schule gehen, man fühlt sich sicher, kennt jeden im Ort, die Großeltern sind in der Nähe und die Kinder wohnen in einer Gemeinde auf, wo sie geborgen sind. Es werden alle sportlichen Aktivitäten angeboten wie etwa Fußball, Schwimmbad, Reiten und die Nahversorgung funktioniert sehr gut.
Vermissen Sie das Stadtleben?
Ein wenig schon. Das Schöne am Beruf ist, dass man neue Länder und Kulturen kennenlernt und wir Freundschaften auf der ganzen Welt pflegen. Meine Tochter Julia hat mich bereits auf Präsentationen nach Paris und New York begleitet und meine jüngere Tochter Anna war erst letztens mit mir in China, Vietnam und Thailand.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
Mein Kraftort ist der magische Platz am Goldberg. Dort spürt man die Ruhe und hat einen traumhaften Ausblick über das Blaufränkischland und bis zum Schneeberg, rund um den Neusiedler See und in die ungarische Tiefebene.
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