ÖGB-Vorsitzender Sulyok: „Lasse mir Mund nicht verbieten“
Der vor wenigen Tagen erfolgte Wechsel an der Spitze des ÖGB Burgenland vom Eisenbahner Erich Mauersics (62) zum Lehrer Manuel Sulyok (40) – beide von der roten Gewerkschaft FSG – ist nicht nur ein Generationensprung, sondern auch eine Premiere.
Erstmals wurde ein Gewerkschafter aus dem öffentlichen Dienst (GÖD) zum Vorsitzenden der ÖGB-Landesorganisation gewählt. Der Oberpullendorfer Sulyok, als Sonderschullehrer dienstfreigestellt, steht seit 2020 an der Spitze der GÖD. Sie ist mittlerweile – nicht zuletzt dank vieler neuer Mitarbeiter bei Land und Landesholding – mitgliederstärkste Teilgewerkschaft im Burgenland.
Mauersics hat sich wie angekündigt mitten in der fünfjährigen Amtsperiode zurückgezogen. Sulyok wurde deshalb nicht von der Landeskonferenz, sondern vom Landesvorstand gewählt. Einstimmig, also auch mit den Stimmen der schwarzen Gewerkschafter. 2027 muss er sich bei der Landeskonferenz der Wiederwahl stellen.
Der neue Präsident, der rund 41.000 Mitglieder vertritt, will darin aber keinen Bedeutungsverlust der „Produktionsgewerkschaften“ Bau-Holz oder PRO-GE sehen. Das Wachstum der GÖD spiegle den gesellschaftlichen Wandel wider, aber die produzierenden Sektoren seien weiterhin immens wichtig.
Sulyok gibt Kontra
Außerdem, so Sulyok, „sind wir längst keine reine Beamtengewerkschaft mehr“. Aufgefallen ist Sulyok im Vorjahr mit Kritik an der roten Landesregierung, alle Zweitklässler mit einer Blockflöte auszustatten. Das würde Lehrer „in ihrer pädagogischen Freiheit zwangsbeglücken“ und nicht überall auf Zustimmung stoßen, artikulierte der Gewerkschafter Missmut der Kollegenschaft.
Das sei mittlerweile mit der roten Regierung ausgeredet, so Sulyok, der aber klarstellt: „Den Mund lasse ich mir nicht verbieten, denn meine Leute werde ich nie im Stich lassen.“
„Seine Leute“ will er auch gegenüber der Wirtschaft vertreten, wobei Sulyok aufs Reden statt aufs Poltern setzt. Er ist sicher, dass er auch mit dem schwarzen Wirtschaftskammerpräsidenten Andreas Wirth eine solide Gesprächsbasis findet.
Kein grüner Zweig
Auf keinen grünen Zweig kommen Wirth und SPÖ-LH Hans Peter Doskozil beim Mindestlohn des Landes. Für den obersten Gewerkschafter ist der Mindestlohn „eine gute Sache“, zumal er die Gehaltsverhandlungen der Sozialpartner „nicht blockiert“.
Wie Doskozil drängt auch Sulyok auf Ausweitung des Mindestlohns auf den privatwirtschaftlichen Bereich, aber „irgendwo muss man anfangen“, so der ÖGB-Chef. Wer über Fachkräftemangel klage, müsse Beschäftigte eben ordentlich entlohnen.
Dass rund ein Viertel der Beschäftigten im Burgenland aus dem Ausland kommt, kommentiert Sulyok so: „Die Betriebe brauchen das Personal“ und in gewerkschaftlich organisierten Firmen gebe es auch keine Probleme mit Lohndumping.
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