Rettungssperre, OP-Pause und Co: So siedelt die Oberwarter Klinik
„Schief ist englisch und englisch ist modern“, heißt eine ältere Redewendung. „Schief“ sind vor allem die Gänge im neuen Oberwarter Krankenhaus, das jetzt „Klinik“ heißt. Keine einzige längere Strecke im Gebäude verläuft gerade. Was sich nach architektonisch-kreativem Chaos anhört, soll sich laut Stephan Kriwanek, Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland, positiv auf das Wohlbefinden von Patienten und Beschäftigten auswirken.
Krankenhaus neu: Patientenströme im Fokus
„Das neue Krankenhaus soll ganz anders wirken als das alte. Es macht einen Unterschied, ob jeder Arbeitsplatz Tageslicht hat oder man während der Arbeit nicht einmal weiß, ob es gerade schneit.“ Beim Wandern durch die neuen Gänge wirkt alles etwas kleiner und kompakter als bisher.
Krankenhaus alt
1974 wurde mit dem Bau des Spitals in drei Abschnitten begonnen, Fertigstellung 1993. 2004 standen Umbauarbeiten an, 2007 entschied sich das Land für eine Generalsanierung bis 2013 – zunächst um 80, dann um 100 Millionen Euro. Schlussendlich einigte man sich auf einen Neubau um 160 Millionen Euro
Krankenhaus neu
2018 ließ Doskozil neu prüfen – und legte sich beim Baustart fest: Fertigstellung Ende 2023, Baukostenobergrenze 235 Millionen Euro. 2019 kam die Baugenehmigung, ein Jahr später erfolgte der Spatenstich. Die Baufertigstellung war in dieser Woche, an der Außenanlage wird noch rund einen Monat gearbeitet. Ende Februar 2024 wird das Haus an die Gesundheit Burgenland übergeben, der Patientenbetrieb startet im Mai 2024
Das ist auch so gewollt und hat laut Josef Strohmaier, Projektteam-Leiter der „Klinik Oberwart neu“, einen tieferen Sinn: „Viele Warteräume sind jetzt kleiner als im alten Gebäude, dafür haben wir eine ganz andere Aufteilung. Patientenströme werden viel stärker voneinander getrennt.“ Wer selbst anreist, kommt etwa über einen anderen Eingang in das Gebäude, als ein Notfall der Rettung. Ein Dialysepatient soll wiederum möglichst nicht mit anderen kranken Menschen in Berührung kommen.
Ein Hauch Flughafen
Ein Überkopf-Leitsystem wie in Flughäfen soll alle dort hin bringen, wo sie schlussendlich hingehören. Unterschieden wird zwischen Selbst- und Fremdbringung, sowie Termin und kein Termin. Die Mitarbeiter kommen unterirdisch ins Gebäude.
Das Gebäude sieht von oben aus wie sieben orthogonale Finger (Linien, die sich in einem rechten Winkel schneiden, Anm.). Wer sich verläuft, kann „Check-in-Automaten“ nutzen. Das habe man sich von der Grazer Zahnklinik abgeschaut: Einfach mit der E-Card durch das Kartenlesegerät fahren und es werden Behandlungstermin und die schnellste Route am Monitor angezeigt.
Eine Spur „McDonalds“
Auch in den Wartebereichen wird es mehrere Bildschirme geben. Hier werden Termine und Namen der Patienten angezeigt. Diese leuchten auf, wenn der jeweilige Patient an der Reihe ist – so ähnlich wie bei „McDonald´s“. Neu in der Klinik sind auch die Seelsorgeräume. Der bestehende Altar aus dem „Krankenhaus alt“ konnte aufgrund seines Gewichts – der massive Altar wiegt über sechs Tonnen – nicht übersiedelt werden. Die Heilige Messe wird künftig direkt in die Patientenzimmer gestreamed.
Neurochirurgie kommt
Neben einem Herzkatheterlabor und der ersten Onkologie-Abteilung des Burgenlandes (der KURIER berichtete), soll laut Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) auch eine Neurochirurgie nach Oberwart kommen. Außerdem soll man das erste Gerät in Europa bekommen haben, dass Computertomographie und Röntgengerät vereint. Besonders bei Gefäßerkrankungen, werde es zum Einsatz kommen.
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Eine Rückkehr feiert auch das interne Rohrpost-System. Mittels Druckluft können so kleine Gegenstände schnell über Stockwerke hinweg bewegt werden. „Das geht so einfach schneller“, erklärt Strohmeier. Im Mai 2024 soll das Gebäude in Betrieb gehen. „Wir übergeben Ende Februar an die Gesundheit Burgenland und wollen das Haus ein, zwei Monate später der Öffentlichkeit zeigen“, kündigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil an.
Und so lautet der Fahrplan bis zum Regulärbetrieb
Zwischen Herbst 2023 und Ende Feber 2024 wird die neue Klinik nunmehr vom Projektteam auf Herz und Nieren getestet. Die Übergabe durch das Projektteam an den Auftraggeber Gesundheit Burgenland ist für den 28. Feber 2024 vorgesehen.
- September 2023 bis Feber 2024 – technische Inbetriebnahme, Überprüfungen, Tests, Probebetriebe, Vorabnahmen
- 28. Feber 2024 – Übergabe der neuen Klinik vom Bau-Projektteam an die Gesundheit Burgenland
- Ab 1. März 2024 – stufenweise Besiedelung und Übersiedelung, Inbetriebnahme durch Nutzerinnen und Nutzer, Schulungen, Ablauftests
- 21./22. März 2024 – Tage der offenen Kliniktür: Möglichkeiten zur Teilnahme an Gruppenführungen „hinter den Kulissen“ der Klinik
- Ab 15. April 2024 – Vorsiedelungen, Zusammenführung von Patientinnen und Patienten im Altbau auf interdisziplinär geführte Stationen; planbare Operationen werden schrittweise reduziert
- Ab 23. April 2024 – Pause der planbaren Operationen (zwei Wochen, bis 9. Mai), keine Terminambulanzen (Schwangerenambulanz bis 30. April); Akut-OPs durchgehend sichergestellt (bis „Tag X“, 12 Uhr, im Altbau, danach im Neubau)
- Ab 30. April 2024 – Pause der Tageskliniken (bis 9. Mai)
- Ab 1. Mai 2024 – Pause Geburtenstation (bis 9. Mai, Ausweichen in Klinik Oberpullendorf möglich), Sectio-OP-Saal durchgehend in Betrieb (bis „Tag X“, 12 Uhr Altbau, danach Neubau); Intensivbetten, Neonatologie und Stroke-Units durchgehend sichergestellt
- 1. Mai 2024 (7 Uhr) bis 9. Mai 2024 (7 Uhr) – Rettungssperre (Rettungsdienste bringen Notfälle während dieser Zeit in Krankenanstalten Güssing, Oberpullendorf, Hartberg, Eisenstadt, Graz, Wiener Neustadt etc.); Landessicherheitszentrale und Rettungsdienste sind informiert
- 7. Mai 2024, der „Tag X“, 8 Uhr bis 17 Uhr: PatientInnen siedeln in die neue Klinik; ZNA/ZAE und andere Akut-Versorgungen nehmen den Betrieb auf
- 9. Mai: Ende der Rettungssperre
- Im Laufe des Juni 2024 – stufenweise Aufnahme des vollständigen klinischen Betriebs im Neubau, Hochfahren der planbaren OPs und Terminambulanzen Juni 2024: offizielle Eröffnung mit Festakt
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