Kinder, was für ein Theater: 17 junge Schauspieler erobern die Bühne

Mehrere Kinder und Erwachsene in verschiedenen Kostümen sitzen und stehen um einen Tisch in einem Raum mit Kulisse.
In Riedlingsdorf feiern 17 Kinder mit dem Stück „Die Märchenhochzeit“ ihr Bühnen-Debüt – und bringen Brauchtum und Märchen gemeinsam auf die Bühne.

Von Vanessa Halla

Drei Jahrzehnte hat es gedauert, bis der Riedlingsdorfer Theaterverein die Kleinen ganz groß auf die Bühne bittet. „Dabei sage ich ihnen schon seit Jahren, dass sie endlich ein Kindertheater machen sollen“, bringt es Fabian Marth auf den Punkt.

Er ist mit seinen zwölf Jahren einer der ältesten Schauspieler in dem Stück „Die Märchenhochzeit“, das am 9. November im Riedlingsdorfer Kultursaal seine Premiere feiert.

 17 Kinder aus dem 1.700 Einwohner zählenden Dorf wirken mit. Zwischen drei und zwölf Jahre alt sind die angehenden Bühnenstars, viele stehen zum ersten Mal vor Publikum.

Kein Kuss für den Frosch

Das Besondere an der Aufführung? Aus der Tradition des „Blochziehens“ wurde ein märchenhaftes Stück. „Unser Theaterverein hat sich vor 30 Jahren aus einem Blochziehen heraus gegründet. Das Jubiläum feiern wir deshalb mit einer Geschichte über das bekannte Brauchtum“, so Obmann Reinhold Fenz. Geschrieben hat „Die Märchenhochzeit“ Edda Adamovics von der Musical & Stage Dance Company.

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Geprobt wird eifrig, die Aufführung rückt immer näher.

„Sie hat nur eine Woche dafür gebraucht!“, wirft ein Bub ein. Adamovics: „Wenn ich einmal loslege, rattert mein Kopf so lange, bis alles zu Papier gebracht ist. Das Stück dauert eine Stunde und es kommen viele bekannte Märchenfiguren darin vor. Rotkäppchen, Frau Holle und auch ein ,Froschkönig‘, der aber niemanden küsst, weil er sonst wieder zum Frosch wird.“

Spielerisches Brauchtum

Die Resl und der Franzl aus dem Ort sind Prinzessin und Prinz und ob am Ende jemand mit der Waldbraut heimgehen muss, wird natürlich nicht verraten, nur so viel: Die Schauspieler wissen jetzt alle bestens über das Brauchtum des Blochziehens Bescheid – zumindest fast.

Ein Kind mit Lockenwicklern im Haar und bunter Kleidung sitzt lächelnd an einem Tisch, im Hintergrund steht ein weiteres Kind.

Julia (li.) spielt die Altbraut.

„Ich spiele den Ausgeber. Das ist ein Mann, der die Mädchen im Ort verschenkt“, sagt der neunjährige Leon stolz. „Du spielst einen Heiratsvermittler!“, wirft seine Mama Viktoria Hofbauer schmunzelnd ein. Die 34-Jährige probt mit den Kindern seit Wochen für das Stück: „Oft zerkugelst dich vor lauter Lachen dabei. Der eine rennt gegen die zugemachte Tür und die Prinzessin beginnt zu diskutieren, weil sie den Prinzen nicht umarmen will. Am schwierigsten ist es, Termine für die Proben zu finden. Ein Zeitfenster für 17 Kinder zu schaffen, dafür musste ich am Handy einen eigenen Kalender einrichten“, so die dreifache Mama händeringend.

Derweil hat der „Standesbeamte“ Lukas Feigl ganz andere Probleme: „Wegen der Perücke, die ich tragen muss, sagen jetzt alle Mozart zu mir. Das nervt, aber die Theaterproben sind mir lieber, als Hausübungen für die Schule machen“, erklärt der neunjährige Schauspieler seine Gefühle zum Stück. 

Zwei Kinder spielen, eines trägt eine weiße Perücke und Anzug, das andere lacht und trägt ein kariertes Hemd.

Die Perücke macht Probleme: Mozart oder Standesbeamter?

Valerie Feigl gibt wiederum kein Interview ohne ihre Pressesprecherin. „Mama, wie viel Text habe ich?“ Souffleuse Mama: „Vier Sätze!“ Valerie: „Ich weiß aber, dass ich immer nach der Nikolina dran bin“, so die Achtjährige stolz.

Alles für eine Aufführung

Ganz aufgebauscht hat sich indessen das Problem des Schauspielers Jonas Ruiter: „Ich mag den Rüschenkragen meines Kostüms nicht und hab ihn unter dem Pulli versteckt, aber die Mama hat ihn wieder rausgetan.“

Zwei Kinder in historischen Kostümen mit blauen Westen und weißen Hemden stehen nebeneinander und schauen sich an.

Jonas Drama mit Rüschen.

Die Probe, die extra für den Besuch des KURIER angesetzt wurde, neigt sich dem Ende zu – so auch die Aufmerksamkeitsspanne der Schauspieler. So viel sei aber noch verraten: Das Theaterstück verspricht schon jetzt ein One-Hit-Wonder zu werden. „Eigentlich schade, dass wir es nur ein einziges Mal aufführen“, denkt der Obmann laut. Und wenn sie nicht noch immer darüber nachdenken, dann werden sie es hoffentlich morgen tun.

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