Großvater will Obsorge für Marilyn

Ein Mann sitzt an einem Tisch mit Spielkarten und einem Stoffhasen.
Das Baby wurde misshandelt, die Mutter steht vor Gericht, der Großvater ist verzweifelt

Mit 39 Knochenbrüchen wurde die zwei Monate alte Marilyn aus dem südburgenländischen Limbach im September des Vorjahres ins Krankenhaus gebracht. Als einzig mögliche Täter kamen nur die Eltern in Frage. Seit etwa elf Monaten sitzen die beiden in U-Haft. Der Prozess Ende Juni, bei dem beide den Vorwurf der fortgesetzten Gewaltausübung vehement abstritten, wird heute, Freitag, fortgesetzt.

Die Kindesmutter bekannte sich – wie berichtet – lediglich schuldig, ungerechtfertigt die Mindestsicherung bezogen zu haben. Bei der Verhandlung heute soll ein Sachverständiger vor Gericht die Frage klären, ob Marilyn die schweren Schädelverletzungen mit einem Stein, der im Keller des Paares gefunden wurde, zugefügt worden waren. Für Freitag wird auch ein Urteil erwartet.

Indes liegen die Nerven der Großeltern Marilyns blank. Franz Unger und seine Frau versuchen nun, die Obsorge für die Kinder ihrer Tochter – Marilyn und ihren zwei Jahre alten Bruder Travis – zu bekommen. Franz Unger macht im Gespräch mit dem KURIER klar, wen er für schuldig hält.

KURIER: Herr Unger, wie oft sehen Sie Ihre Tochter derzeit?

Franz Unger: Meine Frau und ich besuchen sie mindestens einmal pro Woche in der Justizanstalt Wiener Neustadt.

KURIER:Werden Sie bei der Verhandlung heute, Freitag, in Eisenstadt dabei sein?

Natürlich. Meine Tochter hat viele Fehler gemacht, das hat sie auch selber gesagt. Sie bekennt sich auch zum Vorwurf des Betruges schuldig. Doch das Geld hat sie genommen, weil ihr Lebensgefährte es für Drogen gebraucht hat.

KURIER: An den ersten beiden Verhandlungstagen im Juni hat der Lebensgefährte ihrer Tochter aber erklärt, dass er sich in einem Drogen-Ersatzprogramm befunden habe.

Das stimmt. Aber zusätzlich hat er auch Drogen genommen, das habe ich erst später erfahren. Ich selbst bin mit ihm ja immer gut ausgekommen. Ich glaube, dass die Misshandlungen Marilyns passiert sind, wenn er unter Drogeneinfluss gestanden ist und wenn er eifersüchtig war, weil meine Tochter ausgegangen ist. Er hat meine Tochter öfter geschlagen, sie hat noch eine Narbe davon auf der Stirn. Sie hatte halt Angst, dass sie ihr die Kinder wegnehmen, wenn sie zur Polizei geht. Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass er es war.

KURIER: Nicht zu 100 Prozent?

Es gibt keinen einzigen Zeugen. Egal, wie der Prozess ausgeht: Meine Tochter muss wissen, dass wir auf sie warten. Sie hat sicher Fehler gemacht, ist öfters alleine ausgegangen und hat Sozialhilfe ungerechtfertigt bezogen. Aber deshalb hat sie doch ihr Kind nicht so schwer misshandelt. Mir kommt so vor, als würde meine Tochter vorverurteilt.

KURIER: Wie geht es Marilyn?

Meine Frau und ich haben sie und ihren Bruder erst vor ein paar Tagen besuchen dürfen. Die beiden sind bei sehr lieben Pflegeeltern untergebracht. Marilyn hat sich gut erholt. Es ist furchtbar: Wäre sie nicht ins Spital gebracht worden, hätte sie nur mehr wenige Tage zu leben gehabt. Wir haben öfters auf die Kleine aufgepasst, aber wir haben nie einen blauen Fleck oder sonst etwas Auffälliges bemerkt. Wir hoffen, dass meine Tochter ihre Kinder irgendwann – mit Hilfe – selbst erziehen kann. Wir würden uns bis dahin gerne um die beiden kümmern.

KURIER: Wollen Sie die Obsorge für ihre Enkel übernehmen?

Ja. Meine Frau und ich haben das schon gerichtlich beantragt. Jetzt warten wir ab, wie der Prozess ausgeht.

KURIER: Wie verbringen Sie die Zeit bis zum Prozess?

Meine Frau und ich sind mit den Nerven am Ende. Ich kann kaum schlafen. Auch finanziell ist es schwierig. Ich habe bereits einen Lkw aus meinem Unternehmen verkauft, um die Anwaltskosten zahlen zu können. Ich will, dass der Schuldige seine Strafe bekommt, dafür würde ich alles tun. Gleich, wer es getan hat.

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