(Ex-)Politiker freiwillig im Corona-Callcenter

(Ex-)Politiker freiwillig im Corona-Callcenter
Franz Steindl und Geza Molnár sitzen 12 Stunden am Telefon

Die Zeiten sind wahrlich außergewöhnlich: Der große Verhandlungssaal des Landesverwaltungsgerichts im neuen Eisenstädter Landhaus wurde vor einigen Tagen zu einem Callcenter umgestaltet, um die Testungen von Corona-Verdachtsfällen zu beschleunigen.

Wer 1450 wählt und dann mit der Landessicherheitszentrale verbunden wird, landet zur endgültigen Klärung der Frage „Test oder Nicht-Test“ im Callcenter. Unter den 47 Telefonisten, die dort in 12-Stunden-Schichten bei Tag und Nacht freiwillig mithelfen, sind auch der frühere Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Steindl (ÖVP) und FPÖ-Landtagsmandatar sowie Ex-Klubchef Géza Molnár. Sie befragen die Anrufer anhand einer Checkliste nach Symptomen und Risikofaktoren, ein anwesender Arzt gibt dann im Bedarfsfall das Okay für einen Test – bisher wurden rund 500 durchgeführt.

Steindl, Marketingchef im Haydn-Konservatorium, und Molnár, der in der Gemeindeabteilung des Landes beschäftigt ist, wollen zu ihrem Engagement gar nichts sagen, weil sie diesen Dienst als „Selbstverständlichkeit“ erachten.

Der Dienst ist in jedem Fall höchst notwendig und hilfreich, hat er doch dazu beigetragen, die sieben Amtsärzte des Landes zu entlasten. Diese waren zu Beginn der Corona-Krise vor rund zwei Wochen fast rund um die Uhr im Einsatz, um landesweit die Corona-Tests durchzuführen. Landesamtsdirektor Ronald Reiter erinnert sich an ein Telefonat mit einem Mediziner um 22 Uhr: „Er hat mir gesagt, dass er jetzt noch 25 Testungen vor sich hat“.

Mittlerweile hat das Rote Kreuz die meisten Ausfahrten zu den Patienten übernommen. Die Rettungsorganisation hat dafür einen Pool von 16 Sanitätern gebildet, erzählt Rotkreuz-Sprecher Tobias Mindler. Von den Stützpunkten in Eisenstadt, Oberwart und Oberpullendorf aus fahren die hauptamtlichen Sanitäter nach Anordnung eines Amtsarztes zu Corona-Verdachtsfällen im ganzen Land und nehmen Abstriche des Nasen- und Rachenraums. Immer wieder komme es vor, dass sich Privatpersonen beim Roten Kreuz melden, um sich testen zu lassen. Aber, so stellt Mindler klar: Man werde nur im Auftrag der Behörde tätig und nicht auf Zuruf Privater. Auch die Teststäbchen kommen vom Land, das sich ständig um Nachschub bemühen muss.

Den 2. April könnte Mandatar Molnár wieder am Corona-Telefon verbringen, die für diesen Tag geplante Landtagssitzung wurde am Montag abgesagt, teilte Präsidentin Verena Dunst (SPÖ) mit.

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