"Eismeister" seit 35 Jahren: Ludwigs eiskaltes Händchen
Ludwig Benedek, Eismeister in Pinkafeld.
Von Vanessa Halla
Der Großteil von uns fürchtet spiegelglatte Eisflächen im Winter. Nicht so der Ludwig, denn es gibt kaum etwas, dass den 61-Jährigen so glücklich macht, wie das perfekte Eis unter seinen Füßen.
Dabei hatte er bei seinem Dienstantritt vor 35 Jahren wirklich keine Ahnung davon, was es alles dafür braucht, damit man die Kurve mit Schlittschuhen auch richtig schön kriegt.
1990 eröffnete die Anlage in der Stadtgemeinde, knapp 800 Besucher kamen damals. „Drinnen hat der Fliesenleger noch gewerkt und draußen haben sie Sekt getrunken und sind Schlittschuh gefahren“, erinnert sich Ludwig Benedek an seinen ersten Arbeitstag als Eismeister.
„Ich bin als Laie hergekommen, wie man richtig gutes Eis für den Stocksport und die Eisläufer aufbereitet, das war ein learning-by-doing-Prozess.“
Kunsteisbahn in Pinkafeld.
Der Job des Eismeisters im Burgenland ist rar. Die milden Temperaturen der vergangenen Winter ließen nicht viele Natureislaufplätze zufrieren – Grund zur Freude für die insgesamt drei Kunsteisbahnen im Land.
Akribische Eis-Arbeit
Schon in den Wochen vor der Saisoneröffnung ist Ludwig Benedek damit beschäftigt, in akribischer Arbeit das perfekte Eis mithilfe eines Feuerwehrschlauches zu zaubern.
Ludwig Benedek bei der Arbeit.
Zwischen 400 und 600 Besucher kommen an den Wochenenden während der Saison, die von Mitte November bis Mitte Februar geht, nach Pinkafeld – vor allem Schulen und Eisstockvereine laufen am Eis auf.
Fad wird dem Eismeister also nicht. Neben der täglichen Aufbereitung und Pflege der Eisfläche, gibt Benedek beim Verleih die Schlittschuhe aus, hilft bei Fragen weiter, sorgt für Recht und Ordnung auf dem Eis und natürlich dafür, dass die Kufen der Schlittschuhe scharf genug geschliffen sind.
Ludwig Benedek ist auf seiner Kunsteisbahn zwar „Meisterchen Frost“, aber mit herzerwärmendem Engagement. Sein Arbeitstag beginnt um 7 Uhr morgens.
Das Ziel: Spiegelglattes Eis
„Zuerst drehe ich das Flutlicht auf, dann geht´s ab auf die Maschine und das Eis. Ein Spiegeleis hinzubekommen, ist das Ziel. Heute ist mir das zum ersten Mal in dieser Saison gelungen, weil es unter 0 Grad hatte. Das ist immer einer der besten Tage des Jahres“, freut sich Benedek und geht ins Detail: „Die Eisbearbeitungsmaschine hobelt einen Millimeter von der obersten Schicht ab und sprüht warmes Wasser auf, das die Oberfläche verfeinert und Unebenheiten ausgleicht. Unsere Eisfläche hat konstant minus 13 Grad. Trotzdem muss auch das Drumherum passen. Außentemperatur, Wetterlage, wie ich meine Bahnen mit der Maschine ziehe etc. Das perfekte Eis ist eine Wissenschaft für sich.“
Als Eisläufer schon in Pension
Pinkafelds Eismeister ist ein Unikat - die jungen Eisläufer kennen ihn, die älteren Eisläufer schätzen ihn, kurz: Ludwig Benedek gehört zur Kunsteisbahn, wie die Kufen an die Schlittschuhe. Zum letzten Mal in Schlittschuhen aufgelaufen ist er selbst allerdings vor fünf Wintern. „Das lief noch ganz gut damals und man soll bekanntlich aufhören, wenn´s am schönsten ist. Aber Eisstockschießen tu ich noch.“
Auch, dass immer gute Musik aus den Boxen rund um die Eisfläche läuft, gehört zum Tagesgeschäft des Urgesteins. „Da kommen die Kids und fragen, ob ich bitte einen anderen Radiosender reintun kann, weil sie das gleiche Lied jetzt bereits fünfmal gehört haben“, lacht Benedek, der mittlerweile schon die dritte Generation auflaufen sieht.
„Zwei, drei Jahre lang ist der Eislaufplatz ein Treffpunkt für die Jugend. Danach sieht man sie oft erst als Erwachsene mit den eigenen Kindern wieder.“
Kaum jemand, der sein großes Publikum so gut kennt, wie der Ludwig. „Ich weiß genau, wer die Ersten sind, die aufs Eis wollen, wenn ich die Fläche gereinigt habe oder welchen Kindern ich beim Eislaufschuhe anziehen noch helfen muss. Man bekommt die ersten Teenie-Romanzen mit und schmunzelt oft in sich hinein. Wer seine Jugendzeit nicht auch am Eislaufplatz verbracht hat, der hat was versäumt.“
Wenn die Saison am Eis vorbei ist, pflegt der Gemeindemitarbeiter die Grünflächen im Ort. Eigentlich könnte Ludwig Benedek nächsten Sommer in den Ruhestand gehen, aber: „Einen Winter lang möchte ich das Eis schon noch machen dürfen. Vielleicht auch zwei.“
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