Einreiseverbot: Ungarn öffnet nach Protest kurzzeitig Grenze
Seit Mitternacht sind alle Grenzübergänge nach Ungarn für den Personenverkehr gesperrt. Abgesehen vom Güterverkehr dürfen nur noch ungarische Staatsbürger einreisen.
Schon um 4.30 Uhr gab es einen Stau von bis zu sechs Kilometern auf der Ostautobahn A4 vor der Grenze Nickelsdorf. Die Wartezeit beträgt um 8.30 Uhr drei Stunden, eine Stunde später wird bereits von einem Stau von 13 Kilometer Länge und nicht absehbaren Wartezeiten berichtet.
"Rumänische und bulgarische Staatsbürger weigern sich umzudrehen", sagt Polizeisprecher Heinz Heidenreich, der vor Ort ist gegen 10.15 Uhr.
Würden die Blockaden der Reisenden noch länger dauern, könne das "neue Herausforderungen" bedeuten, heißt es von der Polizei.
Um die Lage zu beruhigen, wurden am Vormittag Lkw von der A4 auf eine zweite Grenzstraße geleitet. Sie sollten über eine kleinen Grenzübergang nach Ungarn einreisen. Doch eine Gruppe aufgebrachter Rumänen, denen die Durchreise durch Ungarn verwehrt wurde, blockiert aus Protest die Straße.
"Ein Mann hat mir erzählt, dass er bereits seit 2 Uhr früh hier wartet", schildert ein Polizist.
Laut Polizei war am Nachmittag weder die Ausreise nach Ungarn noch die Einreise nach Österreich möglich.
Auch das Rote Kreuz ist mit vier Sanitätern vor Ort und versorgt die wartenden Menschen mit Trinkwasser. "Wir gehen derzeit davon aus, dass wir die Leute mit noch mehr Getränken versorgen müssen", sagt Tobias Mindler, Sprecher des Roten Kreuzes Burgenland kurz nach Mittag. Derzeit werde der Bedarf noch evaluiert.
Intervention des rumänischen Außenministers
Wegen der Schließung von Ungarns Grenzen infolge der Coronakrise sitzen zahlreiche Rumänen an der österreichisch-ungarischen Grenze fest, die per Auto aus Westeuropa nach Rumänien wollen.
Rumäniens Außenminister Bogdan Aurescu Regierung bat seinen ungarischen Kollegen Peter Szijjarto am Dienstag darum, den Reisenden die Durchfahrt zu erlauben, wie das rumänische Außenministerium am Dienstag mitteilte. Szijjarto habe versprochen, eine Lösung zu finden.
Nach rumänischen Angaben handelt es sich um mehr als 3500 Rumänen, darunter Kinder und ältere Menschen. Die Polizei im österreichischen Burgenland sprach allerdings nur von 150 Menschen.
Dafür verantwortlich dürfte ein Protest von vorwiegend rumänischen und bulgarischen Staatsbürgern sein, denen die Einreise nach Ungarn verwehrt wird und die nicht in ihr Heimatland reisen können.
Bei einer Tankstelle an der Grenze von Nickelsdorf steht schon kurz nach Mitternacht ein Bus mit etwa 50 rumänischen Staatsbürgern, darunter auch etliche Kinder. Sie wollten von Frankreich in ihr Heimatland fahren. Doch daraus wurde nichts: Ihnen wurde die Einreise nach Ungarn verwehrt, der Bus wurde von den ungarischen Grenzbeamten nach Österreich zurück gelotst. "Wir wissen nicht, was wir jetzt tun sollen. Wir haben keine Ahnung, wie wir jetzt nach Hause kommen sollen", sagt laut Augenzeuge ein rumänischer Businsasse.
„Die aufgebrachten Reisenden stellten ihre Pkw auf der A4 auf der Grenze ab und versammelten sich auf der Fahrbahn“, berichtet ein Augenzeuge dem KURIER. Die Stimmung unter den Reisenden werde immer schlechter. Sie hätten die Einreisespuren nach Ungarn deshalb blockiert.
Die ungarischen Beamten sollen bei der Rückweisung sehr rigoros vorgegangen sein, so hört man.
Applaus der Reisenden
Am Nachmittag gibt es ein Aufatmen der Reisenden. Laut Polizei soll die Grenze für rumänische, ungarische und bulgarische Staatsbürger für einige Stunden geöffnet werden.
Ab 21 Uhr bis 0 Uhr dürfen bulgarische Staatsbürger die Grenze passieren. Zwischen 21 Uhr und5 Uhr ist das den rumänischen Reisenden erlaubt.
Die Polizei machte bei den wartenden Reisenden, die bereits 30 Kilometer im Stau stehen, Durchsagen. "Als die Meldung der Öffnung kam, haben die Leute applaudiert", sagt ein Polizist.
Auch der Lkw-Verkehr komme langsam wieder ins Rollen, nachdem die protestierenden Reisenden die Straßen frei machen.
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