Ehemalige Synagoge Kobersdorf lädt im Mai zu Gedenken, Musik und Debatte

Das Stück wird von Hermann J. Kogler inszeniert, auf der Bühne in der Synagoge Kobersdorf stehen Christoph Schobesberger und Georg Kusztrich.
Die ehemalige Synagoge Kobersdorf lädt im Mai 2025 zu einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm ein, das sich intensiv mit jüdischer Geschichte und Gegenwart auseinandersetzt. Der historische Ort wird so zur Plattform für Dialog, Bildung und Gedenken – mit Zeitzeugengespräch, Vorträgen, Führungen und Konzerten.
Den Auftakt bildet am Dienstag, 6. Mai um 14 Uhr ein landeskundlicher Diskussionsnachmittag zum Thema „Tradition und Kooperation. Erinnerungskultur in Österreich und Ungarn“. Der Vortrag von Mag. Lajos Harsányi beleuchtet Parallelen und Unterschiede der Gedenkkultur beider Länder.
Der in Wien lebende Historiker und Mitarbeiter des Österreichischen Jüdischen Museums bringt seine Erfahrung aus dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit ein. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Ein Überlebender erzählt
Zu einem der berührendsten Programmpunkte zählt die Buchpräsentation „PEPEK – Ein Kind überlebt den Holocaust“ am Mittwoch, 7. Mai um 18 Uhr. Josef Salomonovic, genannt „Pepek“, überlebte als Kind das Ghetto Lodz sowie fünf Konzentrations- und Arbeitslager.

„Pepek“ erinnert sich daran, „als Vierjähriger in einem Versteck auf dem Dachboden dem Tod durch Vergasung entkommen“ zu sein. Die Veranstaltung wird moderiert von Walter Reiss, mit der Historikerin Shoshana Duizend-Jensen als Gesprächspartnerin. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Am Mittwoch, 14. Mai um 19 Uhr folgt ein religionswissenschaftlicher Beitrag: Oberrabbiner Jaron Engelmayer, Rabbiner des Wiener Stadttempels, spricht über die Unterschiede des Judentums zu anderen Religionen. Dabei stellt er die drei Grundsäulen Torah, Volk und Land Israel in den Mittelpunkt und erklärt, warum diese zentral für das Verständnis des Judentums sind. Auch hier ist der Eintritt frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Kobersdorf als offenes Geschichtsbuch
Das Veranstaltungsprogramm wird durch mehrere geführte Rundgänge ergänzt, die die jüdische Geschichte Kobersdorfs vor Ort erfahrbar machen. Am 18. Mai führt Dr. Josef Tiefenbach durch vier Stationen, darunter der jüdische Friedhof mit etwa 650 Grabstätten und das renovierte Synagogengebäude. Weitere Termine sind für Juni und September geplant.
Der geführte Rundgang „Jüdische Spuren in Kobersdorf“ am Freitag, 23. Mai, legt den Fokus auf das einstige jüdische Leben im Ort, das durch die nationalsozialistische Verfolgung ausgelöscht wurde. Begleitet wird die Tour von Erwin Hausensteiner, eine Kopfbedeckung für Männer ist erforderlich. Der Beitrag erfolgt auf Spendenbasis.
Musik zwischen Erinnerung und Satire
Auch musikalisch spannt die ehemalige Synagoge im Mai einen weiten Bogen. Am Mittwoch, 21. Mai um 18 Uhr spielt ein Streichquartett der Joseph Haydn Privathochschule das selten aufgeführte a-Moll-Quartett von Fritz Kreisler, einem der bedeutendsten Geiger des 20. Jahrhunderts. Der Eintritt ist frei.
Zum Abschluss bringt Aliosha Biz am Sonntag, 25. Mai um 11 Uhr sein satirisches Konzertprogramm „Der Fiddler ohne Ruf“ auf die Bühne – ein „Kabarett-Reigen“ mit slawischem, jüdischem Humor und musikalischem Talent. Tickets kosten 23 Euro.
Kulturelles Erinnern als Zukunftsauftrag
Mit seinem Mai-Programm macht Kobersdorf deutlich: Erinnerung ist kein Rückblick, sondern ein Weg in die Zukunft. Die ehemalige Synagoge bietet einen lebendigen Raum, um das Wissen über das Judentum zu vertiefen, historische Zusammenhänge zu verstehen und Perspektiven zu erweitern.
Weitere Informationen und aktuelle Termine:
📍 www.synagoge-kobersdorf.at
📧 synagoge-kobersdorf@kultur-burgenland.at
📞 +43 664 85 44 527
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