Drunt´ in Oberwart: Vom Straßendorf zur „Metropole des Südens“

Drunt´ in Oberwart: Vom Straßendorf zur „Metropole des Südens“
Wie sich die „Stadt der Vielfalt“ mit einem Bürgerbeteiligungsprozess neu erfinden will.

In Oberwart ist ein Stein noch nie lange auf dem anderen geblieben. Jüngstes Beispiel: Der frühere Supermarkt neben dem städtischen Freibad ist Geschichte. Darunter wurde ein quasi historischer Fund gemacht: die Reste des früheren Beckens des Hallenbades. Jetzt wird mit der gewonnenen Fläche die Erholungszone des Freibads erweitert – das Areal wird also wieder dem eigentlichen Zweck zugeführt.

Der „Koarl“ vorm Rathaus, links hinten das Hochhaus, das das Stadtbild lange geprägt hat

Der „Koarl“ vorm Rathaus, links hinten das Hochhaus, das das Stadtbild lange geprägt hat

Geschichten wie diese zeigen den Charme und gleichzeitig auch das Dilemma der zweitgrößten Stadt des Landes, oft auch mit Augenzwinkern „Metropole des Südens“ genannt: eine ständige Baustelle, aber im positiven Sinn. Denn anders als in der unlängst vorgestellten Landeshauptstadt Eisenstadt gibt es in Oberwart kein historisch gewachsenes Zentrum. Denn eigentlich ist die etwas mehr als 8.000 Einwohner zählende Stadt ein mit der Zeit in die Länge gewachsenes Straßendorf. Augenscheinlichster Beweis dafür ist die Hauptstraße, entlang derer sich das Leben abspielt.

Leben im Zentrum

Und die natürlich auch Ort der auffälligsten Veränderungen ist: Etwa durch das neue zweite „Hochhaus“ an der früheren „Ampelkreuzung“ – bis rund um die 2000er-Jahre übrigens die einzige Ampel im Südburgenland. Womit wir auch schon beim vielleicht drängendsten Thema der Stadtbevölkerung sind: der Innenstadt. Oder vielmehr: der Attraktivität der Innenstadt.

Die Zukunft der Innenstadt wird mit dem neuen Standort des Busbahnhofs entschieden

Die Zukunft der Innenstadt wird mit dem neuen Standort des Busbahnhofs entschieden

Die war in Oberwart schon immer Thema für angeregte Diskussionen, sei es im Gemeinderat oder am Stammtisch. Mit der Sanierung der Prinz Eugenstraße und der Sportlände werden heuer die nächsten Abschnitte in Angriff genommen. Mittelfristig steht allerdings mit der Verlegung der Bushaltestellen vor dem Rathaus ein größeres Vorhaben an. „Das war ein Ergebnis der Bürgerbeteiligung“, sagt Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP).

Bürgermeister Georg Rosner

Bürgermeister Georg Rosner

3.000 Schüler pro Tag

„Die Attraktivierung der Innenstadt steht ganz oben auf der Liste. Das wird eine Riesenherausforderung. Wir sind weiterhin in guten Gesprächen mit dem Land und ein möglicher Standort in der Nähe der Messe und der Sporthalle wird favorisiert. Es ist jedoch noch keine endgültige Entscheidung gefallen“, so der Stadtchef. Geplant sind jedenfalls mehr Grünflächen im Stadtzentrum, eine stärkere Fokussierung als Marktstadt mit Themenmärkten, Begegnungszonen im öffentlichen Raum und das Zurückdrängen des Verkehrs.

er Schulcampus, die bisher größte finanzielle Investition der Stadt, geht im Herbst in Betrieb

Der Schulcampus, die bisher größte finanzielle Investition der Stadt, geht im Herbst in Betrieb

So gehe es auch um die Frage eines Campus für Bundesschule unter Einbeziehung der alten Volksschule am Rotundenareal. Schließlich sei Oberwart eine Bildungsstadt, an Schultagen kommen mehr als 3.000 Jugendliche in die Bezirkshauptstadt, erzählt Rosner vom „Education Highway“, also der Schulgasse als „Bildungsautobahn“ der Stadt. An deren Ende, unweit der neuen Klinik, wird im Herbst der von Land und Gemeinde finanzierte neue Bildungscampus eröffnet. Mit 45 Millionen Euro die „größte Investition in der Geschichte der Stadtgemeinde“, wie Rosner betont. Herzstück ist eine Volksschule mit 24 Klassen, die in sechs Gebäudeclustern untergebracht ist.

Stadt der Vielfalt

Nur unweit davon entsteht am Areal des früheren Internats das Volksgruppenhaus. Für Rosner ein „sichtbares Zeichen für das gelebte Miteinander in unserer Stadt der Vielfalt, die Oberwart immer geprägt hat“. Volksgruppen seien dafür ebenso ein Beleg wie die verschiedenen Konfessionen. Tatsächlich gibt es in der „Metropole des Südens“ sechs verschiedene Friedhöfe, darunter einen sowjetischen Soldatenfriedhof. Der etwas abgelegene Ort ist ein Geheimtipp für jene, die in Oberwart nach Orten mit Geschichte suchen. In der Stadt selbst wird diese ja ständig neu geschrieben.

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