Bunkerhalter, Kuriere und ein Capo: So funktionierte der Drogenring

Die international agierende Drogenbande handelte vor allem mit Kokain, das über mehrere Länder ins Burgenland kam.
Von Gernot Heigl
Zwei Tonnen Cannabis und 140 Kilo Kokain schmuggelte eine international agierende Bande, die im Burgenland zerschlagen werden konnte. Als Drogenversteck dienten Autobatterien, Autoreifen oder Möbelstücke. Unter den inhaftierten Tätern befand sich auch ein Banden-Capo.
Bereits im Jahr 2020 organisierte sich eine albanische Tätergruppe, um anfangs vorwiegend Cannabisblüten aus ihrem Heimatland beziehungsweise aus Serbien nach Österreich zu transportieren. Im Laufe der Zeit kam Kokain in höchster Qualität hinzu. Der Vertrieb der Waren erfolgte über verschiedene Länder und war minutiös geplant. Nur auf ein winziges Detail hatte die Bande vergessen.
Das weiße Pulver aus Übersee wurde zuerst nach Holland eingeschleust, in Belgien „gestreckt“ und dann über Deutschland oder Tschechien ins Burgenland gebracht. Ein Teil der Drogen wurde hier verkauft, der Rest ging weiter in die Slowakei und nach Ungarn.
Autohandel als Fassade
Um das florierende Suchtgiftgeschäft professionell betreiben und ein weitverzweigtes Netzwerk aufbauen zu können, heuerten die Dealer mehrere slowakische Komplizen an. Gemeinsam schmuggelten sie im Laufe der Zeit sage und schreibe mehr als zwei Tonnen Cannabis. Als Tarnung für die kriminellen Geschäfte diente ein „Handel mit Gebrauchtfahrzeugen“.

Während der Razzia im September 2024 klickten Handschellen.
Diese „legale Fassade“ nutzten die Bandenmitglieder auch beim Transport von Kokain und waren dabei besonders „erfinderisch“. Denn die gepressten Suchtgiftblöcke versteckten sie in eigens präparierten Autobatteriegehäusen. Dort fand jede Menge des süchtig machenden Pulvers Platz – zwei bis sechs Kilogramm wurden üblicherweise so transportiert, in einem Fall wurden sogar 30 Kilogramm Koks versteckt.
Da die Bande allerdings stets die sechs gleichen Pkw auf einem Autoanhänger zwischen Belgien, der Slowakei und Österreich hin und her transportierte, fiel dieses seltsame Treiben den Sicherheitsbehörden auf.
Unter der Federführung der burgenländischen Staatsanwaltschaft schlugen Kriminalisten nach längerer Observation in einer groß angelegten und grenzüberschreitenden Polizeiaktion am 7. September des Vorjahres zu. Mehrere Personen konnten bei dieser minutiös geplanten Aktion verhaftet werden.
Insider packten aus
Für den vorerst geflüchteten Drogenbaron, gesucht per europäischem Haftbefehl, klickten schließlich im Rahmen einer Zielfahndung in Belgien die Handschellen. Nach seiner Auslieferung wurde der Banden-Capo zu einer Haftstrafe von 16 Jahren verurteilt. Da einige Täter, unter ihnen auch Frauen, mit den burgenländischen Behörden kooperierten und „auspackten“ beziehungsweise Komplizen verrieten und belasteten, gab es für manche eine Strafmilderung oder aber sogar eine Kronzeugenregelung.
Aufgrund einiger Insider-Tipps gelang es den Fahndern dann, insgesamt mehr als 170 Kilo Cannabis zu beschlagnahmen, ebenso sechs Kilo Kokain und 56.000 Euro in bar, die aus dem Verkauf der Suchtmittel stammten. Als Drogen-Lagerstation fungierte unter anderem eine Unterkunft in Kittsee. Innerhalb des kriminellen Netzwerkes wurde der dort eingesetzte Slowene als „Bunkerhalter“ bezeichnet, ein Albaner, der als Kurier tätig war, dementsprechend als „Esel“.
Höhere Haftstrafe nach Berufung
Vier ranghohe Dealer erhielten in erster Instanz bereits Gefängnisstrafen, die sie durch Berufung reduzieren wollten. Daraufhin prüfte das Oberlandesgericht und befand, dass diese Urteile nicht zu hoch, sondern zu gering ausgefallen sind. Zum Leidwesen der Täter folgten drastische Aufstockungen.
So wurden vier Jahre Haft umgewandelt in 7,5 Jahre und fünf in elf Jahre. Generell aufgehoben wurden zwei bedingte Richtersprüche. So wuchs die Haftzeit von ursprünglich je zehn Monaten auf 3,5 Jahre beziehungsweise auf drei Jahre – diese Urteile sind bereits rechtskräftig.
Diese Straferhöhung im Nachhinein ist auch als Erfolg und Beweis für die akribische Arbeit der Exekutive und burgenländischer Staatsanwaltschaft zu werten. Gänzlich abgeschlossen sind die Ermittlungen freilich noch nicht, weil sich einige Kriminelle weiterhin auf der Flucht befinden. Die mutmaßlichen Täter wurden europaweit zur Fahndung ausgeschrieben. Darunter befindet sich auch der drogendealende Sohn eines inhaftierten Bandenmitglieds.
Kommentare