Vom Flüchtlingskind zum Traditionsgastwirt: Der Edi ist jetzt der Fuith

Eduard „Edi“ Gjoni hat seine Lehre im Restaurant und Pizzeria Fuith begonnen. Mit 2026 übernimmt er das Traditionshaus.
Zusammenfassung
- Eduard "Edi" Gjoni, einst Flüchtlingskind, übernimmt als 25-jähriger Kellner das Traditionsrestaurant Fuith in Pinkafeld.
- Nach fünf Generationen übergibt die Familie Fuith das Lokal an Edi, der seit zehn Jahren dort arbeitet und als Teil der Familie gilt.
- Edi lebt seinen Beruf mit Leidenschaft, will Bewährtes erhalten und zugleich neue Ideen ins Restaurant einbringen.
Von Vanessa Halla
"Der Edi gehört zur Familie“, sagt Noch-Geschäftsführerin Lisa Fuith im Brustton der Überzeugung, während sie die Kartoffeln in der Küche schält. "Ich sag aber trotzdem noch immer Herr Fuith zum Seniorchef, das ist eine Sache von Respekt“, erzählt wiederum der Eduard "Edi“ Gjoni. Und der Herr Fuith, der mit Vornamen Michael heißt und das gleichnamige Restaurant in Pinkafeld 35 Jahre lang geführt hat, der wiederum sagt: "Beim Edi ist alles in besten Händen. Ich wünsche ihm viel Glück und dass alles so läuft, wie er sich das vorstellt.“
Drei Generationen, drei "Ex“-, "Noch“- und "Bald“-Geschäftsführer und ein Lokal, das seit dem Jahr 1872 Gäste bewirtet und vielen ein zweites Wohnzimmer geworden ist. Die Pizzeria Fuith im Herzen der Marktgemeinde Pinkafeld war nicht nur die erste Pizzeria im Burgenland, sie war auch für Edi Gjoni die erste Wahl als Lehrstelle.
Traditionsgeschichte
Vor genau zehn Jahren startet der heute 25-Jährige hier seine Ausbildung zum Kellner. Mit dem kommenden Jahr übernimmt er dann "den Fuith“ von der gleichnamigen Familie, die das Traditionsunternehmen fünf Generationen lang geführt hat.

Edi Gjoni und die aktuelle Chefin Lisa Fuith: "Ich habe mich immer wie ein Familienmitglied gefühlt.“
Warum die Fuiths aufhören, der Fuith aber trotzdem der Fuith bleibt und was es braucht, damit ein ehemaliges Flüchtlingskind in der Gastro sein Zuhause findet? "Zuerst einmal war da mein Lehrer in der NMS Pinkafeld, der Herr Oberrisser. Der hat mich mit 15 Jahren zum Fuith vermittelt, damit ich hier mein Pflichtpraktikum absolvieren kann. Dafür bin ich ihm auf ewig dankbar“, erinnert sich Eduard Gjoni, den alle Edi nennen. „Es war Liebe auf den ersten Blick. An meinem ersten Praktikumstag war viel los im Restaurant, es hat gewuselt vor Menschen im Lokal. Eine Mischung aus Hektik und Feierlaune war das. Da wusste ich: Das ist meins, das ist mein Beruf und hier bleib ich.“

1872 eröffnet, hat Seniorchef Michael Fuith im Jahr 1980 die erste Pizzeria des Burgenlandes aus dem Restaurant gemacht.
Die aktuelle Geschäftsführerin Lisa Fuith wiederum sagt nach elf Jahren "Danke“ und "Servus“. „Meine Töchter wollen nicht ins Gastgewerbe“, erklärt sie ihre Entscheidung, die Selbstständigkeit und das Familienunternehmen aufzugeben, und fügt an: "Ich habe die Arbeit immer gern gemacht, aber man hat keine Konstante im Gastgewerbe, kaum Zeit für die Familie. Andererseits ist der Edi auch wie Familie und ich weiß das Restaurant für die Zukunft in den allerbesten Händen.“
Eduard Gjoni ist eine selten gewordene "Spezies“ im Gastrogewerbe. Vor allem die Jugend ist kaum mehr für den Job zu begeistern. "Auch am Wochenende zu arbeiten, hat mir nie etwas ausgemacht“, bringt es der 25-Jährige auf den Punkt. Mehr noch: "Ich hatte letztens vier Tage Urlaub, am dritten wollte ich schon wieder heim und arbeiten. Mir fehlen meine Gäste, meine Kollegen und das Restaurant einfach.“
Gjoni, der als Flüchtlingskind vom Kosovo ins Burgenland kam, lebt den Beruf des Kellners. "Viele Teller auf einmal zu tragen, war nie meine Stärke. Aber ich glaube, ich habe ein Gespür dafür, was ein Gast abseits der Speisekarte gerade braucht. Bedrückt ihn etwas? Mag er darüber reden? Reicht ein freundliches Wort oder möchte er nur gefragt werden, was ich ihm zum Essen bringen darf? Ich liebe es, eine Runde durchs Lokal zu gehen und die Gäste zu beobachten, wie sie sich unterhalten und eine gute Zeit haben“, sagt der 25-Jährige.
Nicht immer rosig
Ob man im Beruf des Kellners immer eine gute Zeit hat und ob sich Edi vor dem Schritt in die Selbstständigkeit auch fürchtet?

Der Lieblingsplatz hinter der Schank – Edi und die Kaffeemaschine beim Fuith.
"Klar ist nicht jeder Tag rosig und man hat Angst, dass man versagt. Ich will meine Gäste nicht enttäuschen, sie verlassen sich darauf, dass der Fuith weitergeführt wird“, sagt der zukünftige Chef. Und er fügt hinzu: "Ein bisserl etwas möchte ich natürlich auch verändern in Zukunft. Neue Veranstaltungen, vielleicht auch neue Öffnungszeiten. Aber der Name Fuith bleibt, der hat eine viel längere Tradition als ich.“
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