Rein taktisch gesehen war der Ort der Straßenblockade gut gewählt, um maximale Aufmerksamkeit zu erregen. Denn Jois stellt ein Nadelöhr auf der Burgenlandstraße B50 dar – der Verkehr musste großräumig über Kaisersteinbruch und Bruck an der Leitha umgeleitet werden. Wer an diesem Vormittag beispielsweise von Breitenbrunn nach Neusiedl am See fahren wollte, musste statt zehn rund 30 Kilometer fahren. Die Sperre dauerte von 8 bis 11 Uhr.
Der KURIER war am Dienstag in Jois und hat mit einigen Teilnehmern gesprochen. Einer von ihnen war, laut eigener Einschätzung, der älteste anwesende Demonstrant: Werner Wagner (79). „Wenn der See stirbt, stirbt die Region“, sagt er, am Steuer seines Traktors sitzend. Er hat familiäre Gründe für die Demo-Teilnahme: „Ich hätte ja gerne, dass meine Enkelkinder noch was vom See haben. Als wir Kinder waren, konnten wir baden, Boot fahren, eislaufen. Das geht bald alles nicht mehr.“
Der „Traktor-Nachbar“ von Herrn Wagner, Hermann Leeb aus Winden am See, hat das Handy in der Hand und muss sich ärgern. In den sozialen Netzwerken häufen sich nämlich negative Kommentare über die Straßenblockade.
Negativ-Kommentare im Netz
Er zeigt dem Redakteur ein zorniges Facebook-Posting und sagt: „Diese Person arbeitet in einem Weingut und schimpft über die Demo. Ein Wahnsinn, wie kurzsichtig die Leute sind. Über die eine oder andere Ecke ist jeder hier betroffen. Das muss man den Leuten vor Augen führen, damit sie verstehen, wie wichtig der See für die Region ist. Aber das zu vermitteln ist sehr schwierig. Und die Klimakleber haben es uns nicht leichter gemacht“, meint der Landwirt.
Unterstützung für die Demo auf landespolitischer Ebene kam von ÖVP und FPÖ – angereichert mit Kritik an der SPÖ-Landesregierung. Grünen-Landessprecherin Regina Petrik äußerte sich kritisch: „Wenn mit Dieseltraktoren eine Straßenblockade errichtet und dabei behauptet wird, den Neusiedler See retten zu wollen, geht das völlig am Problem vorbei.“ Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) plädierte in einer Aussendung für einen Schulterschluss: „Eine nachhaltige Lösung für den See wird nur dann erreicht, wenn alle an einem Strang ziehen.“
Für die Demonstrierenden schreiten die Rettungsmaßnahmen jedenfalls zu langsam voran. Die eingangs erwähnte Resolution hat Gemeindevorstand Sascha Krikler von der ÖVP verfasst. Er hofft, dass das Joiser Beispiel Schule macht und Demonstrationen in anderen Seegemeinden folgen: „Wir hoffen, dass die Rebellion von unserem gallischen Dorf aus bis nach Wien vordringt“, sagt Krikler kämpferisch.
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