Burgenlands ORF-Sportchef fürchtet „Rückfall in 80er-Jahre“

Burgenlands ORF-Sportchef fürchtet „Rückfall in 80er-Jahre“
Toni Pinezich übt Kritik an geplanter Neuorganisation

Teile der Belegschaft des ORF-Landesstudios sind offenbar beunruhigt: Walter Schneeberger, Chefredakteur des ORF Burgenland, soll dieser Tage seinen vier Sportredakteuren mitgeteilt haben, dass die Sportredaktion praktisch aufgelöst wird. Es werde, so war zu hören, ab 1. April keine eigene Sportsendung mehr geben, die Sportjournalisten der Information zugeteilt. Sie werden künftig auch Beiträge für die Information machen müssen. Welche Sportthemen relevant sind, soll künftig der Chef vom Dienst entscheiden.

„Das ist ein Rückfall in die 1980er-Jahre“, sagt Anton Pinezich, der nicht zur Sitzung geladen war. Der langjährige Sportchef des Landesstudios und Betriebsrat geht demnächst in Pension. Und es scheint, dass der Chefredakteur das zum Anlass nimmt, auf eine eigenständige Sportredaktion zu verzichten. Es soll keinen Regionalsport mehr geben.

Über die überregionale Bedeutung von burgenländischen Sportlern gab es immer wieder Diskussionen. Pinezich: „Bis vor zwei, drei Jahren kamen sogar Geschichten über Österreichs Top-Golfer Bernd Wiesberger nicht gut an. Wir haben auch Top-Segler, die beste Bahnradfahrerin Österreichs, eine Snowboard-Olympiasiegerin und viele mehr.“

Ärgerlich ist für Pinezich auch, dass die Pläne vom Landesdirektor, der bei der Sitzung dabei war, abgenickt wurden. Werner Herics galt eigentlich als sportaffin, ist ambitionierter Hobby-Golfer und war als Fußballer bei SV Oberwart in Österreichs zweithöchster Liga aktiv. Nun sei man im Landesstudio der Meinung, dass Sportinhalte nicht von einer eigenen Redaktion kommen müssen.

Für Pinezich unverständlich: „Das ist doch überholtes Denken. Man braucht Kompetenz und Kontakte. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern auch die Kultur, zwei zentrale Themen der Landespolitik“.

„Nix ist fix“

Der jüngst für fünf Jahre wiederbestellte Landesdirektor Herics weist diese Darstellung entschieden zurück: Von einer Auflösung der Sportredaktion könne überhaupt keine Rede sein. Schon allein deshalb, weil Sport ebenso wie Chronik oder Politik schon immer Teil der „Information“ und nicht eine eigenständige Redaktion sei.

Aber auch inhaltlich entbehrten die Befürchtungen jeglicher Grundlage, denn er wünsche sich gerade mehr regionale aktuelle, aber auch hintergründige Sport-Storys, so Herics. Es gehe auch nicht um Einsparungen, denn für Pinezich gebe es bereits einen Nachfolger. Im Rahmen einer ersten internen Sitzung seien die Sportredakteure ersucht worden, bis Ende März ihr Konzept für eine künftige Sportberichterstattung vorzulegen. Dann werde man weitersehen, so der Senderchef.

Ob und was man schließlich umsetze, „ist derzeit noch völlig offen“, betont Herics.

 

Kommentare