Burgenland kauft Therme, obwohl es privaten deutschen Interessenten gab

Burgenland kauft Therme, obwohl es privaten deutschen Interessenten gab
Warum kauft das Land Karl Reiter die Therme ab, wenn es auch einen privaten Interessenten gibt? Die deutsche Interspa-Gruppe wollte 19 Mio. Euro zahlen. Das Land äußert sich nur vage dazu

Ab 1. Jänner 2024 hat das Land eine Therme mehr. Wie berichtet, übernimmt die Landesholding die Therme Stegersbach von Hotelier Karl Reiter; über den Kaufpreis war nichts zu erfahren. Im Oktober hatten der Unternehmer und LH Hans Peter Doskozil den Deal verkündet. Der 74-jährige Reiter, der in Bad Tatzmannsdorf zwei weitere Destinationen betreibt, wolle sich künftig ganz auf diese Hotels konzentrieren, hieß es. 

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Und das Land möchte mit dem Engagement in Stegersbach den touristischen Standort im Bezirk Güssing mit mehr als 200 Jobs absichern.

Aber war der Einstieg des Landes alternativlos?

„Nein“, sagt Volker Kurz von der deutschen Interspa-Gruppe, die nach eigenem Bekunden schon vor dem Land an der Therme interessiert war und 19 Millionen Euro geboten habe. Er versteht nicht, warum das Land das Risiko eines Thermenkaufs eingeht, „wenn es ohnehin einen privaten Investor gibt. In Deutschland würde es so etwas nicht geben“. 

Das 1996 in Stuttgart gegründete Unternehmen ist vor allem in Deutschland mit Bau und Betrieb von Bädern und Thermen beschäftigt.

Schon 2022 habe man Reiter kontaktiert, als seine Verkaufsabsichten bekannt geworden seien, sagt Interspa-Geschäftsführer Kurz zum KURIER. Die Therme Stegersbach sei „mehrfach besichtigt“ und ein Entwicklungskonzept erstellt worden. Interspa habe „viel Zeit und Arbeit“ investiert, die Kosten schätzt Kurz auf 150.000 bis 200.000 Euro.

„Irgendwann“, so Kurz, „ist der Herr Rucker (Hans Peter Rucker, Geschäftsführer der Landesholding, Anm.) auf uns zugekommen“.

„Ofen war plötzlich aus“

Im heurigen Sommer gab es demnach in Deutschland ein „gutes Gespräch“ mit Rucker, bei dem neben der Zusammenarbeit beim Thermenkauf auch mögliche weitere Kooperationen rund um den Neusiedler See Thema gewesen seien. Aber nach einem Gegenbesuch der Interspa in Eisenstadt, wo die mögliche Finanzierung des Thermenkaufs besprochen worden sei, „war der Ofen auf einmal aus“, formuliert Kurz. Weitere Versuche, mit Reiter und Rucker zu sprechen, seien entweder unergiebig oder erfolglos geblieben.

Könnte das daran liegen, dass Interspa 2020 Insolvenz anmelden musste? Das sei einzig und allein Corona und ausgebliebenen Hilfen des Bundes geschuldet gewesen, so Kurz. Noch 2019 habe man einen „sechsstelligen Gewinn erwirtschaftet“. Mittlerweile sei die Passauer AIM eingestiegen und Interspa wieder „im grünen Bereich“ und in mehreren deutschen Städten aktiv.

Was sagt die Landesholding? „Es hat Gespräche mit privaten Investoren und Betreibern gegeben und es wird weitere Gespräche geben, die im ersten Quartal 2024 abgeschlossen sein sollen. Uns geht es vor allem um eine nachhaltige Absicherung des Thermenstandortes und die weitere Stärkung des Tourismus in der Region“. 

Reiter reagierte nicht auf eine Anfrage.

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