Billiger Getreideimport erntet Unmut: Mühlen laden zur offenen Tür

Das Gebäude der Schedl-Mühle im Grünen.
Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer sehen den heimischen Markt durch die Getreideausfuhr der Ukraine stark belastet.

Es waren vor allem polnische und ungarische Bauern, die in den vergangenen Wochen gegen die Getreideimporte aus der Ukraine protestiert haben. Jetzt üben auch die burgenländische Wirtschafts- sowie die Landwirtschaftskammer (LK) Kritik – sie sehen den heimischen Getreidemarkt belastet.

Die Solidaritätsmaßnahmen für die Ukraine, die „Solidarity Lanes“, über die Getreidelieferungen zollfrei über Europa nach Afrika gelangen sollen, werden in den Kammern als „grundsätzlich positive Regelung“ gesehen. „Das Problem besteht darin, dass seit Beginn des Krieges Getreide aus der Ukraine auch den europäischen Markt überschwemmt und nicht wie vorgesehen nach Afrika gelangt“, sagt Hannes Mosonyi, Obmann des burgenländischen Agrarhandels.

Das beeinflusse die Preisentwicklung. Zudem würden sich die Regelungen für Pflanzenschutzmittel in der Ukraine „erheblich von europäischen Standards unterscheiden“.

Die Kammern fordern nun unisono, dass sichergestellt wird, dass die Transitware in den Bestimmungsorten der Drittstaaten landet. „Die derzeitige Situation ruiniert den heimischen Markt. Man darf nicht vergessen, wie viele Arbeitsplätze am Getreide hängen“, warnen Mosonyi und LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner.

„Drückt den Preis“

Auch Julius Schedl von der gleichnamigen Mühle in Lockenhaus (siehe Zusatzbericht) hat mit der Preisentwicklung zu kämpfen. Er hat sein Getreidelager im Vorjahr gefüllt. Knapp 400 Euro kostete eine Tonne Weizen von guter Qualität, die ukrainische Ware würde jetzt um rund 200 Euro pro Tonne gehandelt. Das drücke den Preis. „Dass der Getreidepreis so schnell fällt, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt der Unternehmer.

Als er den Betrieb übernommen hatte, sei der zu erwartende Jahresverdienst vorhersehbar gewesen, „heute kann sich alles rasch ändern“, sagt der 66-Jährige. Die Flinte ins Korn werfen wird er nicht. Julius Schedl selbst bezieht das Getreide vor allem von burgenländischen Bauern und aus Niederösterreich. „Das will ich auch so beibehalten.“ Die Qualität passe stets und darauf würden sich auch in Folge seine Kunden verlassen.

Ein Mann hält Getreidekörner in seinen Händen vor einer alten Mühle.

Julius Schedl berichtet vom Kostendruck durch Handel mit Getreide aus der Ukraine.

Etwa 20 Tonnen Getreide werden in der Schedl-Mühle pro Monat gemahlen, Abnehmer sind Bäcker, Gastronomen und Privatkunden. 1,40 Euro kostet zum Beispiel ein Kilo Weizenmehl. „Die gleiche Qualität kostet im Supermarkt 2 Euro“, so Schedl. Derzeit könne er, auch wegen der hohen Energiepreise, „gerade kostendeckend“ arbeiten.

In seinem Mühlenladen bietet der Unternehmer, der drei Angestellte beschäftigt, Backmischungen, verschiedene Mehlsorten, Teigwaren und Müsli an.

Eine Nachfolgerin scheint Schedl trotz schwieriger Bedingungen gefunden zu haben: Tochter Marie will nach Abschluss des Wirtschaftsstudiums den Betrieb demnächst übernehmen.

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