Bahnschleife Wulkaprodersdorf: „Gibt ein Informations-Vakuum“
Vor einem Jahr gab‘s im Burgenland ein seltenes Ereignis – eine ansehnliche Demonstration: In Wulkaprodersdorf hatte eine örtliche Bürgerinitiative (BI) gerufen und 300 bis 400 Menschen waren gekommen, um gegen die Errichtung der Bahnschleife Eisenstadt-Müllendorf auf Wulkaprodersdorfer Grund zu protestieren. Das ÖBB-Projekt zerstöre nicht nur 250 Hektar Ackerland, sondern mindere die Lebensqualität in der stark verkehrsbelasteten Kommune weiter, lautete der Tenor der Demo.
Ob der Aufschrei der Bevölkerung nun gehört oder ignoriert wird, wissen Richard Hermann und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative aber immer noch nicht. „Es herrscht ein totales Informations-Vakuum“, formuliert BI-Sprecher Hermann am Donnerstag im KURIER-Gespräch. Weil das höchst unbefriedigend sei, treffen sich die Mitglieder der BI kommende Woche, um den „aktuellen Status“ zu besprechen und zu „überlegen, in welcher Form wir auf uns aufmerksam machen“.
„Gespräche laufen“
Stein des Anstoßes ist eine 2,4 Kilometer lange Schleife zur Verbindung der bestehenden Strecken von ÖBB und Raaberbahn. Im Zusammenspiel mit der Schleife Ebenfurth und der Ertüchtigung der Pottendorfer Linie sollen Pendler dann in 45 Minuten statt einer Stunde von Eisenstadt nach Wien kommen und nicht mehr in Wulkaprodersdorf umsteigen müssen. Noch läuft für das im Rahmenplan von ÖBB und Verkehrsministerium verankerte Projekt das eisenbahnrechtliche Verfahren. Baustart soll demnach 2022 und Fertigstellung 2024 sein; die Kosten: 24 Millionen Euro.
In der 1900-Einwohner-Gemeinde sieht man sich am Limit: B16, B50 und der A3-Zubringer, aus dem die Trasse für die Autobahn bis zur ungarischen Grenze werden könnte, würden den Lebensraum schon über Gebühr einschnüren. Da erscheint die Schleife wie eine Schlinge, zumal die ÖBB laut Bürgermeister Friedrich Zarits eine weniger flächenfressende Variante abgelehnt hätten.
Antworten erwartet die Bürgerinitiative in erster Linie von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). Da sei man aber nur bis zu einem Referenten vorgedrungen, von dem man zu hören bekommen habe, dass es „so viele Projekte zu bearbeiten gebe“, berichtet BI-Sprecher Hermann. Auf Nachfrage des KURIER hieß es am Donnerstag aus dem Ressort: Es gebe konstruktive Gespräche mit dem Land.
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