Aus Straße wurde Treffpunkt: Wo Geschichte auf Lebensqualität trifft

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Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Eisenstädter Fußgängerzone eine viel befahrene Durchzugsstraße war.

Die Eisenstädter Hauptstraße war über Jahrhunderte hinweg ein zentraler Handelsplatz. Bereits im Mittelalter, mit dem Erwerb des Marktrechts, entwickelte sich die Stadt zu einem wirtschaftlichen Zentrum. Händler, Handwerker und Landwirte aus der Region strömten hierher, um ihre Waren anzubieten. Jede Gemeinde hatte ihren Handelsplatz im geschäftigen Gefüge.

Trotz aller Umwälzungen hat sich Eisenstadt bis heute einen geschlossenen historischen Stadtkern bewahrt – ein rares Beispiel im Burgenland. 

Doch auch hier hinterließ der Wirtschaftsaufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg seine Spuren: Altstadthäuser wurden „modernisiert“, Fassaden vereinfacht, Erdgeschoßzonen aufgebrochen. Die Hauptstraße wurde zur Durchzugsstraße – die Folge war Dauerstau, Lärm und ein sichtbarer Identitätsverlust des Stadtraums.

Visionen & Diskussionen

Ein Paradigmenwechsel begann Ende der 1980er-Jahre. Der damalige Bürgermeister Kurt Korbatits erkannte die Notwendigkeit, den Stadtkern neu zu denken – als Ort des Lebens, der Begegnung und der Erholung. 1989 wurden die Pläne für eine Fußgängerzone fertiggestellt, 1991 wurde sie von seinem Nachfolger Alois Schwarz offiziell eröffnet – natürlich inklusive heftiger Diskussionen.

Parallel dazu investierte man in die Infrastruktur: Das Kanalnetz wurde erneuert, neue Parkflächen geschaffen und ein umfassendes Gestaltungskonzept umgesetzt.

Einen weiteren Meilenstein stellte die Ensembleunterschutzstellung im Jahr 1991 dar. Sie war nicht nur ein Bekenntnis zum Erhalt historischer Bausubstanz, sondern auch Ausgangspunkt für die sogenannte Fassadenaktion, ein gemeinsames Projekt von Bund, Land und Stadt. 

Ziel war es, die architektonische Qualität des Stadtraums wieder sichtbar zu machen. Mit Erfolg: Heute lädt die Hauptstraße mit barocken und gründerzeitlichen Fassaden, begrünten Innenhöfen, modernen Geschäftslokalen und vielfältiger Gastronomie zum Verweilen ein.

Treffpunkt im Stadtkern

Wer heute durch die Fußgängerzone flaniert, findet keine Kulisse, sondern einen gelebten Stadtkern, der Raum für Alltag und Besonderes bietet. Einkaufsmöglichkeiten, Wochenmärkte, Kaffeehäuser und kulturelle Veranstaltungen machen die Innenstadt zu einem Treffpunkt für alle Generationen – weit entfernt vom hektischen Tempo großer Einkaufszentren.

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