Die Reaktionen des Publikums in Maria Ellend, das unverhofft in den Genuss des ersten richtigen Rudi-Treiber-Konzertes kam, sollten sich als wegweisend für den weiteren Verlauf seiner Karriere herausstellen: Die einen liebten den schrulligen Neusiedler auf Anhieb, andere konnten mit seiner bissig-kritischen Art eher wenig anfangen.
Die erste Platte
Es sollte ein paar Jahre dauern, aber Ende der 1970er hatte sich der junge wilde Rudi Treiber einen Namen in der Szene im Großraum Wien gemacht. Nach einem Auftritt in Melk kam dann 1979 ein deutscher Musikproduzent mit einem Angebot auf ihn zu. Ein Jahr später war die Tinte auf dem Plattenvertrag trocken und die erste LP mit dem Titel „The Bridge“ aufgenommen. 30.000-mal verkaufte sich das Debütalbum. Heute würde es dafür eine Platin-Auszeichnung geben, aber „damals war das nichts“, sagt Treiber.
Mit Stars auf Tour
Trotz enttäuschender Verkaufszahlen nimmt die Karriere des sozialkritischen Liedermachers in den 80ern an Fahrt auf. Der Burgenländer tritt mit Austropop-Größen wie S.T.S oder Opus auf und bestreitet mit der britischen Rock-Gruppe Status Quo sogar eine Europa-Tournee.
Konzerte gibt Rudi Treiber aber trotz wachsenden Erfolges nur an Wochenenden und in den Ferien – denn er bleibt 33 Jahre lang seinem Brotberuf als Mittelschullehrer für die Fächer Englisch, Geografie und Turnen treu.
Heute ist der Neusiedler eines von ganz wenigen „bestens erhaltenen“ Urgesteinen der damaligen Austropop-Szene. „Bis ich 40 war, habe ich auch alles gemacht, was Gott verboten hat“, gibt Treiber zu. Mit anzusehen, wie immer mehr seiner musikalischen Wegbegleiter dem Suff oder den Drogen verfielen, lies langsam einen Sinneswandel einsetzen.
„Viele Musiker, mit denen ich begonnen habe, leben nicht mehr oder mussten krankheitsbedingt aufhören. Mir ist es lieber, als No Name uralt zu werden als mit 60 Jahren medienwirksam zu sterben“, sagt der geläuterte Rock-Rebell heute. Sein fixes Einkommen als Lehrer hatte noch einen weiteren Vorteil: „Da ich nicht von der Musik leben muss und musste, bin ich künstlerisch frei. Denn ich will keine Erwartungen erfüllen müssen und lasse mich keiner bestimmten musikalischen Gruppe zuordnen“, erklärt der Neusiedler, der um sein genaues Alter übrigens ein Geheimnis macht – „sonst fliegen bei den Konzerten keine Slips mehr auf die Bühne“, scherzt der Junggebliebene.
Nur so viel darf verraten werden: Der letzte runde Geburtstag ist noch nicht so lange her. Und nun steht also das 50-jährige Jubiläum seiner Musiker-Karriere ins Haus. Das wird selbstverständlich gefeiert: Am 29. April lädt Rudi Treiber seine Fans zur großen musikalischen Werkschau ins Weinwerk in Neusiedl am See ein.
Mit dabei ist auch die nächste Treiber-Generation: „Einer der Gastmusiker wird mein Enkel Finn am Schlagzeug sein. Es wird kein übliches Konzert, dazwischen werde ich von meinen Erlebnissen erzählen und es gibt 20 Songs aus allen Epochen“, lässt sich der Pop-Veteran ein paar Details zum Jubiläumskonzert entlocken.
Welche Ziele hat Rudi Treiber nach, laut eigenen Angaben, über 2.000 gespielten Konzerten und 15 veröffentlichten Tonträgern noch? Die kurze Antwort: Viele. „Ich bin ein Mensch, der immer etwas machen muss. Ich bin nicht neurotisch unruhig, aber Stillstand ist für mich unerträglich“, verrät der vielseitige Künstler, der übrigens auch Bücher schreibt, malt und einen Olivenhain in Griechenland bewirtschaftet. Aber das ist eine andere Geschichte.
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