Peter Nemeth: „10 Tage Urlaub im Jahr sind viel für mich“

Peter Nemeth: „10 Tage Urlaub  im Jahr sind viel für mich“
Der Präsident der burgenländischen Wirtschaftskammer arbeitet gern am Wochenende und fürchtet eine zweite Corona-Welle.

Nicht nur für viele von der Wirtschaftskammer vertretene Unternehmer im Burgenland habe die Corona-Krise große Herausforderungen mit sich gebracht, sagt Präsident Peter Nemeth. Auch die Interessensvertretung selbst sei durch Maßnahmen wie Homeoffice, aber vor allem durch einen Rückgang der Beitragszahlungen betroffen. „Wir leben von den Beiträgen der Unternehmen. Wenn es dort weniger Beschäftigte gibt, fallen bei uns die Einnahmen weg. Das heißt, auch wir müssen schauen, wirtschaftlich auf den Beinen zu bleiben.“

Ja zur Lockerung

Gleichzeitig gelte es, ein enormes Arbeitspensum zu erledigen, so Nemeth. Die Abwicklung des Corona-Notfall-Fonds für Betriebe sei als Unterstützung für die Unternehmer übernommen worden. „Wir haben uns da ja nicht vorgedrängt, sondern wurden ausgesucht, weil wir die Ressourcen dafür haben“, meint Nemeth. „Wir helfen auch bei anderen Förderprogrammen, leisten also gerade derzeit sehr viel zu einem verhältnismäßig geringen Betrag, besonders für Kleinunternehmer.“

Peter Nemeth: „10 Tage Urlaub  im Jahr sind viel für mich“

Die Lockerung der Corona-Maßnahmen befürwortet Nemeth. „Weil einige Branchen trotz gelockerter Regeln keine Perspektiven haben, entsteht aber Angst, das ist in den Menschen so drinnen“, glaubt er. „Daraus schlagen dann einige Parteien leider politisches Kapital. Nach der Krise werden viele wissen, wie es besser gegangen wäre.“

Zweite Welle

Im Herbst rechne er mit einem erneuten Anstieg der Corona-Infektionen aufgrund der neuen Freiheiten. „Das Thema wird uns das noch lange Zeit begleiten.“ Und der Kammer-Chef glaubt: „Die Krise hat die Menschen verändert. Wir werden durch die hohen Arbeitslosenzahlen durchtauchen müssen und wenn es wieder bergauf geht, werden die Prioritäten der Menschen andere sein als vorher.“

„Nicht verkraftbar“

Sorgen bereite ihm die Aussicht auf eine weitere Erkrankungswelle: „Schließungen wie in den vergangenen Wochen wären für die meisten Unternehmen wirtschaftlich nicht verkraftbar, wenn es keine zusätzlichen Unterstützungen gibt. Programme wie die Kurzarbeit helfen zwar, wenn die Situation aber Monate andauert, führt das trotzdem zu einem bösen Ende.“

Bevor das Thema Coronavirus alle anderen Schwerpunkte überlagert hat, standen für die Wirtschaftskammer Themen wie der Fachkräfte-Mangel, der Export, oder die Erschließung neuer Märkte für die Betriebe auf der Tagesordnung. „Das hat sich atomisiert“, sagt Nemeth. „Man hat jetzt gesehen, wie schnell sich die Prioritäten ändern können.“

Peter Nemeth: „10 Tage Urlaub  im Jahr sind viel für mich“

Als Unternehmer war der 65-Jährige selbst bis zum Ausbruch der Krise höchst erfolgreich unterwegs. Mit seinem Autohaus in Eisenstadt. „Es ist sehr gut gegangen. Weil wir über die 400-Quadratmeter-Schauraum-Grenze fallen, mussten wir dann aber schließen, haben mittlerweile in Kurzarbeit wieder geöffnet, der Umsatz ist aber um rund 65 Prozent eingebrochen“, erzählt er. „Wir sitzen, wie alle anderen Autohäuser auch, auf einem Neuwagen-Lager, das natürlich Geld verschlingt.“

Nach Abschluss der HTL im Fachbereich Maschinenbau und des Abiturientenlehrgangs der Handelsakademie hatte Peter Nemeth zunächst vier Meisterprüfungen abgelegt. Danach war er bei Fiat in Deutschland und den Steyr-Werken in Oberösterreich beschäftigt, ehe er das Maschinenbau- und Kfz-Unternehmen seines Vaters nach dessen Tod übernahm, es zunächst gemeinsam mit seinem Bruder, danach alleine führte.

Von 2002 bis 2007 war Nemeth Bürgermeister von Eisenstadt, baute danach die aktuelle Firma auf, in der mittlerweile auch sein Sohn mitarbeitet. „Ihn hat das Maschinenbau-Unternehmen nicht so sehr interessiert, daher haben wir den Kfz-Betrieb gegründet“, erzählt er.

Wenig Freizeit

Nemeths Arbeitstag startet kurz nach 5 Uhr. „Ich beginne noch vor 6 Uhr, eMails abzuarbeiten, um dann um etwa 7 Uhr ins Geschäft zu fahren – entweder in meine Firma oder in die Wirtschaftskammer“, berichtet er. Klingt nach überschaubarem Privatleben. „Ja, die Situation ist fordernd, aber ich bin ein Mensch, der weniger Freizeitverhalten hat, als andere Menschen“, sagt Nemeth. „Wenn ich im Jahr 10 Tage Urlaub mache, ist das schon viel für mich. Sonst arbeite ich auch Wochenenden durch. Das ist für mich keine Plage, sondern Erfüllung. Ich freue mich darüber.“ Entspannung nach einem langen Arbeitstag finde er beim abendlichen Spaziergang mit seinem Hund.

„Die Familie ist mir natürlich sehr wichtig, aber es geht eben nicht rund um die Uhr“, schmunzelt der Wirtschaftskammer-Chef. „Und es funktioniert auch nicht immer so gut, wenn lauter Alpha-Menschen an einem Tisch sitzen.“

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