Bis zu 40 Prozent touristischer Sportfachhändler stehen vor dem Aus

Bis zu 40 Prozent touristischer Sportfachhändler stehen vor dem Aus
Ein Schulterschluss der gesamten Sportartikelbranche

In einem offenen Brief wandten sich stellvertretend für die ganze Sportartikelbranche Gernot Kellermayr (Präsident VSSÖ – Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs), Michael Nendwich (Geschäftsführender Präsident FEDAS – Europäischer Verband des Sportartikelhandels), Thorsten Schmitz (CEO Intersport), Dr. Holger Schwarting (CEO Sport 2000), Wolfgang Mayrhofer (Sprecher Skiindustrie/CEO Atomic), Christoph Bründl (CEO Bründl Sports) an die Bundesregierung:

„,Keiner wird zurückgelassen’, heißt es. Doch wen Sie jetzt zurücklassen, das sind 40 Prozent der touristischen Sportfachhändler*innen in Österreich. Und das sind zu 100 Prozent regionale Familienbetriebe. Für unsere Branche ist ein angemessener Umsatz-Ersatz daher überlebensnotwendig. Der heimische Sportfachhandel steht jetzt mit dem Rücken zur Wand“, heißt es in dem Brief.

Der Sportfachhandel in und aus Österreich genießt in Europa eine einzigartige Stellung. In kaum einem europäischen Land setzen so viele Menschen auf kompetente Beratung im Fachgeschäft wie hierzulande. Der Fachhandel hatte 2019 mit einem Umsatz von 2,04 Mrd. Euro einen Anteil von 73,6 Prozent des Gesamtumsatzes mit Sportartikeln. Die durchschnittlichen Ausgaben pro Einwohner*in liegen bei 312 EUR im Jahr – das ist nirgendwo anders in Europa so. Und gewährleistet die Existenz von kleinen, hochspezialisierten Traditionsbetrieben.

Dieser Hebel für die österreichische Wirtschaft gerät jetzt massiv ins Wanken. Nicht nur in Bezug auf jene Umsatzeinbußen, mit denen die unterschiedlichsten Branchen dieses Jahr „ohnehin“ rechnen müssen. Die Verluste durch den ersten Lockdown konnten nicht wieder aufgeholt werden: Im Zeitraum von Jänner bis September hat der Sportfachhandel einen Umsatzverlust von minus 11 Prozent erlitten.

Was bei den Hochrechnungen für die Ausgleichzahlungen für den jetzigen zweiten Lockdown komplett übersehen wird:

  • Das Winter- und Weihnachtsgeschäft macht bis zu 70 Prozent des Umsatzes der touristischen Sportfachhändler*innen aus.
  • Davon wiederum werden 30 Prozent mit Ski-Verleih und -Service verdient.
    Diese Umsätze fallen komplett weg und können auch nicht mehr aufgeholt werden – genauso wie in der Gastronomie.

Die Folge: Bis zu 40 Prozent der Sportfachhändler*innen in Tourismusgebieten werden den bevorstehenden Winter betriebswirtschaftlich nicht überleben bzw. nach dem Lockdown gar nicht mehr öffnen. Sie sind massiv abhängig von Faktoren wie z. B. den geöffneten Grenzen und der Seilbahnwirtschaft.

Der Lockdown hat für unsere Branche weit vor dem 17. November angefangen und wird weit nach dem 6. Dezember wieder enden. Der Tourismus bleibt aus, die Ausgaben der Bevölkerung für Sport und Freizeit werden weiter sinken, die für die Branche wirtschaftlich lebensnotwendigen Schulskikurse können aus heutiger Sicht nicht stattfinden. Die Lager der Händler*innen sind aber voll. Die Einnahmen durch Service und Verleih sind nicht nachholbar. Jede einzelne Skibrille, jeder Helm, und jede Jacke, die jetzt beim internationalen Online-Händler oder im Lebensmittel-Einzelhandel gekauft werden, sind für uns verloren.

„In den kommenden vier Monaten geht es für den heimischen Sportfachhandel und die Skiindustrie einfach um alles. Nämlich ums Überleben!“, sind sich die Unterzeichner des offenen Briefes einig.

„Die Sportbranche, der Tourismus und die Seilbahnwirtschaft gehen wirtschaftlich Hand in Hand. Solange die touristischen Herkunftsmärkte wie auch die Seilbahnen geschlossen sind, befindet sich der österreichische Sportfachhandel – ebenso wie die heimische Sportindustrie – in einem Worst-Case-Szenario. Wir rechnen für den bevorstehenden Winter mit Umsatzeinbußen von bis zu minus 45 Prozent.

Machen wir uns jetzt gemeinsam für die vielen Familienunternehmen im Sportfachhandel stark, die unverschuldet kurz vor dem Ende ihrer Existenz stehen. Wir brauchen rasche und unbürokratische Hilfe und einen angemessenen Umsatzersatz sowie Fairness von anderen Teilnehmern im Handel.

Wie notwendig es ist, hier gemeinsam ein Zeichen zu setzen, sehen Sie am Schulterschluss, den wir als Branche gegangen sind. Wir ersuchen Sie eindringlich um Ihre Unterstützung. Lassen Sie den heimischen Sportfachhandel nicht zurück“, appellierten die Unterzeichner abschließend.

www.vsso.at

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