Zackelschaf bis Turteltaube: Das ist die "Natur des Jahres 2020"
Von Hedwig Derka
Ein uralter Schafskopf mit Schraubenhörnern, ein tödlicher Käfer mit Heilkraft, ein gefährdetes Symbol der Liebe, ein unterirdischer Feind des Gärtners, ein ungebetener Hoffnungsträger im Klimawandel: Was sie gemeinsam haben? Sie zählen zur „Natur des Jahres 2020“.
Alljährlich heben Artenschützer und Wissenschafter – von Birdlife über den Fischereiverband bis zum Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen – einen Vertreter „ihrer“ Tier- bzw. Pflanzenwelt hervor, um auf die heimische Biodiversität aufmerksam zu machen. „Wir wollen die Artenkenntnis in der Bevölkerung fördern. Wer die Vielfalt benennen kann, schützt sie eher“, sagt Dagmar Breschar vom Naturschutzbund Österreich. Die Organisation ist Drehscheibe für die Auswahl der Spezies (naturschutzbund.at/natur- des-jahres.html).
Auswahl "Natur des Jahres 2020":
Wie für das „Wildtier des Jahres“: „Jeder kennt den Maulwurf, aber kaum jemand weiß etwas über ihn“, erklärt Breschar. Der Insektenfresser wühlt sich bevorzugt durch guten, nahrhaften Boden. Sein Fell geht ihm dabei weder beim Vormarsch noch beim Rückzug gegen den Strich. Die Grabgeschwindigkeit beträgt je nach Erdreich bis zu 7 m/h.
Oder das große „Nutztier des Jahres“: „Das Zackelschaf ist eine 5000 Jahre alte, bodenständige Rasse“, weiß Breschar. Von der letzten erhaltenen Art mit Schraubenhörnern gibt es nur noch 3.500 Exemplare. Dabei liefern die robusten Tiere sowohl vitaminreiche Milch als auch feinfaseriges Fleisch.
Eingeschleppter "Alien"
„Alien des Jahres“ ist die Robinie: „Sie wurde aus Nordamerika eingeschleppt. Der Neophyt verdrängt viele heimische Arten. Für die Forstwirtschaft ist der Baum aber interessant“, differenziert Breschar. Der Siegeszug der Schein-Akazie wird sich weiter fortsetzen; sie ist eine Profiteurin der Erderwärmung.
Andere Arten dagegen leiden bereits unter dem Treibhauseffekt; allen voran Flechten. Oder auch der „Fisch des Jahres“: Der Bachforelle setzt der Temperaturanstieg der Gewässer zu. Außerdem erschweren ungünstige Lebensbedingungen, Fressfeinde und Krankheiten ihr Überleben.
„Die Ernennung verschiedener Organismen soll Bewusstsein für eine bestimmte Art, einen Lebensraum oder auch eine Gefährdung schaffen“, beschreibt Breschar die Auswahlkriterien in Sachen „Natur des Jahres“. Eine Kandidatin für den dringenden Schutz ist übrigens die „Blume des Jahres“: Der Fieberklee – Stellvertreter für Sümpfe, Moor und Feuchtwiesen.