Ernährung: Eier erhöhen die Gefahr einer Hirnblutung
Von Ute Brühl
Der Schlaganfall ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für bleibende Behinderungen bei Erwachsenen. Die Zahlen, die das Robert Koch-Institut für das Nachbarland veröffentlicht hat, sehen in Österreich kaum anders aus. Eine große europäische Studie analysierte nun, inwieweit Ernährungsgewohnheiten auf das Schlaganfallrisiko Einfluss nehmen.
Das Neue dabei: Die Studie wertete die Risikofaktoren nicht nur für das Schlaganfallrisiko insgesamt aus, sondern differenzierte zwischen ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfällen. Der Unterschied: Beim ischämischen Schlaganfall wird das Gehirn schlecht durchblutet, es kommt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff. Beim hämorrhagischen Schlaganfall erhält das vom jeweiligen Blutgefäß versorgte Gebiet nicht mehr genug sauerstoffreiches Blut, während gleichzeitig das austretende Blut auf die Nervenzellen drückt und diese schädigt.
Unterschiedliche Ursachen
Wie sich zeigte, unterschieden sich die ernährungsbedingten Risikofaktoren zwischen den beiden Schlaganfallarten. "Im Prinzip ist das nicht verwunderlich, denn beide Schlaganfallarten haben einen unterschiedlichen Pathomechanismus, also unterschiedliche Entstehungsursachen, auch wenn am Ende das klinische Bild sehr ähnlich ist", erklärt Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).
Vier von fünf Schlaganfällen sind ischämischer Natur, das heißt, es kommt durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes zur Minderversorgung eines Hirnareals mit Sauer- und Nährstoffen. Diese Schlaganfälle werden auch Hirninfarkt genannt.
Neben den ischämischen Schlaganfällen gibt es die hämorrhagischen Schlaganfälle, die nur etwa einen Anteil von knapp 20 Prozent ausmachen. Das Platzen eines Blutgefäßes im Gehirn führt dazu, dass das dahinterliegende Hirngewebe nicht mehr mit Sauer- und Nährstoffen versorgt wird, außerdem kann das austretende Blut Druck auf das umliegende Hirngewebe ausüben und es zusätzlich schädigen.
Ob hämorrhagisch oder ischämisch: Bei einem Schlaganfall kommt es häufig zu neurologischen Ausfällen wie etwa Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen und Sprachstörungen, wenn nicht sofort gehandelt wird. Schäbitz: "Gerade, weil der Schlaganfall nach wie vor eine der Haupttodesursachen in Europa ist, hat die Prävention einen besonders hohen Stellenwert."
420.000 Menschen untersucht
Die Studie analysierte unter anderem soziodemographische Faktoren, Ernährungsgewohnheiten und Lebensstil einer Kohorte von fast 420.000 Menschen in neun europäischen Ländern (Dänemark, Deutschland, Griechenland, Italien, Niederlande, Norwegen, Spanien, Schweden und Vereinigtes Königreich). Diese Kohorte wurde in den Jahren 1992 und 2000 im Rahmen der "European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition"-Studie rekrutiert.
Innerhalb von 12,7 Jahren waren insgesamt 4.281 ischämische und 1.430 hämorrhagische Schlaganfälle aufgetreten. Die demographische Analyse zeigte, dass die Betroffenen insgesamt älter waren als die übrigen Studienteilnehmer, ein etwas höheres Körpergewicht hatten, häufiger starke Raucher gewesen waren und im Durchschnitt auch etwas mehr Alkohol tranken.
Spannend, was Patienten gegessen haben
Besonders aufschlussreich war die Analyse der Ernährungsgewohnheiten. Teilnehmer, die einen ischämischen Schlaganfall erlitten, hatten mehr rotes und verarbeitetes Fleisch konsumiert, aber weniger Vollkornprodukte, Obst und Gemüse, Nüsse und Samen, auch weniger Käse und Molkereiprodukte. Das höhere Risiko, das durch einen erhöhten Verzehr an rotem und verarbeiteten Fleisch (definiert als über 50 g/Tag) beobachtet wurde, verringerte sich, wenn gegen andere Lebensmittel ausgegelichen wurde.
Der negative Effekt des Fleisches konnte also beispielsweise durch eine vollkornreiche Kost aufgehoben werden. Die positiven Effekte von Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, Nüssen und Samen, Käse und Molkereiprodukten blieben in allen Analysen stabil. Fazit: "Man kan sein persönliches Erkrankungsrisiko durch Obst, Gemüse und eine vollkornreiche Kost senken", erklärte Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Eier könnten Hirnblutung befördern
Diener: "Auf das Risiko für Hirnblutungen scheinen diese Ernährungsfaktoren hingegen keinen schützenden Einfluss zu haben." Lediglich der Konsum von Eiern erhöht das Risiko für hämorrhagische Schlaganfälle nennenswert – konkret pro 20 g/Tag stieg das Risiko um den Faktor 1,25 –, ansonsten hatte aber kein Ernährungsfaktor einen signifikant schädigenden oder schützenden Effekt.
Folgerung der Autoren: Die positiven und negativen Effekte, die durch die Ernährung erzielt wurden, sind wahrscheinlich keine direkten Effekte: Es ist bekannt, dass die Nahrungsmittel, die vor einem ischämischen Schlaganfall schützten, den Blutdruck senken. Rotes und verarbeitetes Fleisch und Eier hingegen erhöhen den Blutdruck sowie das Gesamtcholesterin.
"Wir wissen, dass eine gesunde Ernährung den beiden Hauptrisikofaktoren des Schlaganfalls - Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte - vorbeugt und somit in jedem Fall sinnvoll ist. Allerdings bleibt die Frage unbeantwortet, ob z.B. der Konsum von Eiern auch zu mehr Hirnblutungen führt, wenn der Blutdruck und die Fettwerte medikamentös kontrolliert werden, d.h. ob Ernährungsfaktoren zusätzliche, direkte Effekte auf das Schlaganfallrisiko haben", so das Fazit des DGN-Pressesprechers.