Tiercoach: Wie Tiere für Artgenossen Blut spenden
Von Hedwig Derka
Ruhig liegt der große Hund auf dem Behandlungstisch. Der Patient ist pumperlgesund. In einem kurzen Schläuchchen fließt Blut aus seiner Halsvene in einen speziellen Beutel. Blutspende nach Haustier-Art. Katzen müssen für die 15-minütige Prozedur sediert werden, sie würden sich die Abnahme sonst nicht gefallen lassen.
„In der Veterinärmedizin sind wir sehr sparsam mit Bluttransfusionen“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Auch das Wissen um die Möglichkeit ist nicht weit verbreitet. In Großbritannien etwa wurden kürzlich 158 Hunde- und Katzenhalter dazu befragt. Ergebnis: 70 Prozent war nicht bekannt, dass ihr Liebling für Artgenossen Blut spenden kann. Drei Viertel hatten noch nie etwas von Blutbanken für Haustiere gehört. 90 Prozent der Befragten zeigten sich aber bereit, ihrem Tier in Notfall Blut abzapfen zu lassen. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wer sich als Spender eignet und wem geholfen werden kann.
Verschiedene Blutgruppen
Blut ist ein ganz besonderer Saft. Bei Hunden sind mehr als zwölf Blutgruppen beschrieben, in der Praxis wird vor allem auf DEA 1.1 positiv oder DEA 1.1 negativ getestet; sie sind in der Regel gut kompatibel. Bei Katzen werden drei Blutgruppen in A, B und AB unterschieden. „Bei der ersten Transfusion treten beim Empfänger selten Probleme auf, erst bei Folgespenden können sich bereits Antikörper gebildet haben“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Nachsatz: „Selten brauchen Haustiere mehrere Spenden.“ Um das Risiko für Patienten möglichst gering zu halten, erfolgt die Infusion anfänglich sehr langsam und ständig überwacht. Das Blut selbst ist gründlich untersucht.
Bei starkem Blutverlust und zur Therapie
„Am häufigsten sind Blutspenden im Notfall gefragt“, sagt der KURIER-Tiercoach. Bei starkem Blutverlust – z.B. nach einem Unfall – muss die Flüssigkeit sofort ersetzt werden. Auch bei bestimmten Tumoren, bei Autoimmun- und Infektionskrankheiten kommt die Spende zum Einsatz. Zudem hilft Blut aus der Konserve bei Gerinnungsstörungen, wie durch eine Vergiftung mit Rattengift. Bei Operationen wird nur selten auf fremdes Blut zurückgegriffen.
Kaum Gefahr für Spender
„Für Spender besteht kaum Gefahr“, beruhigt der Zoodoc. Der Körper gleicht die entnommene Flüssigkeit umgehend aus. „Der Besitzer muss entscheiden, ob dem Tier die Blutabnahme zumutbar ist. An sich ist es eine tolle Sache, anderen zu helfen.“
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