Sonnenstich und Hitzschlag: Rasche Erste Hilfe ist wichtig
Von Ernst Mauritz
Kopfschmerz, Benommenheit, Übelkeit: Wer sich ohne Kopfbedeckung derzeit länger in der Sonne aufhält, muss mit einem Sonnenstich rechnen – der oft nicht gleich bemerkt wird. „Der Sonnenstich ist eine Reaktion der Hirnhäute auf die massive Wärmeeinstrahlung“, sagt Chefarzt Wolfgang Schreiber vom Österreichischen Roten Kreuz. Ausschlaggebend sei in erster Linie die Wärme und nicht, wie früher angenommen, die UV-Strahlung. Aus seiner Erfahrung steige bereits ab Werten von rund 32 Grad das Risiko deutlich an.
Während beim Sonnenstich der Kopf erhitzt ist, ist es beim Hitzekollaps und beim Hitzschlag der ganze Körper: „In Extremfällen kann sich der Körper auf bis zu 40 Grad erwärmen – wenn man nicht die Möglichkeit hat, in den Schatten zu gehen bzw. „man in extremer Unvernunft in der Mittagshitze ein intensives Lauftraining absolviert“.
Ältere Menschen haben ein größeres Risiko, weil sie weniger schwitzen und dadurch Wärme weniger gut abführen können. „Sie können die Haut befeuchten und so den Körper kühlen.“
Erhöhter Oberkörper
Aber auch Jüngere sind häufig betroffen: „Etwa ein Drittel unserer Patienten sind junge Menschen, die ihre Leistungsfähigkeit bei dieser Hitze überschätzen und zu wenig trinken“, sagt Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASBÖ).
Bei den Erste-Hilfe-Tipps ist das früher verbreitete Hochlagern der Beine in den Leitlinien „heute weitgehend zurückgenommen worden“, sagt Schreiber: „Es gibt keine gesicherten Hinweise, dass dies einen Vorteil bringt.“ Anders sei es bei einem erhöhten Oberkörper, besonders beim Sonnenstich: „Hier wissen wir aus der Intensivmedizin, dass dies etwa bei einer Hirnhautentzündung oder einem Schädel-Hirn-Trauma den Abstrom des Blutes aus dem Gehirn und damit insgesamt die Blutzirkulation verbessert. Wahrscheinlich gilt dies auch für mildere Erkrankungsformen wie den Sonnenstich.“ Wobei ansprechbare Personen so gelagert werden sollten, wie es für sie am angenehmsten ist.
Auf einen wenig beachteten Aspekt beim Thema Tierschutz verweist der Verein „Pfotenhilfe“: „Aquarien und Volieren dürfen auf keinen Fall in der Sonne stehen.“ Das Auto darf als Hitzefalle nicht unterschätzt werden.
Er war bei einem der größten Erfolge der österreichischen Fußballgeschichte dabei – konnte sich freilich zeitlebens nicht daran erinnern: Kurt Schmied ( 2007). Denn der Vienna- und Teamtorhüter (ein Meistertitel, 38 Länderspiele), unsere unangefochtene Nummer 1 bei der WM 1954, hatte bereits nach wenigen Minuten der Viertelfinalpartie gegen den Gastgeber Schweiz einen Sonnenstich erlitten. Austausch war damals noch ein Fremdwort.
Das Spiel fand am 26. Juni 1954 im Stade Olympique de la Pontaise in Lausanne vor 32.000 Zuschauern und bei 40 Grad im Schatten statt.
Aber Tor und Netz hinter Schmied spendeten keinerlei Schatten. So irrte er in Trance und unter argen Schmerzen erbarmungswürdig umher.
Binnen acht Minuten lag Österreich mit 0:3 zurück. Da postierte sich der Masseur Josef Ulrich hinter dem Kasten und labte Schmied ambulant mit kühlen Schwämmen.
Rollten Angriffe aufs Tor, gaben seine Vorderleute (wie Hanappi und Happel) live Direktiven: „Pass auf, Kurtl – da kummt a hoche Flank’n von links! Spring!“ Am Ende hatte Österreichs Team das Spiel gedreht: Das 7:5 (5:4) ist bis heute das trefferreichste aller Weltmeisterschaften.
Später kam die Elf mit einem 3:1 gegen Uruguay (wieder mit Schmied im Tor) sogar auf Rang 3, ein Erfolg, der 60 Jahre danach leidgeprüften Sportfreunden vermutlich „kollektiven Sonnenstich“ bescheren würde. Schmied, der ferngesteuerte Held, wies in der Rückblende jedes Lob von sich: „Erzählts mir, was wollts – ich weiß eh nix mehr!“