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Schlaganfall: Wie eine neue Therapie Leben rettet

"Es ist ein Meilenstein in der Akuttherapie des Schlaganfalls", sagt die Neurologin Prim. Univ.-Doz. Elisabeth Fertl von der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien und künftige Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie: Das mechanische Herausziehen großer Gefäßverschlüsse (Gerinnsel) aus Blutgefäßen im Gehirn.

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Auflösen

Bei der Mehrzahl der Schlaganfälle (85 %) wird ein Gefäß im Gehirn durch ein Gerinnsel blockiert und damit die Sauerstoffversorgung unterbrochen. Um es aufzulösen, wird dem Patient ein Medikament in eine Vene injiziert. Wird diese Therapie in den ersten viereinhalb Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome (z. B. herabhängender Mundwinkel, Lähmungserscheinungen in einem Arm, Sprachstörungen) durchgeführt, bedeutet das die besten Chancen, dass keine bleibenden Beeinträchtigungen zurückbleiben.

Herausziehen

"Doch bei sehr schweren Schlaganfällen und dem Verschluss von großen Gefäßen wirkt diese gerinnselauflösende Therapie nicht gut", so Fertl bei einer Veranstaltung des Verlagshauses der Ärzte. Hier gibt es jetzt die Möglichkeit, die medikamentöse Therapie mit einem mechanischen Eingriff zu kombinieren: Von der Leiste aus wird über Arterien ein spezieller Mikrokatheter bis an die blockierte Stelle im Gehirn vorgeschoben – und damit das Gerinnsel herausgezogen.

Vorteile belegt

Fünf Studien haben die Vorteile dieser Therapie gezeigt, jetzt empfehlen sie medizinische Fachgesellschaften als Routinemaßnahme bei ausgewählten Patienten. "Das sind Gerinnsel, die länger als acht Millimeter sind und einen Durchmesser von drei bis vier Millimetern haben." 10 bis 15 Prozent aller Schlaganfallpatienten sind davon betroffen.

Diese hatten bisher ein Sterberisiko von rund 30 Prozent – und von den Überlebenden hatten viele bleibende Beeinträchtigungen. "Mit der neuen Therapie ist der Anteil der Patienten ohne Behinderungen deutlich über 50 Prozent gestiegen", so Fertl. "Auch die Todesfälle sind stark zurückgegangen." Die mechanische Gerinnselentfernung muss innerhalb von maximal sechs Stunden nach dem Schlaganfall passieren.

Strukturen schaffen

Seit 2011 gibt es in Österreich in elf Stroke Units (Schlaganfalleinheiten) einen Testbetrieb. "Jetzt müssen die Strukturen für den Routinebetrieb geschaffen werden." Ziel ist, dass bis Jahresende flächendeckend ein 24-Stunden-Versorgungsnetz zur Verfügung steht, also immer ein Spital in einer größeren Region diese Therapie anbieten kann.

Bluthochdruck und Vorhofflimmern (eine Herzrhythmusstörung) zählen zu den häufigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle. Bei Vorhofflimmern können Blutgerinnsel vom Herz ins Gehirn wandern, so Kardiologe Prim. Univ.-Prof. Franz Weidinger (Rudolfstifung Wien). Eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten könne dieses Risiko aber deutlich senken.

1000 Patienten unter 45

25.000 Schlaganfälle ereignen sich jährlich in Österreich - und es ist nichht nur eine Krankheit älterer Menschen. Rund 1000 Fälle jährlich betreffen Menschen bis 45, sagt Univ.-Prof. Stefan Kiechl, Präsident der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft. Ein prominentes Beispiel für einen jungen Patienten war erst dieser Tage der deutsche Jazzmusiker Roger Cicero, 45, der am 24. März nach einem Schlaganfall starb. Bei ihm dürfte es sich um einen sogenannten „hämorrhagischen Schlaganfall“ gehandelt haben, bei dem es zum Platzen eines Gefäßes kommt (15 Prozent aller Schlaganfälle).

Würde man Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Typ-2-Diabetes und Fettstoffwechselstörungen vorbeugen, könnte jeder zweite Schlaganfall verhindert werden, sagt Reinhold Glehr, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin. „Die Verdrängung ist gleich geblieben.“ Die Gesprächsmedizin beim Hausarzt könnte etwas ändern, „aber sie muss anerkannt und honoriert werden“.

Sehen Sie hier eine Info-Grafik zu den Standorten der Stroke-Units:

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Bei Warnsignalen für einen Schlaganfall wie Lähmungserscheinungen oder plötzliche Sehstörungen sofort die Rettung - Notruf 144 - rufen.

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