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Blutwäsche gegen Juckreiz

Es ist ein Hoffnungsschimmer für Neurodermitis-Patienten, die an besonders schweren und hartnäckigen Formen der Hautkrankheit leiden: Mit einer Blutwäsche werden jene Stoffe aus dem Blut entfernt, von denen vermutet wird, dass sie die schubweise auftretenden Entzündungsprozesse auslösen.

Diese Reaktionen der Haut werden durch einen körpereigenen Antikörper befeuert. Er heißt Immunglobulin E, kurz IgE, und soll eigentlich vor körperfremden Eindringlingen schützen. Bei Neurodermitikern (20 Prozent der Kinder, bis zu 12 Prozent der Erwachsenen) ist jedoch die Immunabwehr gestört, 80 Prozent von ihnen haben extrem hohe IgE-Werte. Die Normalwerte liegen zwischen 25 und 100 u/ml. Univ.-Prof. Andreas Steiner, Dermatologe im Wiener Wilhelminenspital: "Bei Neurodermitikern können sie auf bis zu 5000 u/ml erhöht sein."

Hier setzt die selektive Antikörper-Blutwäsche an, über die neben anderen deutschen Kliniken am Universitätsklinikum Lübeck geforscht wird. Aus dem Blut der Patienten werden die IgE-Antikörper, ähnlich einer Dialyse, über mehrere Wochen hinweg mit speziellen Geräten herausgefiltert – jeweils mehrere Stunden pro Tag. Entzündungsforscher Michael Kasperkiewicz erklärt den Mechanismus so: "Das krankhafte Protein wird weggewaschen." Dadurch reduziert sich die Entzündungsneigung. Das Immunsystem – dort nimmt Neurodermitis ihren Ursprung – setzt sich sozusagen neu zusammen. "In unseren beiden, zugegeben kleinen, Pilotstudien waren wir sehr erfolgreich."

Bei den Patienten reduzierten sich nicht nur die IgE-Entzündungsparameter. Die Haut war auch weniger gerötet und der Juckreiz ließ nach. Auch wenn die Symptome nach der Behandlung teilweise wieder auftraten – zumindest der Cortison-Einsatz konnte reduziert werden. Jahrzehntelang galt Cortison als einziges Mittel, das Wirkung zeigt. Doch die Entzündung wird damit nur solange unterdrückt, wie der Wirkstoff verabreicht wird. Der Dauereinsatz schädigt über die Jahre die Haut.

Belastung

Bei vielen Betroffenen verschwinden die Symptome im Lauf der Kindheit wieder. Wenn nicht, leiden Erwachsene häufig an stärkeren Beschwerden. Die sichtbaren Spuren und der Kreislauf aus Jucken und Kratzen belasten psychisch. "Das Leben ist durch die Entzündungen sehr beeinträchtigt", sagt Steiner. "Sie können teilweise keinem geregelten Leben nachgehen."

Besonders dieser Patientengruppe hofft Forscher Kasperkiewicz mit der Blutwäsche helfen zu können. "Wenn Cremen und oral eingenommenes Cortison nicht mehr wirken, brauchen wir neue Therapieansätze." Bei extremer Ausprägung werden sogar Immunhemmer wie Cyclosporin A aus der Transplantationsmedizin verschrieben. "Die Nebenwirkungen sind aber enorm. Immerhin soll es nach Transplantationen die Organabstoßung verhindern."

Therapien, bei denen Antikörper aus dem Blut entfernt werden, sind nicht völlig neu, sagt Kasperkiewicz. Etwa in der Therapie der bullösen Autoimmundermatosen. Bei dieser Hautkrankheit greifen körpereigene Antikörper die Haut an, Blasen und Ekzeme entstehen. "Hier sollen insbesondere pathogene IgG-Autoantikörper und weniger IgE-Antikörper weggewaschen werden. Bei Neurodermitis ist die Rolle des IgE noch nicht so klar, wir brauchen noch Studien."

Im Schnitt leiden Patienten mit mäßigen bis schweren Ekzemen 136 Tage pro Jahr.
Die Basis-Therapie bei Neurodermitis (auch Atopisches Dermatitis/AD) besteht in Cremen und Salben, die die trockene Haut mit Feuchtigkeit versorgen. Es gibt mittlerweile zahlreiche Rezepturen, u. a. mit feuchtigkeitsspendenden Wirkstoffen wie etwa Harnstoff (Urea). Neurodermitiker probieren meist einige durch, bis sie eine passende gefunden haben. Ähnlich ist es mit Dusch- und Badezusätzen. Treten Ekzeme auf, kommen entzündungshemmende Cremen, etwa auf Cortisonbasis, zum Einsatz. In schweren Fällen muss Cortison oral eingenommen werden.

Vielen Betroffenen hilft eine Bestrahlungstherapie mit speziellem ultravioletten Licht, das auf die Entzündungsmodulatoren der Haut wirkt. In den vergangenen Jahren gab es auch Studien-Erfolge mit gepulstem blauen Licht, das keine unerwünschten Nebenwirkungen von UV-Licht wie etwa Hautalterung zeigt. Im Wiener AKH wird daran geforscht.

Forscher aus den USA und Malaysia haben zuletzt einen Behandlungsansatz mit stark verdünnter Chlorbleiche als Badezusatz verfolgt. Dabei wird die antibakterielle Wirkung der Bleiche genutzt. In einer Studie besserte sich der Hautzustand der Probanden. In den USA kam vor Kurzem erstmals eine medizinische Waschlotion mit verdünnter Chlorbleiche auf den Markt.

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