Wissen/Gesundheit

Keine österreichweite Influenza-Impfaktion im Herbst

Auch in diesem Herbst wird es keine österreichweite Influenza-Impfaktion geben. Andreas Huss, derzeit Vorsitzender des Verwaltungsrates der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), ist mit diesem Plan am Zögern von fünf Bundesländern gescheitert.

Ab 2022 wird es allerdings ein Erwachsenen-Impfprogramm aus Mitteln der öffentlichen Hand geben, erklärte er gegenüber der APA bei den Praevenire Gesundheitsgesprächen in Alpbach.

Notwendig wäre eine Influenza-Immunisierungsaktion, um einen breiten Schutz in der Bevölkerung zu etablieren. "Immerhin hatten wir 2016/2017 in Österreich mehr als 4.000 Grippe-Tote", sagte Huss. Die Angelegenheit der Influenza-Impfungen stellt sich extrem zersplittert dar. "Vergangenes Jahr hatten Salzburg, Oberösterreich und Kärnten Impfaktionen. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hatte 400.000 Dosen Impfstoff bestellt", erklärte der ÖGK-Chef.

Für 2021/2022 wollte Huss eine österreichweite Kampagne starten. "Ursprünglich hätte die Krankenkasse das Arzthonorar bezahlt. Um die Impfstoffe sollten sich die Bundesländer kümmern. Peter Hacker hat wieder 400.000 Dosen bestellt, die anderen haben nichts gemacht", schilderte Huss den Ablauf.

Er hätte schließlich wenigstens eine Aktion für Risikopersonen und Rezeptgebühren-Befreite realisieren wollen. "Das wären potenziell 500.000 Menschen gewesen." Bei einer Beteiligung von einem Drittel hätte man von etwa 150.00 Impfungen ausgehen können. "Das wären für acht Bundesländer (exklusive Wien, Anm.) etwa zwei Millionen Euro Kosten gewesen. 700.000 Euro hat das Gesundheitsministerium zugesagt." Die Impfstoffe hätten die Hersteller laut ihren Angaben liefern können.

Impfaktion in vier Bundesländern

"Die Abstimmungssitzung vergangene Woche hat ergeben, dass die (Mehrheit der, Anm.) Bundesländer dagegen ist. So wird es eine Influenza-Impfaktion eben nur in vier Bundesländern geben - in Oberösterreich, Salzburg und Kärnten (so wie vergangenes Jahr, Anm.) sowie eben die Aktion in Wien", sagte Huss.

Impfprogramm für Erwachsene

In Sachen niederschwelliger Impfungen auf Kosten der öffentlichen Hand soll damit aber nicht Schluss sein. Ab 2022 soll in Österreich nunmehr ein Impfprogramm für Erwachsene etabliert werden. "Ich habe mir das für Finnland angesehen. Dort lassen sich 70 Prozent der Erwachsenen im Durchschnitt einmal jährlich gegen eine Krankheit impfen. In Österreich sind es 40 Prozent. Wir haben also Luft nach oben", sagte Huss.

Der Plan, der prinzipiell bereits von der Bundes-Zielsteuerungskommission angenommen worden ist: Die wichtigsten Erwachsenen-Impfungen sollen für Erwachsene aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden. "Wir haben ja ein sehr erfolgreiches Kinderimpfprogramm. Wir brauchen auch für Erwachsene ein niederschwelliges Impfprogramm. Wenn sich jemand erst um 70 Euro einen Impfstoff in der Apotheke besorgen muss und dann 20 Euro beim Arzt zahlt, ist das nicht niederschwellig", erklärte der ÖGK-Chef.

Die Idee entspricht dem von der damaligen SPÖ-Gesundheits- und Sozialministerin Eleonore Hostasch im Jahr 1998 eingeführten Kinderimpfprogramm: Zwei Drittel der Kosten soll der Bund zahlen, je ein Sechstel Sozialversicherung und Bundesländer. Huss: "Das dürften Kosten von 150 bis 200 Millionen Euro bedeuten." Diese würden sich durch die Verhinderung von Krankheit und Spitalsaufenthalten wohl amortisieren. "Das Kinderimpfprogramm endet mit 15 Jahren. Dann sind Impfungen bisher Privatangelegenheit", erklärte der ÖGK-Chef. Damit könne man wohl kaum auf die notwendigen Durchimpfungsraten kommen. Die Details sollen jetzt ausgearbeitet werden.