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Corona-Impfstoffe: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Der Artikel wird laufend ergänzt und aktualisiert.

Wann wurde der BioNTech-Pfizer-Impfstoff in der EU zugelassen?

Am 21. Dezember 2020 verkündete zunächst die Europäische Arzneimittelagentur EMA ihre Empfehlung für eine bedingte Zulassung des Impfstoffes von Pfizer und BioNTech, wenige Stunden später gab auch die Europäische Kommission formell grünes Licht für die bedingte Zulassung der Arznei. Impfexpertin Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin an der MedUni Wien, bezeichnete den Schritt in einer ersten Reaktion als "absoluten Durchbruch". Und weiter: "Es ist eine fantastische Situation, dass es möglich war, in so kurzer Zeit – nicht einmal innerhalb eines Jahres – die Zulassung eines Impfstoffes zu erreichen. Das ist eine unglaubliche Leistung. Und ich weiß, dass alle Regelwerke eingehalten wurden, dass eine große Zahl an Studienprobanden – mehr als 44.000 – eingebunden waren." Das Beeindruckende sei, dass es gelungen ist, "alle Abläufe und die Organisation so rasch und effizient durchzuführen, dass wir in dieser Krise so rasch einen Impfstoff bekommen konnten".

Wann wurde der Moderna-Impfstoff in der EU zugelassen?

Als zweiter Corona-Impfstoff ist ab sofort auch das Mittel des US-Herstellers Moderna in der Europäischen Union bedingt zugelassen. Dies entschied die EU-Kommission am 6. Jänner 2021 auf Empfehlung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Damit kommen bald zusätzliche Impfstoffmengen in Europa auf den Markt. Für Österreich, dem laut EU-Verteilungsschlüssel stets in etwa zwei Prozent zustehen, bedeutet dies 3,2 Millionen Impfstoffdosen. Im ersten Quartal würden laut Bundeskanzler Kurz 200.000 Dosen von Moderna geliefert. Damit könnte Österreich mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer sowie Moderna über 500.000 Menschen im ersten Jahresviertel impfen.

Was bedeutet es, dass die beiden Impfstoffe in der EU "bedingt" zugelassen wurden?

In Europa existieren drei reguläre Verfahren, die unter bestimmten Bedingungen eine frühzeitige Zulassung möglich machen: das beschleunigte Bewertungsverfahren, die bedingte Zulassung und die Zulassung unter außergewöhnlichen Umständen. Ersteres passiert im Fall von Corona durch einen "Rolling Review". Impfstoffhersteller senden Daten aus der entscheidenden Prüfphase laufend zur Begutachtung anstatt erst nach Abschluss aller Testphasen gesammelt.

Bei einer Zulassung unter außergewöhnlichen Umständen wird auf die sonst erforderlichen umfassenden klinischen Daten verzichtet, um einem begründeten hohen medizinischen Bedarf gerecht zu werden (z. B. bei sehr seltenen Krankheiten). Dazu kommt es bei der Zulassung von Covid-19-Impfstoffen nicht.

Bleibt die bedingte Zulassung, die von der EU bei Corona-Impfungen generell anvisiert wird. Sie ist an Auflagen (z. B. positive Nutzen-Risiko-Bilanz, Vorbeugung lebensbedrohlicher Krankheit) geknüpft, für ein Jahr gültig und kann jährlich erneuert werden sowie in eine Vollzulassung münden.

Wann wird eine Unterstützung des Impfstoffes von AstraZeneca und der Universität Oxford erwartet?

Das ist derzeit noch unklar. Aktuell laufen jedenfalls fortlaufende Überprüfungen des von AstraZeneca mit der Universität Oxford entwickelten Impfstoffs und auch des Impfstoffs von Janssen Cilag.

Wie müssen die beiden zugelassenen Impfstoffe gelagert werden?

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad gelagert werden. In speziell entwickelten Versandboxen kann das Präparat bis zu 15 Tage transportiert werden. Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius im Vergleich nicht ganz so kalt sein.

Unterschiede gibt es auch nach dem Auftauen: Der Pfizer-Impfstoff kann im Kühlschrank gelagert, muss aber innerhalb von fünf Tagen aufgebraucht werden. Der Moderna-Impfstoff ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil.

Beide Impfstoffe müssen nach Erstnutzung innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden. Eine Durchstechflasche reicht bei Biontech/Pfizer für fünf bis maximal sechs Dosen, bei Moderna für zehn.

Wie gut wirken die Impfstoffe?

Beide Impfstoffe haben bisher hohe Wirksamkeitsgrade erzielt. Das US-Unternehmen Moderna hatte Ende November mitgeteilt, dass sein Impfstoff eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent besitze - gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Der Pfizer-Impfstoff zeigte eine fast identische Wirksamkeit von 95 Prozent - hier waren es sieben Tage nach der zweiten Dosis. Die Zahlen beziehen sich auf die bisher durchgeführten Phase-3-Studien.

Ob die genannten Zahlen auch bei einem massenhaften Einsatz der Impfstoffe zu erreichen sind, wird sich in einigen Monaten zeigen. Unklar ist auch, wie lange die Impfungen genau schützen und ob der Geimpfte das Virus noch weitergeben kann. Optimistisch sind Experten, dass die Impfungen auch bei der Coronavirus-Variante B.1.1.7 funktionieren, die in Großbritannien entdeckt wurde und als besonders ansteckend gilt.

Wie wird der Impfstoff von BioNTech/Pfizer verteilt?

Nach dem kontrollierten Auftauen muss er innerhalb von fünf Tagen verimpft werden. Innerhalb von zwei Stunden sei er ihn in Kühlboxen an jeden Standort in Österreich lieferbar, heißt es aus dem Pharma-Großhandel. Vor der Verabreichung wird der Impfstoff mit einer Kochsalzlösung aufgelöst. Der Vektorimpfstoff von Uni Oxford/AstraZeneca ist bei normalen Kühlschranktemperaturen (+2 bis +8 Grad) lagerbar.

Kann man sich über Apotheken selbst einen im Großhandel lagernden Impfstoff von BioNTech/Pfizer (oder demnächst von Moderna) bestellen?

"Nein", sagt Windischbauer. "Niemand kann sich den Impfstoff kaufen. Er ist Eigentum der Republik Österreich. Sie alleine entscheidet, wer den Impfstoff bekommt. Niemand kann in diesen Prozess eingreifen." Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer wird zuerst in Pflegeheimen und medizinischen Zentren verabreicht. "Weil man eine zentrale Verteilungsstruktur braucht, etwa, weil er stark gekühlt werden muss, wird man anfangs in speziellen Einrichtungen impfen", sagt Markus Zeitlinger, Abteilung für klinische Pharmakologie der MedUni Wien. Danach könne man über den Sprung in Ordinationen entscheiden.

Wie sind die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna gebaut?

Bei beiden Mitteln handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe. In dem Begriff steht das "m" für messenger und "RNA" für ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Vorher wurde noch kein Impfstoff dieser Art für den Menschen zugelassen. Mit der mRNA enthalten die Impfstoffe die Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Auf dieser Grundlage stellen die Körperzellen das Virusprotein her. Gegen dieses entwickelt der Körper seine Immunantwort. Die mRNA wird dabei nicht in das Erbgut des Menschen eingebaut.

Wie funktioniert ein mRNA-Impfstoff?

Der Körper bekommt die Bauanleitung für ein Protein der Hülle des SARS-CoV-2-Virus injiziert. Dabei handelt es sich um genetisches Material, "Boten-RNA", die in den Zellen abgelesen wird und die Bildung des Proteins anregt. Der Körper erkennt dieses als fremd und produziert Abwehrstoffe. Die Präparate von Pfizer/BioNTech und Moderna sind beide mRNA-Impfstoffe und in Wirkung und Aufbau nahezu identisch.

Wie oft wird geimpft?

Auch hier gibt es große Übereinstimmungen. Sowohl der Biontech/Pfizer- als auch der Moderna-Impfstoff erfordern zwei Wirkstoffgaben. Bei Biontech/Pfizer bekommt der Patient im Abstand von etwa drei Wochen jeweils eine Dosis. Beim Produkt von Moderna sind es rund vier Wochen.

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff muss vor dem Spritzen mit einer Natriumchlorid-Lösung verdünnt werden. Jede Dosis enthält 30 Mikrogramm Impfstoff. Das Produkt von Moderna wird dagegen bereits gebrauchsfertig geliefert und enthält mit 100 Mikrogramm rund dreimal mehr Impfstoff pro Dosis. Gespritzt wird jeweils in den Oberarm-Muskel. Der Wirkstoff könne für einige Stunden im Muskel bleiben und der Körper habe so Zeit, ihn zu erkennen und darauf zu reagieren, erklärt der Rostocker Virologe Andreas Podbielski.

Verändern mRNA-Impfstoffe das menschliche Erbgut?

"Nein, das ist nicht möglich", sagt Zeitlinger. "Die Injektion führt zur Neubildung von Proteinen in Zellen." Dafür sei kein Eingriff ins Genom im Zellkern nötig. "mRNA-Impfstoffen haftet der Ruf an, sie wären etwas völlig Neues", weiß Infektiologe Herwig Kollaritsch. Es stimmt, dass sie vor Corona noch nie breitenwirksam zum Einsatz kamen. Aber sie seien bereits bei anderen Erkrankungen in ersten klinischen Studien an Menschen untersucht worden. "Sie sind zu Unrecht umstritten." Dem pflichtet auch Wiedermann-Schmidt bei: "Das Konstrukt, auf dem alles aufbaut, diese Boten-RNA, wird schon seit vielen Jahren gründlich erforscht und wurde auch schon in mehreren klinischen Studien  – etwa für Impfstoffe gegen Krebs – an Menschen untersucht."

Sind die neuen mRNA-Impfstoffe "besser" als andere Technologien?

Man könne nicht von "besseren und schlechteren Impfstoffen" sprechen, sagt Wiedermann-Schmidt. Allerdings habe die Pandemie einen "längst fälligen" Wissens- und Technologiesprung in der Impfstoffforschung zur Folge gehabt. "Man hat gesehen, dass diese mRNA-Impfstoffe viel leichter und effizienter zu entwickeln sind. Sie enthalten lediglich ein Gen von SARS-CoV-2, der Bauplan für das Oberflächenprotein des Virus, das Zellen des Körpers dann selbst produzieren. Vergleichen Sie das mit der Herstellung des Influenza-Impfstoffes zum Beispiel, für den Milliarden von Eiern mit virushaltigem Material beimpft und bebrütet werden, damit sich die Viren vermehren, um so ausreichend Impfstoff zu bekommen."

Wie unterscheiden sich mRNA-Vakzine vom AstraZeneca-Impfstoff?

Für solche Vektorimpfstoffe nutzt man ein Trägervirus ("Vektor"), das für Menschen harmlos ist. Es wird genetisch so verändert, dass es dem krankmachenden Virus oberflächlich gleicht. Der entstandene Vektor wird vom Immunsystem als bösartiger Erreger erkannt; es bildet Abwehrstoffe.

Wie wirksam ist der AstraZeneca-Impfstoff nach aktuellem Wissensstand?

Am 8. Dezember 2020 wurden bereits begutachtete Resultate zur Wirksamkeit in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht. Das Vakzin AZD1222 sei sicher und biete nach Gabe zweier Dosen einen Schutz von etwa 70 Prozent gegen die Erkrankung, schrieb das Team um Andrew Pollard von der Universität Oxford. Die vorläufigen Resultate bestätigen weitgehend die Daten, die die Universität und der AstraZeneca schon im November vorgelegt hatten. Bisher erwies sich die Impfung als sicher: Nur drei der knapp 24 000 Teilnehmer entwickelten im Zeitraum von zunächst 3,4 Monaten schwere Nebenwirkungen, bei denen allerdings unklar ist, ob sie vom Impfstoff stammen. Einer der Teilnehmer zählt zur Kontrollgruppe, die die Covid-19-Impfung nicht erhalten hatte. Bei einem zweiten ist die Zugehörigkeit unklar. Alle drei seien genesen oder auf dem Weg der Besserung. Die Daten zur Wirksamkeit beruhen den Angaben zufolge nur auf Daten von 11.600 Probanden, die zur Sicherheit auf Daten von knapp 24.000. Die bisherige Schutzwirkung hängt der Auswertung zufolge stark von der Dosis ab: Von jenen 4.440 Teilnehmern, die zwei volle Dosen bekommen hatten, erkrankten 27 an Covid-19, was 0,5 Prozent entspricht. In der ähnlich großen Kontrollgruppe waren es 71 (1,6 Prozent). Daraus errechnet sich ein Schutzeffekt von 62 Prozent.

Bei der deutlich geringeren Zahl an Teilnehmern, die versehentlich zunächst eine halbe und erst beim zweiten Mal die volle Dosis bekamen, betrug der Schutz dagegen 90 Prozent: In der tatsächlich geimpften Gruppe erkrankten drei von knapp 1.367 Menschen (0,2 Prozent), in der ähnlich großen Kontrollgruppe waren es 30 (2,2 Prozent). Allerdings war in diesem Teil der Impfung kein Teilnehmer älter als 55 Jahre. Und auch bei jenen Probanden, die zwei volle Dosen erhielten, lassen sich kaum Aussagen zu älteren Menschen treffen, denn hier erkrankten nur insgesamt fünf Menschen über 55 Jahren.

Welche Nebenwirkungen sind bei mRNA-Impfstoffen häufig?

Grundsätzlich muss man zwischen Impfreaktionen, die unangenehm, aber harmlos sind, und schwerwiegenden Nebenwirkungen unterscheiden. "Impfreaktionen treten auf, weil z. B. der Impfstoff von Pfizer und BioNTech extrem wirksam ist", sagt Zeitlinger. "Das heißt auch, dass das Immunsystem des Geimpften massiv darauf reagiert." Was die Geimpften spüren, "ist die Antwort des Immunsystems".

Zu den häufigsten Beschwerden zählen Schmerzen an der Einstichstelle, gefolgt von Müdigkeit und Kopfschmerz. Auch Fieber und Gliederschmerzen können auftreten. Die Intensität ist nach der zweiten Impfung stärker. Laut dem österreichischen Virologen Florian Krammer vom Mount Sinai Hospital in New York müssen 90 Prozent der Geimpften mit milden Begleiterscheinungen rechnen, die übrigen zehn Prozent werden kaum etwas spüren. Bei der Pfizer-BioNTech-Studie mit 44.000 Teilnehmern traten vier Fälle einer vorübergehenden Lähmung eines Gesichtsnervs bei den Geimpften auf.

Löst der Pfizer-BioNTech-Impfstoff Allergien aus?

Seit bei zwei mit "BNT162" geimpften britischen Pflegekräften eine anaphylaktische Reaktion (allergischer Schock) aufgetreten ist, empfiehlt der nationale Gesundheitsdienst NHS, Menschen mit markanter Allergiegeschichte nicht zu impfen. Für Zeitlinger kein ungewöhnliches Vorgehen: "Auch bei vielen anderen Impfstoffen ist man bei schweren allergischen Reaktionen in der medizinischen Vorgeschichte eines Patienten bei der Gabe vorsichtig." Nach bisher bekannten Daten sind allergische Reaktionen aber selten: 0,63 Prozent der Teilnehmer der Impfgruppe und 0,51 Prozent in der Placebogruppe haben solche berichtet.

Die beiden britischen Pflegekräfte hatten Berichten zufolge in der Vergangenheit bereits mit schwere Allergien zu kämpfen und tragen daher einen Adrenalin-Autoinjektor bei sich. Sie wurden behandelt und haben sich laut BBC bereits wieder erholt. Klar ist laut Zeitlinger, "dass man niemanden ein zweites Mal impfen wird, der beim ersten Mal eine solche Reaktion gezeigt hat, weil bei Impfstoffen kein Gewöhnungseffekt eintritt". Menschen mit schweren Allergien "sollten auf jeden Fall 24 bis 48 Stunden nach der Impfung nicht alleine sein", ergänzt Nicolodi.

Auch zwei Geimpfte in Alaska klagten nach der Verabreichung über Atembeschwerden und Hautrötungen, ebenfalls typische Symptome einer anaphylaktische Reaktion.

Vertragen alle Altersgruppen die Pfizer-BioNTech-Impfung gleich gut?

Während die Wirksamkeit in der Studie bei allen gleich war, "hatten ältere Personen weniger stark an Impfreaktionen zu leiden", sagt Kollaritsch. Laut Zeitlinger reagieren Jüngere stärker, weil ihr Immunsystem noch aktiver ist. "Großteils ist es auch so, dass die, die stärkere Begleiterscheinungen haben, auch den stärkeren Schutz haben werden."

Welche Effekte gibt es bei der Pfizer-BioNTech-Impfung auf die Sterblichkeit?

Wie viele Leute müssten sich impfen lassen, um Krankheits- und Todesfälle zu verhindern? Dazu gibt es inzwischen Berechnungen. Selbst bei einer sehr kurz angenommenen Impfschutzdauer von einem Jahr würden je 30 Impfungen einen Krankheitsfall, und je 2.000 Impfungen einen Todesfall verhindern. Der Nutzen würde demnach die Risiken bei weitem überwiegen. "Es gibt fast keine andere Impfung, die eine so gute Bilanz hat", sagt Kollaritsch.

Werden Schwangere mit dem Pfizer-BioNTech-Impfstoff geimpft?

In vielen Ländern, in denen der Pfizer-BioNTech-Impfstoff zugelassen wurde, ist man mit der Verabreichung an schwangere Frauen zurückhaltend. In Großbritannien wird Schwangeren etwa von einer Impfung abgeraten. In der USA hat es die FDA Schwangeren freigestellt, sich den Wirkstoff in Absprache mit ihrem Facharzt verabreichen zu lassen. Diesen Weg geht man auch in der EU. Tatsache ist: Aus den bisherigen klinischen Prüfstudien zu dem Vakzin liegen keine Daten zur spezifischen Sicherheit vor. Heißt: Der Impfstoff wurde weder bei schwangeren noch bei stillenden Frauen getestet. Per se nichts Ungewöhnliches: "Man geht bei allen Impfstoffen nicht zuerst gezielt auf Schwangere zu und impft sie", erklärt Zeitlinger. "Es werden im Laufe der Zeit ganz natürlich Frauen die Corona-Impfung erhalten, die zu diesem Zeitpunkt schon schwanger sind, es aber noch nicht wissen." So werde man laufend neue, zuverlässige Sicherheitsdaten generieren, "um schließlich zu entscheiden, ob der Impfstoff aktiv injiziert werden sollte".

Wie wurde der Impfstoff von Moderna getestet?

30.420 Freiwillige nahmen an der Studie zum Moderna Impfstoff teil. Sie alle wiesen ein hohes Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion oder für einen schweren Covid-19-Verlauf auf. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Studienteilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhielt im Abstand von 28 Tagen den Moderna Impfstoff, die andere ein Placebo. Eine symptomatische Covid-19-Erkrankung trat in der Placebo-Gruppe bei 185 Probanden auf in der geimpften Gruppe bei elf Personen. Negative Auswirkungen durch die Impfung seien selten und in beiden Gruppen gleichermaßen aufgetreten, heißt es in der Studie. 

Wenn es einmal ausreichend Impfstoff diverser Hersteller gibt: Soll man sich dann auch impfen lassen, wenn man bereits eine Erkrankung bzw. Infektion durchgemacht hat?

"Wir wissen, dass die Immunantwort nach einer Erkrankung zirka sechs Monate anhält", sagt Wiedermann-Schmidt. Was danach ist, wisse man noch nicht genau. Studien hätten gezeigt, dass neutralisierende, schützende Antikörper mindestens ein halbes Jahr vorhanden sind, unabhängig vom Schweregrad der Symptome. "So lange es nur begrenzt Impfstoff gibt, sollen ihn zuerst die Menschen bekommen, die noch gar keine Immunität haben. Aber bei ausreichender Versorgung mit Impfstoff ist  es sicher sinnvoll, sich auch nach einer durchgemachten Erkrankung impfen zu lassen."

Angesichts der aktuellen Diskussion über mutierte SARS-CoV-2-Varianten: Könnten Mutationen den Impfstoff wirkungslos machen?

Dazu gibt es derzeit keine Anhaltspunkte. "Mutationen passieren ständig. Aber natürlich kann man das für die Zukunft nicht komplett ausschließen", sagt Wiedermann-Schmidt. Die Molekular-Epidemiologin Emma Hodcroft von der Schweizer Universität Bern sagte im Gespräch mit der New York Times, SARS-CoV-2 habe "es noch nicht nötig", in einer Art zu mutieren, die eine bestehende Corona-Immunität umgehen kann. Das Reservoir an Menschen, das keinen Erregerkontakt hatte, sei groß genug. Virologe Norbert Nowotny von der Vetmeduni Wien dazu: "Wenn man den Gedanken weiterführt, kommt man aus Expertensicht zur Empfehlung, dass sich möglich viele möglichst bald impfen lassen sollten. Wir sollten dem Virus nicht zu viel zeitlichen Spielraum lassen, Varianten zu entwickeln, die den Impfstoff umschiffen könnten."

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