24-Stunden-Betreuung: Endlich Erste Hilfe für überforderte Familien
Von Uwe Mauch
Die Nachricht, dass der oder die Angehörige am Besten schon morgen 24-Stunden-Betreuung benötigt, trifft viele Angehörige immer noch unvorbereitet. Das führt insofern zu Frustrationen, als die Angebote der Vermittlungsagenturen und der dort Beschäftigten alles andere als übersichtlich sind.
Petra Grell weiß, wovon sie spricht. Sie hat sich in den vergangenen zehn Jahren viel Expertise angeeignet. In ihrem Fall als sorgsame Schwiegertochter. Sie kennt inzwischen eine ganze Reihe von Agenturen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht hat, aber auch Mitbewerber, die jegliche Professionalität vermissen ließen.
Vor wenigen Monaten hat Grell die private Bewertungsplattform www.miazogo.com gegründet. Im KURIER-Talk berichtet sie jetzt zufrieden, dass sie bereits weit mehr als hundert Agentur-Bewertungen gesammelt hat.
Besonders erfreulich aus der Sicht der Gründerin: „Die Bewertungen decken das gesamte Spektrum von eins bis fünf Sternen ab.“ Damit habe sich ihre anfängliche Befürchtung nicht erfüllt: „Ich hatte ein bisschen die Angst, dass sich nur Menschen, die ihrem Ärger Luft machen wollen, an die Plattform wenden.“
Mit jedem weiteren Feedback wird das Angebot übersichtlicher. Darüber hinaus können sich Betroffene informieren, ob eine Vermittlungsagentur vom Sozialministerium zertifiziert wurde. Bisher haben dieses Angebot 34 Agenturen angenommen und die damit verbundene intensive Prüfprozedur positiv abgeschlossen, darunter vor allem die namhaften österreichischen Hilfsorganisationen.
Mehr Fairness
Seit wenigen Monaten gibt es nun auch eine dritte Informationsquelle: die IG 24. Bei der Interessenvertretung der Beschäftigten in der 24-Stunden-Betreuung weiß man sehr genau, welche Agenturen ihre Mitarbeiter ausbeutet und wo fair bezahlt wird.
Apropos Fairness: Genau verfolgt Petra Grell auch die in Deutschland begonnene Diskussion nach der Initiative einer 24-Stunden-Betreuerin, die auf Anstellung geklagt hat. Sie hat mit Verzögerung auch in Österreich politische Statements hervorgerufen.
Für die seit vielen Jahren selbstständig arbeitende Mathematikerin ist nicht das konkrete Beschäftigungsverhältnis entscheidend. Viel wichtiger sei, ob 24-Stunden-Betreuerinnen (die meisten sind Frauen und kommen aus Rumänien oder der Slowakei zur Arbeit nach Österreich), „fair bezahlt werden“.
Scheinselbstständigkeit ist ebenso wie in allen anderen Branchen absolut abzulehnen, betont Petra Grell. Ihr Credo: „Wer selbstständig bei uns arbeitet, der muss auch alle verbrieften Rechte eines Selbstständigen in Österreich haben.“ Dazu zählt unter anderem die freie Entscheidung, für wen man arbeiten will und für wen nicht. Dass Agenturen den 24-Stunden-Betreuern Knebelverträge aufhalsen, ihnen sogar noch vorschreiben, mit welchen Taxis sie heimfahren, wären echte No-Gos.Uwe Mauch