Wissen/Gesundheit/Gesund

Durch das Internet misstraut man dem eigenen Wissen

Es ist ja praktisch: Einfach schnell ins Internet schauen, wenn einem zum Beispiel in einem Gespräch über die Wahlen in Venezuela der Name der Hauptstadt nicht gleich einfällt. Doch diese ständige Verfügbarkeit hat auch ihre Schattenseiten, wie jetzt eine Studie der University of Waterloo (Kanada) gezeigt hat: Denn sie führt dazu, dass man weniger auf sein eigenes Wissen vertraut.

100 Studienteilnehmern wurden ganz allgemeine Wissensfragen gestellt – etwa nach Hauptstädten wie im obigen Beispiel. Nur die Hälfte der Teilnehmer hatte Zugang zum Internet – wusste jemand aus dieser Gruppe die Antwort nicht aus seinem eigenen Wissen, sollten er oder sie anschließend im Internet die Antwort suchen.

Die Gruppen waren so zusammengestellt worden, dass man davon ausgehen konnte, dass im Mittel in beiden ungefähr derselbe Wissenstand vorherrscht.

Weniger Wissen

Umso verblüffender das Ergebnis: Die Gruppe mit Internetzugang gab öfter als die andere an, die Antwort nicht zu wissen. Der Unterschied betraf rund fünf Prozent der Fragen. Und aus der Internet-Gruppe sagten auch mehrere Teilnehmer, dass sie das Gefühl hatten, weniger zu wissen als die anderen.

"Durch die weltweite Verbreitung des Internet sind wir beinahe ständig mit riesigen Mengen an Information konfrontiert", sagt Prof. Evan F. Risko vom Departement für Psychologie der Universität von Waterloo. "Sobald diese Informationsquelle verfügbar ist, scheinen Menschen weniger auf ihr eigenes Wissen zu vertrauen." Und die Angst davor, etwas Falsches zu sagen, scheint größer zu sein. Eine andere mögliche Ursache: Gibt man an, etwas nicht zu wissen (obwohl man glaubt, nicht ganz falsch zu liegen) und schaut anschließend im Internet nach, wird das als angenehme Bestätigung empfunden.

Übrigens: Die Hauptstadt von Venezuela ist Caracas – für diese Antwort brauchen Sie das Internet schon einmal nicht.