Welser Trodat-Gruppe: Eine Million Stempel für die Chinesen
Von Anita Staudacher
Er ist grün, federleicht, 50 x 18 Millimeter klein und ein echter Weltstar: Kein anderer Stempel verkauft sich weltweit so gut wie der Printy 4.0. Ein echtes Hightech-Produkt, weil beim Stempeln nicht der geringste Widerstand wahrnehmbar ist. „Der geht runter wie Butter“, erläutert Norbert Schrüfer, Vorstandsvorsitzender der Firma Trodat nicht ohne Stolz. Denn hinter der Stempel-Neuheit steckt viel Know-how aus der hauseigenen Forschungsabteilung.
„Grün“ ist der Printy deshalb, weil er zu 70 Prozent als Kunststoff-Recyclingmaterial hergestellt wird und daher das Logo „-neutral“ tragen darf. Rund 35 Millionen Stück von Printy und ein Dutzend anderer Stempel-Modelle laufen pro Jahr vom Band der Trodat-Fabrik mitten in Wels/ Oberösterreich. Der aus Deutschland angelieferte Kautschuk wird geschnitten, der Kunststoff erhitzt in die richtige Form gebracht. Dann erledigen Maschinen die Fertigstellung des Stempels.
Trodat ist seit vielen Jahren Weltmarktführer bei Stempel und will dies noch lange bleiben. „Ein Stempel ist ein total unterschätztes Produkt“, meint Schrüfer, der seit März an der Spitze des Familienunternehmens steht.
Papier lebt
Trotz Digitalisierung kann vom papierlosen Büro oder der papierlosen Kanzlei noch lange keine Rede sein. Schon gar nicht weltweit. In China etwa benötigt jede Steuererklärung fünf verschiedene Stempel. Und wehe, einer fehlt. „Die Chinesen stempeln wie wild“, weiß Schrüfer, der gerade einen Mega-Auftrag für das Reich der Mitte erledigte. Nicht weniger als eine Million Stempel wurden geordert, um die Namen der Schulkinder in den Blusen- und Hemdkragen ihrer Schuluniformen zu stempeln. Die Herstellung dauerte mehr als drei Wochen. Bevölkerungsreiche Länder wie China, Indien oder Russland sind die Wachstumsmärkte für die Welser, während der Markt in Europa schrumpft.
Nach wie vor ein Besteller ist der bereits 1947 vom Unternehmensgründer Just erfundene Datumsstempel von Trodat, den es in nicht weniger als 40 unterschiedlichen „Sprachen“ gibt.
Laserplotter
Zweites, wachsendes Standbein der Firma ist die Lasertechnologie. Mit dem Flachbeet-Laserplotter lassen sich unterschiedlichste Materialen mittels Laser schneiden, gravieren, beschriften oder markieren. Auch Barcodes können binnen weniger Sekunden sicher auf Metall gelasert werden, weshalb die Autoindustrie ein wichtiger Kunde ist. 3000 Stück Laserplotter werden jährlich am Trotec-Standort in Marchtrenk gefertigt und in alle Welt exportiert.
Auch wenn Trotec Werke im Ausland betreibt, die für den jeweiligen Markt fertigen, so führe an einer Fertigung in Österreich kein Weg vorbei. „In einem Hochlohnland wird ein Problem in der Produktion nach drei Minuten behoben, in einem Billiglohnland in drei Tagen“, erläutert Schrüfer dem KURIER, der auf Einladung des Wirtschaftsservice Wels das Unternehmen besuchte. Die Arbeitsplätze in Wels seien „auf Jahre gesichert“. Sorgen macht sich Schrüfer um den Fachkräftenachwuchs in der Region: „Wir klauen uns gegenseitig die Mitarbeiter weg“.
Die Trodat/Trotec -Gruppe beschäftigt weltweit 1600 Mitarbeiter und setzte zuletzt rund 250 Mio. Euro um. 98 Prozent der Produktion gehen in den Export, geliefert wird in 150 Länder . Erst kürzlich wurde eine Produktion von China zurück nach Rumänien verlagert. Bis 2020 will Schrüfer die 300-Millionen-Euro-Grenze knacken. Das Unternehmen steht nach einer Umstrukturierung Anfang 2018 zu 74,9 Prozent im Besitz der Müller-Just Familienstiftungen, 25,1 Prozent hält die niederösterreichische ImWind Gruppe.