Wirtschaft

Warum es plötzlich so viele Waffengeschäfte gab

Wenn es um die Jagdausrüstung geht, spielt die Firma Kettner mit 13 Standorten in Österreich in einer eigenen Liga. Von der Flinte bis zur Lederhose gibt es alles in den Geschäften, die mittlerweile auf einen Jahresumsatz von 20 Millionen Euro kommen. Was gekauft wird, ist im Bundesländervergleich zum Teil recht unterschiedlich. Auch das Bild des Jägers hat sich im Laufe der Zeit gewandelt.

„Wir sehen einen Generationenwechsel“, sagt Werner Bürkl, Geschäftsführer des Jagdausstatters Kettner. Gerade im urbanen Raum würden sich immer mehr junge Menschen für die Jagd interessieren, auch weil das Thema Herkunft bei Fleisch für viele an Bedeutung gewinnt. „Zudem geht es stark um das Naturerlebnis“, sagt Bürkl. Auch wenn die Zahl der Frauen steigt, die den Jagdschein machen, sitzen auf den Hochständen nach wie vor hauptsächlich Männer. In den ländlichen Gebieten der Steiermark, Tirols und Salzburgs gerne im traditionellen Lodengewand, im urbanen Bereich zunehmend in Funktionskleidung, die die Industrie in Tarnfarben auf den Markt bringt.

Die Konkurrenzsituation habe sich in den vergangenen Jahren verschärft, sagt Bürkl. „2015/16 gab es einen Boom bei Waffen, der dazu geführt hat, dass viele im Nebenerwerb mit dem Waffenhandel begonnen haben. Diese Entwicklung legt sich nun langsam wieder.“ Langfristig sieht er nur für kleine Spezialgeschäfte und große Entertainment-Center eine Zukunft, die Mitte bröckelt seiner Einschätzung nach weg. „Deswegen haben wir auch die Schießarena Zangtal übernommen“, erläutert Bürkl, der in den kommenden drei bis fünf Jahren bis zu fünf zusätzliche Standorte eröffnen will. In Österreich wie in den angrenzenden Ländern. „Durch unsere beiden Standorte in Kroatien haben wir in der Region bereits Erfahrung.“

Waffen neben Rädern

Die neue Konkurrenz durch den norwegischen Sporthändler XXL-Sports (fünf Standorte in Österreich) sieht der Kettner-Chef gelassen: „Da werden Waffen neben Rädern verkauft, das passt nicht zum österreichischen Markt.“ Im übrigen sei das Jagdsegment nur ein kleiner Teil des XXL-Sports-Sortiments. „Da wird viel Lärm mit ein paar Aktionen gemacht, das Sortiment ist aber so klein und regt mich nicht auf“, betont Bürkl, der seinerseits einen Webshop hochgezogen hat. „Ich glaube, dass man online und offline vertreten sein muss. Aber das Onlinegeschäft ist rein preisgetrieben und man konkurriert mit dem ausländischen Mitbewerb. Wir setzen weiter vor allem auf Dienstleistung.“

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Auch die Raiffeisen Ware Austria baut den Jagdbereich kontinuierlich aus. „Bei den Kunden der Lagerhäuser sind Jagd- und Outdooraktivitäten täglicher Bestandteil des Lebens. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzt“, heißt es seitens der Unternehmenskommunikation. Die Wild & Wald Shops in den Lagerhäusern werden daher ausgebaut. Auch auf die steigende Zahl der Jägerinnen wurde längst reagiert. „Damenschnitte im Jagd- und Outdoorbereich sind bei der Eigenmarke Wild &Wald in allen Lagerhäusern seit vielen Jahren Standard“, sagt eine Sprecherin.

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