Wirtschaft

voestalpine verkauft 80 Prozent des Roheisenwerks in Texas

Der börsennotierte Stahltechnologiekonzern voestalpine zieht sich aus seinem Roheisenwerk in Texas zurück, wie das Unternehmen Sonntagabend bekanntgab. Für die Fertigung der Eisenpellets (HBI, Hot Briquetted Iron) in Corpus Christi sei es aktuell in Gesprächen zum Verkauf von 80 Prozent ihrer Anteile. "Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten", gab der Konzern nun bekannt.

Der Konzern habe in den vergangenen Monaten eine "ergebnisoffene Marktsondierung zur Stabilisierung des Geschäftsmodells" ihrer Direktreduktionsanlage in Texas durchgeführt. Teil der weiteren Beteiligung der Voest soll eine Vereinbarung zur langfristigen Absicherung des künftig für den ersten Dekarbonisierungsschritt benötigten Volumens von HBI an den Standorten in Linz und Donawitz sein.

Ein Sorgenkind weniger

Mit dem Abstoßen des 80-Prozent-Anteils hätte die Voest jedenfalls ein Sorgenkind weniger: Abhängig vom Ausgang der Verhandlungen könne ein erfolgreicher Abschluss des Verkaufsvorhabens zu einem Buchgewinn, der unter "discontinued operations" ausgewiesen werden soll, sowie zu einer "wesentlichen Verringerung der Nettofinanzverschuldung der voestalpine führen", hieß es in der Aussendung knapp. Die voestalpine Texas Holding werde im Jahresabschluss 2021/22 voraussichtlich "im Sinne von IFRS 5" als aufgegebener Geschäftsbereich festgehalten.

Das im Herbst 2016 in Betrieb genommene Werk in Corpus Christi war mit zahlreichen Rückschlägen und Abschreibungen in Millionenhöhe verbunden. Die Errichtungskosten für die Direktreduktionsanlage betrugen den Konzernangaben zufolge rund 870 Mio. Euro - "1,012 Mrd. Dollar zum damals gültigen Umrechnungskurs". Aufgrund eines schwierigen Marktumfelds hätten 2019 und 2020 "außerplanmäßige Abschreibungen von insgesamt 372 Mio. Euro" vorgenommen werden müssen. Die voestalpine-Tochter habe das Geschäftsmodell sowie die Produkt- und Kundenstruktur in den vergangenen Jahren "zunehmend stabilisieren können".

"Klarer Plan zur Dekarbonisierung"

HBI (Roheisen, das weiterverarbeitet wird) bleibe als Vormaterial in der Stahlproduktion für die voestalpine weiterhin wichtig. Der Konzern hat mit greentec steel eigenen Angaben zufolge "einen klaren Plan zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion entwickelt". Mit der Inbetriebnahme von je einem Elektrolichtbogenofen in Linz und in Donawitz Anfang 2027 sollen die CO2-Emissionen "signifikant um rund 30 Prozent"gesenkt werden können. Das entspreche fast 5 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen Österreichs.

Das von der Voest stetig weiterentwickelte Rohstoffkonzept bestehend aus Schrott, flüssigem Roheisen und HBI ermögliche zudem auch in Zukunft die Erzeugung von grünen Hightech-Stählen, wie sie beispielsweise in der Automobil- und Bahnindustrie zum Einsatz kommen werden.